Karma an der Sicherheitskontrolle
Ich lebe erst seit einigen Monaten in Spanien. Es ist mein erster Besuch in diesem Land und ich bin unglaublich angetan von der offenen, herzlichen Art der Spanier. Um meine Familie zu besuchen, wollte ich für ein langes Wochenende nach Deutschland fliegen – nur mit Handgepäck. Am Flughafen angekommen, freue ich mich darüber, nicht an der langen Schlange vor dem Schalter anstehen zu müssen und gehe gleich zur Sicherheitskontrolle. Ich bin nicht sicher, wo genau ich mich anstellen muss, deshalb frage ich ein deutsches Ehepaar, das hinter mir steht: Inge und Günter. Mit meiner Frage scheine ich bei Inge einen Nerv getroffen zu haben, denn sie beginnt eine Schimpftirade: „Das kann ja nicht angehen! Was sich die jungen Leute heutzutage alles erlauben. Sie mit Ihrer Reisetasche sollten sich beim Schalter anstellen, das ist doch kein Handgepäck, was Sie da haben, viel zu groß!“ Ich komme mir vor, als hätte ich ein Brett vor den Kopf bekommen. Aber als wäre es noch nicht genug meint Inge: „Günter sag doch auch mal was dazu.“Günter bleibt stumm. Ich erhole mich langsam von meinem Schock und hätte Inge gern gesagt: „Entschuldigen Sie, aber die Größe meines Gepäckstücks geht Sie nichts an.“Stattdessen höre ich mich sagen: „Vielen Dank für Ihre Hilfe.“Und drehe mich wieder nach vorn. Als ich an der Reihe bin, krame ich alle meine technischen Geräte sowie Flüs- sigkeiten aus meiner Handtasche, lege sie in die dafür vorgesehenen Schalen, laufe durch den Scanner und darf am anderen Ende der Security Kontrolle meine Sachen wieder einpacken. Aus dem Augenwinkel sehe ich Inge und Günter durch den Scanner gehen. Sie werden vom Personal gebeten, ihren kleinen Koffer zu öffnen. Leider verste- hen die beiden nicht, was man von ihnen möchte und Inge legt wieder los: „Günter mach doch mal, was man dir sagt!“Wegen Inges aufgeregter Schimpferei wird das Sicherheitspersonal aufmerksam und unterzieht das Paar schließlich einer Drogen- und Sprengstoffkontrolle. Es geschieht ihnen recht, denke ich insgeheim.