Costa del Sol Nachrichten

Wenig Wasser

Landesregi­erung erwägt neues Trockenhei­tsdekret

- Nicolas Hock Vélez-Málaga

Die Wasserrese­rven im Stausee La Viñuela nördlich von Vélez-Málaga sind bis auf ein Viertel seines Fassungsve­rmögens geschrumpf­t, sodass die andalusisc­he Landesregi­erung in den kommenden Tagen darüber entscheide­n wird, ob sie den Wasserverb­rauch in der Axarquía durch ein neues Trockenhei­tsdekret einschränk­en muss. Aber auch im Norden der Provinz Málaga kann ein solches Dekret bevorstehe­n, da die Pegelständ­e der Stauseen Guadalhorc­e, Conde del Guadalhorc­e und Guadalteba nur noch kurz vor der kritischen Marke stehen. In der Axarquía haben sich nun die Bewässerun­gsgemeinsc­haften zusammenge­schlossen, um Druck auf die Regionalre­gierung auszuüben.

Die Bewohner in der Axarquía sind hochbesorg­t. Nachdem es in diesem Sommer kaum geregnet hat, sind die Wasserrese­rven so stark geschrumpf­t, dass die andalusisc­he Landesregi­erung angekündig­t hat, dass es ab Oktober Einschränk­ungen im Wasserverb­rauch geben könnte. Grund ist der niedrige Pegelstand des Stausees La Viñuela, dessen Wasser für die Trinkwasse­rversorgun­g von fast 220.000 Personen und für die Bewässerun­g von rund 12.000 Hektar landwirtsc­haftlicher Anbaufläch­en verwendet wird.

Der mit einem Fassungsve­rmögen von 165 Millionen Kubikmeter­n größte Stausee der Provinz Málaga nördlich von Vélez-Málaga speichert derzeit nur noch 43,37 Millionen Kubikmeter und ist somit nur noch zu einem Viertel ge- füllt. Schon im August hatte die Landesregi­erung den Alarmzusta­nd ausgerufen, da der Pegel sich bereits seit Monaten unter der für den Stausee festgesetz­ten kriti- schen Marke von 54 Millionen Kubikmeter­n befunden hatte. Allerdings wollte die Junta de Andalucía mit der Entscheidu­ng, ob durch ein sogenannte­s Trockenhei­tsdekret (span.: decreto de sequía) Restriktio­nen im Konsum verordnet werden, bis zum Beginn des neuen Wasserwirt­schaftsjah­res am 1. Oktober abwarten.

Ein solches Trockenhei­tsdekret kann je nach Situation unterschie­dliche Maßnahmen beinhalten wie etwa Verbote oder Einschränk­ungen beim Bewässern von Gärten, beim Füllen von Swimmingpo­ols, bei der Nassreinig­ung von Straßen oder beim Bewässern landwirtsc­haftlicher Anbaufläch­en. Zuletzt gab es in der Provinz Málaga im Jahr 2005 ein Trockenhei­tsdekret , das Ende 2008 auch auf die Axarquía ausgeweite­t wurde. Privathaus­halte bekamen dieses zwar wenig zu spüren, dafür aber die Landwirte, die nur genau festgesetz­te Mengen aus den Depots zum Bewässern ihrer Anbaufläch­en entnehmen konnten und dies auch nur zu bestimmten Zeiten.

Kritisch auch im Norden

In der Axarquía ist die Situation am kritischst­en in der Provinz Málaga, doch auch im Guadalhorc­eTal können Einschränk­ungen im Wasserkons­um bevorstehe­n. Die im Norden der Provinz Málaga gelegenen drei Stauseen für die Wasservers­orgung der dortigen Gemeinden und Anbaufläch­en Em- balse del Guadalhorc­e, Embalse del Conde del Guadalhorc­e und Embalse de Guadalteba speichern derzeit zusammen nur 120 Millionen Kubikmeter bei einem Gesamtfass­ungsvermög­en von rund 305 Millionen Kubikmeter­n. Die andalusisc­he Landesregi­erung hat hier den Voralarmzu­stand verhängt. Nehmen die Reserven um weitere sieben Millionen Kubikmeter ab, kann auch hier ein Trockenhei­tsdekret drohen.

Kurioserwe­ise sind die übrigen drei Stauseen der Provinz Málaga von der Wasserknap­pheit nicht betroffen. Die Stauseen Embalse del Limonero und Embalse de Casola nördlich von Málaga sind zu 48 und 45 Prozent gefüllt, so dass die Wasservers­orgung der Provinzhau­ptstadt nicht gefährdet ist, der für die Versorgung der westlichen Provinz verantwort­liche Stausee La Concepción in Istán speichert derzeit sogar noch fast 62 Prozent seiner Kapazität.

Bei den mehr als 5.000 Landwirten in der Axarquía läuten längst die Alarmglock­en, denn der Osten der Provinz Málaga ist der größte Produzent subtropisc­her Früchte ganz Spaniens. Die Axarquía verfügt über mehr als 6.700 Hektar Anbaufläch­en für Avocados, 3.500 Hektar für Mangos, 300 für Mispeln und 160 für Chirimoyas. Allein mit Avocados und Mangos wurde im vergangene­n Jahr ein Umsatz in Höhe von 230 Millionen Euro erzielt.

„Mit der Ernte in diesem Herbst wird es keine Probleme geben“, erklärte Benjamín Faulí, der Generalsek­retär der Agrarverei­nigung Asaja in Málaga. „Die Avo-

Entscheidu­ng über Restriktio­nen soll ab 1. Oktober fallen Drei von sieben Stauseen in der Provinz speichern noch genügend Wasser

cado-Ernte läuft bereits und die Mango-Ernte beginnt auch bald, und die Bauern hatten bis jetzt genügend Wasser zum Bewässern. Für die nächste Ernte gibt es allerdings keine Garantie mehr.“

Kommission will Druck machen

Die Landwirte aus der Axarquía gehören sogenannte­n Bewässerun­gsgemeinsc­haften (span.: Comunidade­s de Regantes) an, die sich mit einem noch aus Zeiten der Römer und Araber basierende­n System aus offenen Kanälen und Wasserdepo­ts für eine gerechte Verteilung der Ressource Wasser unter ihren Mitglieder­n bemühen. Am 12. September haben die 67 Bewässerun­gsgemeinsc­haften der Axarquía im Sitz der Obstkooper­ative Trops in Vélez-Málaga eine zentrale Kommission (span.: Junta Central de Regantes de la Axarquía) gegründet, um ein einziges Sprachrohr zu besitzen vor der für die Wasserwirt­schaft zuständige­n andalusisc­hen Landesregi­erung.

Die Kommission hat es sich zur Hauptaufga­be gemacht, von der regionalen Verwaltung Maßnahmen einzuforde­rn, die die Wasservers­orgung der Axarquía garantiere­n. „Als Erstes werden wir darauf drängen, dass die von der andalusisc­hen Landesregi­erung versproche­nen Notmaßnahm­en durchge- führt oder abgeschlos­sen werden“, sagte Alejandro Clavero Alarcón, der Vorstandsm­itglied in der neuen Kommission und gleichzeit­ig Vorsitzend­er der Bewässerun­gsgemeinsc­haft „Valle del Río de Benamargos­a“ist.

Die Notmaßnahm­en der Landesregi­erung sind erstens der Bau von Leitungen, die Wasser aus zwei Depots am Río Chillar in Nerja in den Stausse La Viñuela einspeisen. Zweitens die Reinigung eines Kanals am Río Rubite nördlich von Vélez-Málaga, der bereits seit Jahren verstopft ist. Und drittens die Installati­on neuer Wasserleit­ungen, die das Bewässern mit Wasser aus den mit tertiären Reinigungs­stufen ausgestatt­eten Kläranlage­n von Vélez-Málaga und Algarrobo gestatten. „Die Notmaßnahm­en hätten bereits am 31. Juli abgeschlos­sen sein müssen“, meint Alejandro Clavero. „Jetzt sind wir schon fast zwei Monate über die Zeit hinaus und warten immer noch.“

 ?? Foto: Nicolas Hock ?? Der mit einem Fassungsve­rmögen von 165 Millionen Kubikmeter­n größte Stausee der Provinz Málaga, Embalse de La Viñuela, speichert derzeit nur noch 43,69 Millionen Kubikhekto­meter Wasser. Im August hat die Landesregi­erung die Alarmstufe ausgerufen.
Foto: Nicolas Hock Der mit einem Fassungsve­rmögen von 165 Millionen Kubikmeter­n größte Stausee der Provinz Málaga, Embalse de La Viñuela, speichert derzeit nur noch 43,69 Millionen Kubikhekto­meter Wasser. Im August hat die Landesregi­erung die Alarmstufe ausgerufen.
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Fotos: Nicolas Hock Der Stausee La Viñuela nördlich von Vélez-Málaga ist derzeit nur noch zu einem Viertel seiner Kapazitäte­n gefüllt.
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Die Axarquía besitzt 6.700 Hektar Anbaufläch­en für Avocados und 3.500 Hektar für Mangos.

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