Ansturm von Flüchtlingen
In den ersten sieben Monaten des Jahres haben mehr Menschen spanische Küsten erreicht als 2016
Madrid – ck. Am Mittwoch, 16. August, hat die spanische Seenotrettung fast 600 Flüchtlinge aus dem Meer vor der andalusischen Küste in Sicherheit gebracht. In mehreren prekären Booten vor Cádiz, Granada und Almería sind den ganzen Tag über Menschen gerettet worden.
Am Mittwoch vergangener Woche hat die spanische Polizei auch einer Gruppe von Schleppern das Handwerk gelegt, die Flüchtlinge von Marokko aus mit JetSkis nach Spanien gebracht haben. Für bis zu 5.000 Euro pro Person – manchmal werden zwei Erwachsene, manchmal fünf Kinder oder Jugendliche gleichzeitig transportiert – sind die Überfahrten in der Meerenge von Gibraltar zu einem einträglichen Geschäft geworden.
In diesem Jahr sollen 29 JetSkis 125 Flüchtlinge gebracht haben, 2016 waren es nur 35 auf 15 Gefährten, schreibt die Zeitung „ABC“. Allerdings werden nicht alle Passagiere an Land gebracht. Manchmal werden sie abgeworfen und ertrinken, wenn sie nicht schwimmen können. Drei Schlepper wurden vergangenen Mittwoch festgenommen, zwei entkamen.
Die Polizei hat sich ebenfalls mit Jet-Skis ausgerüstet, um diese Art des Menschenschmuggels zu bekämpfen, aber auch Drogenhandel und organisiertes Verbrechen.
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) gibt die Zahl der auf dem Seeweg direkt nach Spanien gelangten Flüchtlinge vom 1. Januar bis 11. August mit 8.285 an. Die Europäische Agentur für Grenz- und Küstenwache, Frontex, rechnet in den ersten sieben Monaten des Jahres sogar mit 11.000 Menschen, die Spanien illegal über das Mittelmeer erreicht haben. Das sind mehr als im gesamten Vorjahr. Der Strom auf Italien lasse etwas nach, dafür nehme der Ansturm auf die spanische Küste zu. Im Vergleich gelangten nach Italien 93.900 Flüchtlinge, nach Griechenland 15.750 – in den ersten sieben Monaten.
100 Tote sind verzeichnet
Zum Teil sei der Ansturm auf spanische Küsten der Auflösung von Lagern in Marokko und Algerien geschuldet, so Frontex. Genaue Zahlen legt auch die Seenotrettung vor: In den ersten sieben Monaten hat sie 403 Boote entdeckt und 7.642 Personen aufgenommen.
19 Menschen wurden tot geborgen und 79 müssen als verschollen gelten. Die meisten Flüchtlinge wurden in die Auffanglager (CIE) Tarifa und Almería überwiesen.
Frontex rechnet 2017 mit 11.000 Menschen, die Spanien illegal über das Mittelmeer erreicht haben