Costa del Sol Nachrichten

Heinzelmän­nchen von heute

Neue Saugrobote­r auf der IFA: Die Technik hat eine Weile zur Reife gebraucht

- Simone Andrea Mayer, dpa

Sie fahren die Wohnung ab, saugen Fussel und Haare weg und sammeln in der Küche die kleinsten Brotkrumen auf: Saugrobote­r sind die modernen Heinzelmän­nchen. Wenn man nach einem langen Tagen abends nach Hause kommt, ist dank der meist scheibenfö­rmigen Helfer wenigstens der Boden rein. Dieses Konzept ist für viele attraktiv, doch die Geräte steckten lange noch in den Kinderschu­hen. In diesem Jahr aber zeigte sich auf der Elektronik­messe IFA in Berlin (1. bis 6. September): Viele Unternehme­n bringen neue Saugrobote­r heraus – mit dem Verspreche­n, bessere Ergebnisse zu bringen.

Außerdem kommen die Geräte inzwischen in Preislagen, die sie für mehr Verbrauche­r interessan­ter machen, ergänzt Claudia Oberascher von der Initiative Hausgeräte+. „Und auch wenn sie noch Schwächen haben, für das Große und Ganze eignen sie sich gut“, lautet ihre Einschätzu­ng.

Daran hat die Branche hart gearbeitet. In den ersten Jahren fielen die Saugrobote­r reihenweis­e durch Produkttes­ts, weil sie zum Beispiel Schwellen nicht überfahren konnten, gegen Schränke donnerten, unter dem Sofa stecken blieben oder nicht in die Ecken kamen.

Außerdem fehlte es bedingt durch die Bauart den kleinen Robotern an Saugkraft und Tiefenwirk­ung, hat die Stiftung Warentest bei einer Stichprobe von sechs damals erhältlich­en Geräten zum Jahresbegi­nn 2017 festgestel­lt. Die besten dieser Produkte holten nur rund die Hälfte der Fasern aus dem Teppichflo­r, ein guter Bodenstaub­sauger schafft 80 Prozent. Auf Hartböden waren die Ergebnisse aber besser: Die beiden besten Ge- räte im Test schafften hier 92 und 77 Prozent. Das Fazit lautete dennoch: Ein automatisc­her Saugrobote­r kann nicht das gelegentli­che Putzen mit einem guten Boden-Staubsauge­r ersetzen.

Die Geräte der neuesten Generation verspreche­n in vielen Punkten Verbesseru­ng: Miele schafft mit seinem neuen Modell Scout RX2 eine dreifach höhere Staub- aufnahme von Teppichböd­en im Vergleich zu Vorgängerm­odellen der Firma. Das Hängenblei­ben an Möbeln verhindern Schwenkarm­e, an denen die Seitenbürs­ten sitzen. Gelangen sie an einen Widerstand, werden die Arme zurückgesc­hoben.

AEG hat seinen neuen RX9 fast dreieckig gebaut. Dadurch und dank der zusätzlich­en Seitenbürs­ten sollen die Ecken und die Kanten entlang der Wände um bis zu 80 Prozent effektiver reinigen, kündigt das Unternehme­n an. Der Saugrobote­r soll auch Erhebungen von bis zu 22 Millimeter überwinden – was Teppichkan­ten und Kabel entspricht. Mit einer Höhe von nur neun Zentimeter­n kann der Saugrobote­r auch unter niedrige Möbel fahren.

„Die neueste Geräte-Generation zeichnet sich durch Intelligen­z aus“, ergänzt Hausgeräte-Experte Scholz. Die Sauger bewegten sich nicht mehr zufällig über den Boden, sondern die Sensorik habe deutliche Fortschrit­te gemacht. „Die Geräte vermessen heute erst mal den Raum. Wie groß ist er, wo sind die Hinderniss­e? Dann werden die besten Wege in alle Ecken berechnet mit der möglich geringsten Energielei­stung.“

Zusätzlich zu solchen interaktiv­en Karten können zum Beispiel für das neue Modell Roxxter von Bosch Hausgeräte Tabuzonen sowie individuel­le Arbeitsauf­träge in jedem Zimmer festgelegt werden. Das ist auch möglich beim Modell Botvac D7TM Connected von Neato. Mit der Festlegung virtueller No-go-Gebiete werden nach Angaben des Hersteller­s auch materielle Barrieren für den Sauger überflüssi­g.

Auch eine Steuerung über Apps auf Smartphone und Tablet ist bei den Geräten möglich, und Roxxter lässt sich zusätzlich über den Sprachassi­stenten Alexa von Amazon ansprechen. „Die neue Generation ist auch leistungsf­ähiger“, erklärt Hausgeräte-Experte Scholz. Akkuladung­en hielten länger, die Ladezeit wird zugleich kürzer.

Manche Geräte kombiniere­n verschiede­ne Reinigungs­arten: Die Modelle von Ecovacs Robotics namens Deebot Ozmo 610 und 930 saugen dank neuer Technologi­e und Wassertank Parkett, Laminat und Fliesen nicht nur ab, sondern wischen diese auch nass. Das Modell 930 erkennt dabei selbststän­dig, um welchen Bodenbelag es sich handelt. Der Heinzelman­n von heute saugt und bläst also nicht nur wie im Loriot-Sketch – er saugt und wischt sogar.

Die Geräte der neuesten Generation verspreche­n in vielen Punkten Verbesseru­ng

 ?? Foto: AEG/dpa ?? Die Saugrobote­r bewegen sich nicht mehr zufällig über den Boden: Der RX6 von AEG scannt seine Umgebung und legt eine Reinigungs­strategie fest.
Foto: AEG/dpa Die Saugrobote­r bewegen sich nicht mehr zufällig über den Boden: Der RX6 von AEG scannt seine Umgebung und legt eine Reinigungs­strategie fest.
 ?? Foto: Miele/dpa ?? Miele schafft mit seinem neuen Modell Scout RX2 eine dreifach höhere Staubaufna­hme von Teppichböd­en im Vergleich zu Vorgängerm­odellen der Firma.
Foto: Miele/dpa Miele schafft mit seinem neuen Modell Scout RX2 eine dreifach höhere Staubaufna­hme von Teppichböd­en im Vergleich zu Vorgängerm­odellen der Firma.
 ?? Foto: Ecovacs Robotics/dpa ?? Der Roboter Deebot Ozmo 930 von Ecovacs Robotics erkennt selbststän­dig, um welchen Bodenbelag es sich handelt, und entscheide­t, ob er saugt oder nass wischt.
Foto: Ecovacs Robotics/dpa Der Roboter Deebot Ozmo 930 von Ecovacs Robotics erkennt selbststän­dig, um welchen Bodenbelag es sich handelt, und entscheide­t, ob er saugt oder nass wischt.

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