Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Vor einigen Jahren war ich schon mal mittendrin, als über 1.500 Hektar Pinienwald abgefackelt sind. Damals hat es einfach Puff gemacht – und ein wundervolles Naturgebiet verwandelte sich in eine schwarzgraue Aschewüste. Seitdem bin ich sensibilisiert. Sobald ich im trockenen Sommer nur das kleinste Rauchfähnchen am Horizont entdecke oder in der Ferne das Brummen eines Flugzeugs höre, bin ich in voller Alarmbereitschaft. Deshalb hat mich auch fast der Schlag getroffen, als mir neulich auf dem Feldweg zu meinem Haus ein Löschhubschrauber mit prall gefülltem Wassersack entgegenkommt. Und als der gleich darauf wendet und direkt über mir dröhnend den Camino entlangfliegt, bin ich echt beunruhigt. Das Herz rutscht mir in die Hose, als ich über die Hügelkuppe düse und vor meinem Gartentor mehrere Autos stehen sehe, darunter auch das meines Vermieters. „Hast du womöglich heute früh den Herd angelassen?“, schießt es mir sofort durch den Kopf. Unten angekommen, sehe ich Paco auf seinem Feld unterhalb des Hauses stehen und wild mit den Armen wedeln. Antonio und Pepe, zwei Nachbarn, leisten ihm Gesellschaft. Erleichtert stelle ich fest, dass das Haus noch steht. Der Nachbar sei schuld, der habe wohl ein wenig Gestrüpp verbrennen wollen, meinen die Männer, als ich zu ihnen stoße. Es brennt hinterm Hügel, aber mein 83-jähriger Vermieter ist trotzdem komplett aus dem Häuschen. Empört schaut er in die Runde und deutet auf das ausgedörr- Gleich wird weiter über die Feuerursache diskutiert. „So eine Fahrlässigkeit“, rutscht es mir raus, „ist es nicht bis Anfang Oktober verboten, Feuer zu machen?“Alle schauen mich genervt an. Und während ich noch darüber nachdenke, was ich schon wieder Falsches gesagt habe, fällt mein Blick auf die frischen Aschespuren direkt hinter Paco und in meinem Kopf formen sich die Worte: „Warum, blöde Kuh, kannst du nicht einfach mal die Klappe halten.“(ws)