Heinzelmännchen von heute
Neue Saugroboter auf der IFA: Die Technik hat eine Weile zur Reife gebraucht
Sie fahren die Wohnung ab, saugen Fussel und Haare weg und sammeln in der Küche die kleinsten Brotkrumen auf: Saugroboter sind die modernen Heinzelmännchen. Wenn man nach einem langen Tagen abends nach Hause kommt, ist dank der meist scheibenförmigen Helfer wenigstens der Boden rein. Dieses Konzept ist für viele attraktiv, doch die Geräte steckten lange noch in den Kinderschuhen. In diesem Jahr aber zeigte sich auf der Elektronikmesse IFA in Berlin (1. bis 6. September): Viele Unternehmen bringen neue Saugroboter heraus – mit dem Versprechen, bessere Ergebnisse zu bringen.
Außerdem kommen die Geräte inzwischen in Preislagen, die sie für mehr Verbraucher interessanter machen, ergänzt Claudia Oberascher von der Initiative Hausgeräte+. „Und auch wenn sie noch Schwächen haben, für das Große und Ganze eignen sie sich gut“, lautet ihre Einschätzung.
Daran hat die Branche hart gearbeitet. In den ersten Jahren fielen die Saugroboter reihenweise durch Produkttests, weil sie zum Beispiel Schwellen nicht überfahren konnten, gegen Schränke donnerten, unter dem Sofa stecken blieben oder nicht in die Ecken kamen.
Außerdem fehlte es bedingt durch die Bauart den kleinen Robotern an Saugkraft und Tiefenwirkung, hat die Stiftung Warentest bei einer Stichprobe von sechs damals erhältlichen Geräten zum Jahresbeginn 2017 festgestellt. Die besten dieser Produkte holten nur rund die Hälfte der Fasern aus dem Teppichflor, ein guter Bodenstaubsauger schafft 80 Prozent. Auf Hartböden waren die Ergebnisse aber besser: Die beiden besten Ge- räte im Test schafften hier 92 und 77 Prozent. Das Fazit lautete dennoch: Ein automatischer Saugroboter kann nicht das gelegentliche Putzen mit einem guten Boden-Staubsauger ersetzen.
Die Geräte der neuesten Generation versprechen in vielen Punkten Verbesserung: Miele schafft mit seinem neuen Modell Scout RX2 eine dreifach höhere Staub- aufnahme von Teppichböden im Vergleich zu Vorgängermodellen der Firma. Das Hängenbleiben an Möbeln verhindern Schwenkarme, an denen die Seitenbürsten sitzen. Gelangen sie an einen Widerstand, werden die Arme zurückgeschoben.
AEG hat seinen neuen RX9 fast dreieckig gebaut. Dadurch und dank der zusätzlichen Seitenbürsten sollen die Ecken und die Kanten entlang der Wände um bis zu 80 Prozent effektiver reinigen, kündigt das Unternehmen an. Der Saugroboter soll auch Erhebungen von bis zu 22 Millimeter überwinden – was Teppichkanten und Kabel entspricht. Mit einer Höhe von nur neun Zentimetern kann der Saugroboter auch unter niedrige Möbel fahren.
„Die neueste Geräte-Generation zeichnet sich durch Intelligenz aus“, ergänzt Hausgeräte-Experte Scholz. Die Sauger bewegten sich nicht mehr zufällig über den Boden, sondern die Sensorik habe deutliche Fortschritte gemacht. „Die Geräte vermessen heute erst mal den Raum. Wie groß ist er, wo sind die Hindernisse? Dann werden die besten Wege in alle Ecken berechnet mit der möglich geringsten Energieleistung.“
Zusätzlich zu solchen interaktiven Karten können zum Beispiel für das neue Modell Roxxter von Bosch Hausgeräte Tabuzonen sowie individuelle Arbeitsaufträge in jedem Zimmer festgelegt werden. Das ist auch möglich beim Modell Botvac D7TM Connected von Neato. Mit der Festlegung virtueller No-go-Gebiete werden nach Angaben des Herstellers auch materielle Barrieren für den Sauger überflüssig.
Auch eine Steuerung über Apps auf Smartphone und Tablet ist bei den Geräten möglich, und Roxxter lässt sich zusätzlich über den Sprachassistenten Alexa von Amazon ansprechen. „Die neue Generation ist auch leistungsfähiger“, erklärt Hausgeräte-Experte Scholz. Akkuladungen hielten länger, die Ladezeit wird zugleich kürzer.
Manche Geräte kombinieren verschiedene Reinigungsarten: Die Modelle von Ecovacs Robotics namens Deebot Ozmo 610 und 930 saugen dank neuer Technologie und Wassertank Parkett, Laminat und Fliesen nicht nur ab, sondern wischen diese auch nass. Das Modell 930 erkennt dabei selbstständig, um welchen Bodenbelag es sich handelt. Der Heinzelmann von heute saugt und bläst also nicht nur wie im Loriot-Sketch – er saugt und wischt sogar.
Die Geräte der neuesten Generation versprechen in vielen Punkten Verbesserung