Miserable Qualität
Gemeindeverwaltung fordert Landes- und Zentralregierung auf, dringende Maßnahmen zu ergreifen
In Fuente de Piedra rollt zweimal pro Woche der Wasserwagen an, um Anwohner zu versorgen
Fuente de Piedra – ws. „Das Leitungswasser ist schrecklich“, sagen Linda Kemsley und Alan Read, die sich vor zehn Jahren in Fuente de Piedra im Norden der Provinz Málaga ein Reihenhaus gekauft haben, um dort ihren Lebensabend in südlichen Klima zu genießen. Es waren Natur und Frieden, die sie suchten, die Küste war für sie keine Option. „Zu viele Briten da“, verraten die Ex-Pats lachend. Stattdessen ließen sie sich in der Nähe der Lagune Fuente de Piedra nieder, die als größtes Feuchtgebiet Andalusiens und als eine der wichtigsten europäischen Brutstätten für Flamingos gilt. Doch die zunehmende Trockenheit bedrohen nicht nur die Lagune, sondern auch die Wasserversorgung der Bürger.
Schlechte Wasserqualität
Schon im Sommer 2016 musste die Gemeindeverwaltung von Fuente de Piedra Restriktionen anordnen. Wasser floss nur einige Stunden täglich aus den Hähnen. In diesem Jahr wurde bereits zum Sommeranfang vor dem Konsum des Leitungswassers gewarnt, da es aufgrund eines zu hohen Salz-, Nitrat- und Mineraliengehalts als gesundheitsgefährdend eingestuft wurde. Seit Ende August herrscht zum zweiten Mal Notstand. Zweimal pro Woche lässt die Gemeindeverwaltung die Wasserwagen anrollen, um die Menschen kostenlos mit Trinkwasser zu versorgen.
„Wir können das Leitungswasser noch nicht einmal zum Kochen verwenden, nach dem Duschen brauche ich viel Körperlotion und meine Pflanzen im Garten sind eingegangen“, berichtet Kemsley und deutet auf einige vertrocknete Blumen in ihrem Vorgarten. „Als wir hergezogen sind, hatte das Wasser eine gute Qualität, wir konnten es sogar trinken. Aber die Situation hat sich schleichend verschlechtert, und seit dem vergangenen Jahr ist das Wasser ungenießbar“, bestätigt Read. Die Wasserrechnungen seien jedoch nicht gesenkt worden.
„In drei Jahren mussten wir dreimal unseren Wasserboiler austauschen, die Wasch- und Geschirrspülmaschinen funktionieren aufgrund der schlechten Wasserqualität nicht richtig“, beklagt sich Kemsley. Nicht einmal die speziell installierten Filtergeräte würden etwas bringen.
Weniger Regen, hoher Konsum
Auf dem Esel-Gnadenhof El Refufio del Burrito am Rande der Ortschaft Fuente Piedra ist die Lage ähnlich. Der Brunnen, der sich auf dem Gelände befindet, hat kein Wasser. Zwar ist die Tierherberge auch an das Verteilernetz der Ortschaft angeschlossen und Filteranlagen sind installiert, aber das verbessert die Wasserqualität nicht wirklich. „Diese Gegend war früher wasserreich, jetzt ist die Lage ernst“, urteilen Laura Agudo und Daniel Guerrero. Es regne weniger und die Ressourcen würden zu sehr ausgeschöpft.
„Schau dich in der Gegend um“, sagt Agudo, „überall gibt es Olivenplantagen, die bewässert werden, auch die Bevölkerungszahl ist gestiegen“. Das betreffe nicht nur Fuente de Piedra, sondern auch Humilladero, Alameda oder Archidona. Früher seien in diesen Gebieten nur Trockenfeldprodukte wie Getreide angebaut worden, das habe sich geändert. Industrielle Landwirtschaft dominiere. Zudem gebe es keine Kontrolle über Brunnen und Wasserverbrauch. „Man müsste ein nachhaltigeres Konzept entwickeln“, findet Agudo. Wenn es wenig regne und die Wasserressourcen schwinden würden, müsse man neue Lösungen finden.
Das sieht die Gemeindeverwaltung ähnlich: Vergangene Woche rief Bürgermeister Francisco Hidalgo (PSOE) zu einer „dringenden und umgehenden“Sitzung auf. Landes- und Zentralregierung müssten Maßnahmen ergreifen. Im nördlichen Gebiet von Antequera seien 13 Gemeinden und 80.000 Menschen vom Wassernotstand betroffen. Hidalgos Forderung: Eine Verbindung zum Stausee Iznájar in der Provinz Córdoba, der als größter Stausee Andalusiens gilt, müsse geschaffen werden.
Lösungen müssen her
Auch in anderen Gebieten der Provinz fordern Agrarbetriebe, die unter anderem subtropische Früchte anbauen, Verbindungen mit wasserreicheren Stauseen. Doch ob das in Zeiten eines angekündigten Klimawandels und einer drohenden Versteppung Südspaniens helfen kann? „Wenn sie Wasser aus anderen Gegenden holen, trocknen sie diese womöglich auch aus“, gibt Agudo zu bedenken.
Hauptursachen für den Wassernotstand sind für alle Befragten: Rückläufige Niederschläge, wachsende Bevölkerungszahlen, dazu eine gierige Agrar- und Tourismusindustrie sowie die mangelhafte Kontrolle über die Ressourcen.