Zehn Märchen über Katalonien
Die realen Konsequenzen einer Loslösung von Spanien werden bewusst manipuliert
Barcelona/Madrid – ck. Eine Reihe von Mythen werden von den Befürwortern der Unabhängigkeit benutzt, um die Loslösung von Spanien voranzutreiben. Die Zeitung „El País“geht zehn der angeblichen Argumente auf den Grund. Entgegen der Behauptung der Sezessionisten ist es nicht wahr, dass
der spanische Erbfolgekrieg 1714 ein Sezessionskrieg war, weil sich Katalonien von Kastilien trennen wollte. Das Fürstentum wurde von Felipe V. erobert und seiner Freiheit beraubt. Tatsächlich waren die Katalanen – wie heute – zerstritten. Ein Teil unterstützte die Bourbonen mit Felipe V., ein Teil die Habsburger.
die Verfassung von 1978 den Katalanen gegenüber feindse- lig eingestellt sei. Tatsächlich stimmten über 90 Prozent der Katalanen beim Referendum 1978 für die Magna Carta.
die Autonomie erstickt würde und gescheitert wäre. Tatsächlich genießt Katalonien einen hohen Grad an Selbstbestimmung, im Finanz-, Gesundheits- und Bildungswesen, die Anerkennung der katalanischen Sprache sowie in Strafvollzug und Polizei.
Spanien ein autoritärer Staat sei. Spanien ist international als fortschrittliche Demokratie anerkannt. Weder die katalanische Regierung noch die Sezessionisten haben Spanien vor internationalen Instanzen angezeigt, weil der Staat gegen Rechte und Freiheiten verstoßen hätte.
Katalonien das Recht habe, sich von Spanien zu trennen. Die Situation Kataloniens hat nichts mit der Montenegros, des Kosovos oder des Südsudans zu tun, deren Trennungen von den Vereinten Nationen unterstützt wurde. Die spanische Verfassung erlaubt kein Referendum einer einzelnen Region.
eine unabhängige Republik Katalonien weiter zur EU gehören würde. Tatsächlich würde bei einem Ausscheiden aus Spanien der Vertrag automatisch erlöschen. Katalonien hätte einen Aufnahmeantrag zu stellen, der von allen 28 Mitgliedsstaaten angenommen werden müsste. Auch von Spanien, das bei einer einseitigen Abspaltung kaum zustimmen wird.
ein Referendum immer demokratisch sei. Auch Volksabstimmungen lassen sich manipulieren, wie die Geschichte zeigt. Dieses Referendum ist vom Verfassungsgericht für illegal erklärt worden.
Spanien Katalonien ausrauben würde. Die von Artur Mas und Jordi Pujol aufgestellte Behauptung, Katalonien müsse aus Solidarität mit ärmeren Regionen zwischen acht und neun Prozent des Bruttoinlandsprodukts zum Staatshaushalt beisteuern, ist falsch. Nach Madrid muss allerdings das wirtschaftlich starke Katalonien nach dem Prinzip „je mehr Reichtum, desto mehr Steuerabgaben“bis zu fünf Prozent beisteuern. ein unabhängiges Kataloreicher wäre. Tatsächlich nien stünde eine Republik Katalonien allein und müsste sich ihre Handelsbeziehungen neu aufbauen. Die Trennung von Spanien heißt das Ende der Vorteile, die die Zugehörigkeit zur EU bedeutet. Das Bruttoinlandsprodukt könnte zwischen 19 und 30 Prozent sinken.
das Referendum am 1. Oktober legal sei. Das ist nicht wahr. Laut Verfassung können nur die spanische Regierung und das spanische Parlament ein Referendum ansetzen. Das Verfassungsgericht hat das Referendum verboten. Laut Strafgesetzbuch ist es nicht verboten zu wählen, wohl aber mit zivilem Ungehorsam, Rechtsbeugung und Veruntreuung öffentlicher Gelder ein legal verbotenes Referendum durchzuführen.