Wenig Wasser
Landesregierung erwägt neues Trockenheitsdekret
Die Wasserreserven im Stausee La Viñuela nördlich von Vélez-Málaga sind bis auf ein Viertel seines Fassungsvermögens geschrumpft, sodass die andalusische Landesregierung in den kommenden Tagen darüber entscheiden wird, ob sie den Wasserverbrauch in der Axarquía durch ein neues Trockenheitsdekret einschränken muss. Aber auch im Norden der Provinz Málaga kann ein solches Dekret bevorstehen, da die Pegelstände der Stauseen Guadalhorce, Conde del Guadalhorce und Guadalteba nur noch kurz vor der kritischen Marke stehen. In der Axarquía haben sich nun die Bewässerungsgemeinschaften zusammengeschlossen, um Druck auf die Regionalregierung auszuüben.
Die Bewohner in der Axarquía sind hochbesorgt. Nachdem es in diesem Sommer kaum geregnet hat, sind die Wasserreserven so stark geschrumpft, dass die andalusische Landesregierung angekündigt hat, dass es ab Oktober Einschränkungen im Wasserverbrauch geben könnte. Grund ist der niedrige Pegelstand des Stausees La Viñuela, dessen Wasser für die Trinkwasserversorgung von fast 220.000 Personen und für die Bewässerung von rund 12.000 Hektar landwirtschaftlicher Anbauflächen verwendet wird.
Der mit einem Fassungsvermögen von 165 Millionen Kubikmetern größte Stausee der Provinz Málaga nördlich von Vélez-Málaga speichert derzeit nur noch 43,37 Millionen Kubikmeter und ist somit nur noch zu einem Viertel ge- füllt. Schon im August hatte die Landesregierung den Alarmzustand ausgerufen, da der Pegel sich bereits seit Monaten unter der für den Stausee festgesetzten kriti- schen Marke von 54 Millionen Kubikmetern befunden hatte. Allerdings wollte die Junta de Andalucía mit der Entscheidung, ob durch ein sogenanntes Trockenheitsdekret (span.: decreto de sequía) Restriktionen im Konsum verordnet werden, bis zum Beginn des neuen Wasserwirtschaftsjahres am 1. Oktober abwarten.
Ein solches Trockenheitsdekret kann je nach Situation unterschiedliche Maßnahmen beinhalten wie etwa Verbote oder Einschränkungen beim Bewässern von Gärten, beim Füllen von Swimmingpools, bei der Nassreinigung von Straßen oder beim Bewässern landwirtschaftlicher Anbauflächen. Zuletzt gab es in der Provinz Málaga im Jahr 2005 ein Trockenheitsdekret , das Ende 2008 auch auf die Axarquía ausgeweitet wurde. Privathaushalte bekamen dieses zwar wenig zu spüren, dafür aber die Landwirte, die nur genau festgesetzte Mengen aus den Depots zum Bewässern ihrer Anbauflächen entnehmen konnten und dies auch nur zu bestimmten Zeiten.
Kritisch auch im Norden
In der Axarquía ist die Situation am kritischsten in der Provinz Málaga, doch auch im GuadalhorceTal können Einschränkungen im Wasserkonsum bevorstehen. Die im Norden der Provinz Málaga gelegenen drei Stauseen für die Wasserversorgung der dortigen Gemeinden und Anbauflächen Em- balse del Guadalhorce, Embalse del Conde del Guadalhorce und Embalse de Guadalteba speichern derzeit zusammen nur 120 Millionen Kubikmeter bei einem Gesamtfassungsvermögen von rund 305 Millionen Kubikmetern. Die andalusische Landesregierung hat hier den Voralarmzustand verhängt. Nehmen die Reserven um weitere sieben Millionen Kubikmeter ab, kann auch hier ein Trockenheitsdekret drohen.
Kurioserweise sind die übrigen drei Stauseen der Provinz Málaga von der Wasserknappheit nicht betroffen. Die Stauseen Embalse del Limonero und Embalse de Casola nördlich von Málaga sind zu 48 und 45 Prozent gefüllt, so dass die Wasserversorgung der Provinzhauptstadt nicht gefährdet ist, der für die Versorgung der westlichen Provinz verantwortliche Stausee La Concepción in Istán speichert derzeit sogar noch fast 62 Prozent seiner Kapazität.
Bei den mehr als 5.000 Landwirten in der Axarquía läuten längst die Alarmglocken, denn der Osten der Provinz Málaga ist der größte Produzent subtropischer Früchte ganz Spaniens. Die Axarquía verfügt über mehr als 6.700 Hektar Anbauflächen für Avocados, 3.500 Hektar für Mangos, 300 für Mispeln und 160 für Chirimoyas. Allein mit Avocados und Mangos wurde im vergangenen Jahr ein Umsatz in Höhe von 230 Millionen Euro erzielt.
„Mit der Ernte in diesem Herbst wird es keine Probleme geben“, erklärte Benjamín Faulí, der Generalsekretär der Agrarvereinigung Asaja in Málaga. „Die Avo-
Entscheidung über Restriktionen soll ab 1. Oktober fallen Drei von sieben Stauseen in der Provinz speichern noch genügend Wasser
cado-Ernte läuft bereits und die Mango-Ernte beginnt auch bald, und die Bauern hatten bis jetzt genügend Wasser zum Bewässern. Für die nächste Ernte gibt es allerdings keine Garantie mehr.“
Kommission will Druck machen
Die Landwirte aus der Axarquía gehören sogenannten Bewässerungsgemeinschaften (span.: Comunidades de Regantes) an, die sich mit einem noch aus Zeiten der Römer und Araber basierenden System aus offenen Kanälen und Wasserdepots für eine gerechte Verteilung der Ressource Wasser unter ihren Mitgliedern bemühen. Am 12. September haben die 67 Bewässerungsgemeinschaften der Axarquía im Sitz der Obstkooperative Trops in Vélez-Málaga eine zentrale Kommission (span.: Junta Central de Regantes de la Axarquía) gegründet, um ein einziges Sprachrohr zu besitzen vor der für die Wasserwirtschaft zuständigen andalusischen Landesregierung.
Die Kommission hat es sich zur Hauptaufgabe gemacht, von der regionalen Verwaltung Maßnahmen einzufordern, die die Wasserversorgung der Axarquía garantieren. „Als Erstes werden wir darauf drängen, dass die von der andalusischen Landesregierung versprochenen Notmaßnahmen durchge- führt oder abgeschlossen werden“, sagte Alejandro Clavero Alarcón, der Vorstandsmitglied in der neuen Kommission und gleichzeitig Vorsitzender der Bewässerungsgemeinschaft „Valle del Río de Benamargosa“ist.
Die Notmaßnahmen der Landesregierung sind erstens der Bau von Leitungen, die Wasser aus zwei Depots am Río Chillar in Nerja in den Stausse La Viñuela einspeisen. Zweitens die Reinigung eines Kanals am Río Rubite nördlich von Vélez-Málaga, der bereits seit Jahren verstopft ist. Und drittens die Installation neuer Wasserleitungen, die das Bewässern mit Wasser aus den mit tertiären Reinigungsstufen ausgestatteten Kläranlagen von Vélez-Málaga und Algarrobo gestatten. „Die Notmaßnahmen hätten bereits am 31. Juli abgeschlossen sein müssen“, meint Alejandro Clavero. „Jetzt sind wir schon fast zwei Monate über die Zeit hinaus und warten immer noch.“