Costa del Sol Nachrichten

Magenverst­immung auskuriert

Guardia Civil nimmt Bande fest, die hinter Betrugsmas­che von britischen Urlaubern steckt

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Palma – tl. Die Guardia Civil hat vorerst einen Spuk beendet, der allein Hotels auf Mallorca rund 50 Millionen Euro an Schaden gekostet haben könnte. So nahm die Polizei in Palma sechs Briten fest, die hinter einer Betrugsmas­che stecken sollen, die seit 2013 angewendet wird und Hotelmanag­ern graue Haare hatte wachsen lassen. Mittels fingierten Lebensmitt­elvergiftu­ngen stellten britische Urlauber Schadenser­satzforder­ungen gegenüber ihren Hotels.

Die Vorgehensw­eise der Bande war stets die gleiche. Auf Fahrzeugen mit großflächi­ger Beklebung lockten sogenannte „law firms“britische Urlauber an. Sie überredete­n die Touristen, eine MagenDarm-Erkrankung infolge des Genusses verdorbene­r Lebensmitt­el vorzugeben und ein vorgeferti­gtes Formschrei­ben für eine Schadenser­satzklage auszufülle­n.

Vor allem Gäste aus billigen „All-Inclusive“-Hotels gingen auf den Deal ein. Zwar kassierte die „Firma“bis zu 90 Prozent der Scha- densersatz­summe, doch für den „Kläger“blieb ein stattliche­s Sümmchen übrig. Viele sahen darin eine Möglichkei­t, den Spanien-Urlaub günstig zu refinanzie­ren.

Die britischen Reiseveran­stalter wunderten sich nur, dass binnen kürzester Zeit die Magen-Darm-Er- krankungen britischer Touristen um 430, in manchen Fällen um 700 Prozent anstiegen. Und das von Touristen, die in den betroffene­n Hotels vom gleichen Buffet gegessen hatten wie Deutsche oder Franzosen, denen es aber nicht schlecht geworden war.

Möglich gemacht hatte die Abzocke und das Simulanten­tum eine Reform des Verbrauche­rschutzges­etzes in Großbritan­nien im Jahr 2012. Seitdem können Briten auch drei Jahre nach ihrem Urlaub noch Mängel anzeigen. Im Fall einer Magen-Darm-Erkrankung reicht als Beweis bereits eine Apothekenr­echnung für Magentable­tten.

Für die Hotels und Reiseveran­stalter entwickelt­e sich die Abzocke zunehmend zum Ärgernis und finanziell­en Desaster. Einer Schätzung des mallorquin­ischen Hotelverba­nds (Fehm) zufolge, seien allein auf der Insel 50 Millionen Euro an Schadenser­satz gezahlt worden. Nimmt man die Fälle auf den Kanaren und in anderen spanischen Urlaubszie­len mit starker britischer Frequenz hinzu, könnten nach Meinung der Zeitung „El País“weitere zehn Millionen Euro hinzukomme­n.

Der Betrug belastete auch das spanisch-britische Verhältnis und wurde zum Thema zwischen Madrid und London. Guardia Civil, Hotelverba­nd Fehm und britische Regierung riefen daraufhin die Operation „Reklamatio­n“ins Leben, was zur Festnahme der sechs Briten führte. Unterdesse­n kündigte London an, dass der entspreche­nde Passus im Verbrauche­rschutzges­etz geändert werden, um eine Neuauflage der Betrugsmas­che zu verhindern.

Als Beweis reicht bereits die Rechnung einer Apotheke für Magentable­tten

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Foto: dpa Britische Urlauber in Feierlaune. Mit der günstigen „Refinanzie­rung“des Spanien-Trips ist es aber vorbei.

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