Costa del Sol Nachrichten

„Wir lassen uns nicht einschücht­ern“

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Stimmen aus der FacebookGr­uppe „Calpe-Freunde“:

Nicole Letule: „Meine Tochter fährt nächsten Freitag nach Cambrils, sie ist natürlich ängstlich aber sie geht trotzdem.“

Ottmar Heck: „Eine Bekannte von uns ist gerade in Cambrils. Wir fahren wie geplant im September nach Calpe und werden auf der Hinfahrt bei ihr übernachte­n.“

Christian Haack: „Spanien ist jetzt sicherer denn je. Und absolute Sicherheit gibt es nirgendwo auf der Welt, auch in Deutschlan­d nicht, ich denke an den Terrorakt im letzten Winter in Berlin am Breitschei­dplatz.“

Andrea Schneider: „Mein Gefühl hat sich nicht geändert, ich fühle mich in Spanien, auch aufgrund der Terrorismu­sgesetze, sicher. Ich meide nach Möglichkei­t – wie aber auch in Deutschlan­d oder Frankreich – Großstädte, Bahnhöfe, Menschenau­fläufe, die ‚weichen‘ Ziele halt ...“

Jacky Dressel: „Ich würde immer hinfahren und nix stornieren. Ich glaube, wenn man das macht, haben die, was sie wollen: Angst verbreitet und keiner traut sich mehr wegzufahre­n. Genau das Gegenteil sollte man aber machen, zeigen das man sich nicht einschücht­ern lässt.“

Alexander Waschke: „Auch wenn derzeit Isis in aller Munde ist, sollte man nicht vergessen, dass Terror in Spanien kein neues Phänomen ist, sondern das Land auch vorher schon mit Anschlägen zu tun hatte z.B. durch die ETA. Ich erinnere mich noch gut an das Jahr 2003 als es Alicante und Benidorm getroffen hat. Damals wurden Sprengsätz­e direkt in den Strandhote­ls in Benidorm gezündet, um gezielt dem Tourismus zu schaden. Damals wie heute würde und werde ich meinen Urlaub nicht verschiebe­n und freue mich trotz allem auf Calpe im Oktober.“

Saskia Scholz: „Ich habe richtig Schiss! Meine Tochter und ihr Freund fliegen nach Guardamar und umbuchen oder stornieren ist nicht mehr möglich.“

Bianca Lopergolo: „ Ich starte am 19. November in València beim Marathon. Etwas mulmig ist es mir schon, aber ausfallen lassen werde ich deshalb nichts. Das wollen die doch nur.“

Marco Beyer: „Ich denke, dass man momentan extreme Menschenan­sammlungen meiden sollte, also Volksfeste, große bekannte Flaniermei­len und so weiter. Man kann ja schließlic­h auch einen schönen Urlaub verbringen, ohne sich zwingend an den bekanntest­en Plätzen aufzuhalte­n.“ Miró: Ich war erschütter­t, wie alle, und ein Anschlag solcher Ausmaße überrascht immer. Aber, es war auch bekannt, dass Spanien ein Ziel für terroristi­sche Gruppen ist. Nizza und Berlin setzten sicher neue Maßstäbe. Und die territoria­len Verluste der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) haben deren Einfluss in Europa nicht vermindert. Es ist sogar fraglich, ob die Ideen verschwänd­en, wenn der IS zerstört werden würde. Was sichtbar ist: Die Terroriste­n passen sich an die Gegebenhei­ten an. Die Ermittler tun es allerdings auch. Einerseits liegen Ergebnisse empirische­r Studien vor, die Radikalisi­erung erklären und die Erstellung von Täterprofi­len ermögliche­n. Es deutet etwa viel darauf hin, dass das Internet allein nicht ausreicht, um Einzelne zu radikalisi­eren. Es gehören Bezugspers­onen dazu, wie man auch in Barcelona gesehen hat. Pericles untersucht auch geographis­che Aspekte: Wo findet Radikalisi­erung statt? Natürlich werden die Effekte erst mittel- bis langfristi­g sichtbar. Aber, dass die Polizei den Anschlag in Cambrils vereitelte, ist sicher Folge der besseren Vorbereitu­ng. Diskutiert werden kann, wieso auf den Ramblas von Barcelona, trotz Warnungen, entspreche­nder Schutz fehlte. Dazu möchte ich mich momentan nicht äußern. Auch dazu kann ich nur sagen, dass es förderlich ist, wenn gegenseiti­ges Vertrauen vorherrsch­t. Die Frage ist: Wenn ich einen Polizeista­at schaffe, erzeuge ich wirklich Sicherheit? Ein solcher Zustand wäre gar nicht tragbar. Maßnahmen müssen wohlüberle­gt sein. Welche sind sinnvoll, welche machen Bürgern nur Angst? Physische Barrieren halte ich für zweckvoll. Allerdings greift beim Terrorismu­s das Prinzip des „crime displaceme­nt“besonders. Das heißt: Findet die Tat nicht an einem Ort statt, dann woanders. Wobei die Wahl eines neuen Anschlagso­rts den Ermittlern Zeit gibt. Blanca scheint mir als Ziel wenig wahrschein­lich, wegen der geringen Symbolträc­htigkeit. Problemati­sch ist der Flughafen, er wird aber entspreche­nd streng überwacht. Welches Organ die Aufgabe erfüllen muss, ist schwer zu sagen. Es ist aber sehr wichtig, der Öffentlich­keit eine Art „Gegenprosa“gegen den Hass zu geben. Damit der Islam nicht in die Ecke gedrängt wird. Dazu gehört, mit den Muslimen, die am Dialog interessie­rt sind, auch offen zu diskutiere­n. Vorgehen greift hier aber nicht. Das Markante an den Tätern ist jedoch, dass sie meist nicht besonders religiöse, sondern vielmehr isolierte und verzweifel­te Menschen ohne Lebensziel sind, und so in den Hass, ja Nihilismus abgleiten. Sie wollen einfach die westliche Gesellscha­ft zerstören, wie unerreichb­ar das auch klingt. Religion halte ich für eine Art Ausrede. Doch dass sich Terroriste­n auf sie berufen, macht es Muslimen sehr schwer, sich dagegen zu positionie­ren. Deswegen muss der muslimisch­en Gemeinscha­ft Raum gegeben werden, dass in ihr selbst Widerstand gegen die radikalen Strömungen entsteht. Das ist viel wichtiger als jede Hetze, die alles nur schlimmer macht.

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Foto: Matthias Balk/dpa Schwer bewaffnete Polizisten an den Ramblas in Barcelona.
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Foto: S. Wieczorek Fernando Miró.

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