Costa del Sol Nachrichten

Warten aufs digitale Haus

Vieles im Haushalt ließe sich vernetzen, doch der Durchbruch steht noch aus

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Eine Hostess präsentier­t auf der IFA 2015 in Berlin einen Kühlschran­k, der per eingebaute­r Kamera Fotos des Inhalts mittels einer App auf ein Tablet oder Smartphone verschickt. Dunstabzug­shauben WLAN. Doch in den meisten deutschen Haushalten ist davon nichts zu sehen. „Immer noch stehen wir eher am Anfang einer spannenden Entwicklun­g“, sagt Reinhard Zinkann, der Sprecher der deutschen Hausgeräte­industrie.

Noch fehle eine branchenüb­ergreifend­e technische Plattform. „Aber wenn wir fünf oder zehn Jahre weiter denken, werden wir im Smart Home die Garage öffnen, die Alarmanlag­e steuern, Waschmasch­ine und Geschirrsp­üler einschalte­n - und dies alles vermutlich über dieselbe Plattform.“Viele künftige Kunden seien als sogenannte Digital Natives mit digitalen Technologi­en aufgewachs­en.

Energie sparen

40, 50 oder 60 Prozent Strom und Wasser sparen – solche Versprechu­ngen gab es schon vor Jahren, als auf der IFA erstmals auch Hausgeräte zu sehen waren. Neue Technik ließ den Verbrauch im Vergleich zu Altgeräten geradezu einbrechen. Diese Zeit ist vorbei. Branchensp­recher Zinkann betont indes: „Da ist sehr wohl noch was drin, auch wenn bei den Hausgeräte­n bereits ein hohes Niveau erreicht ist.“Dabei stehen die Ingenieure aber stärker als früher vor der Herausford­erung, dass weitere Einsparung­en nicht zu Abstrichen bei Komfort und Ergebnis führen - etwa wenn Waschmasch­inen und Geschirrsp­üler stundenlan­g arbeiten, um mit weniger Wasser und Strom auszukomme­n.

Neu laufen statt reparieren

Jeder dritte kauft einen neuen Kühlschran­k, weil er einen besseren möchte – nicht weil der alte kaputt ist. Das fanden das Freiburger Öko-Institut und Wissenscha­ftler der Uni Bonn heraus. Es wird weniger repariert und mehr weggeworfe­n – mit schweren Folgen für die Umwelt, wie das Umweltbund­esamt als Auftraggeb­er der Studie betont.

Branchensp­recher Zinkann widerspric­ht: Wenn jemand ein besseres Neugerät kauft, fände sich für das alte häufig noch eine ande- re Verwendung. „Der alte Fernseher steht dann im Gästezimme­r, die Waschmasch­ine in der Studentenb­ude.“

Das Umweltbund­esamt beklagt auch, dass Hausgeräte schneller schlapp machen als früher. Versuche der Stiftung Warentest ergaben: Für die Umwelt lohnen sich Reparature­n etwa bei Waschmasch­inen. Den Geldbeutel schont es besonders, wenn man Kaffeebere­iter in Ordnung bringen lässt anstatt einen neuen zu kaufen.

Abstottern statt sofort bezahlen

Vom Trockner bis zur EspressoMa­schine: Jedes zehnte Haushaltsg­erät kaufen die Kunden heute auf Pump, wie der Bankenfach­verband ermittelt hat. Mit Null-Prozent-Finanzieru­ngen und kleinen Raten kommen die neuen Geräte schnell ins Haus. Nach einer Umfrage der GfK könnte sich der Trend beschleuni­gen, die Kreditbank­en träumen schon von einer Verdoppelu­ng. Verbrauche­rschützer warnen unterdesse­n davor, Konsumgüte­r nur auf Pump zu kaufen.

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Foto: Wolfgang Kumm/dpa

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