Costa del Sol Nachrichten

Staatspakt gegen häusliche Gewalt

Umfangreic­her Maßnahmenk­atalog soll Frauen und Kinder besser schützen

-

Madrid – ck. Der im Juli von allen Parteien einstimmig beschlosse­ne Staatspakt gegen häusliche Gewalt nimmt Gestalt an. Am 28. September ist der erste große Pakt der Legislatur im Parlament verabschie­det worden. Allerdings ist es mit der Einstimmig­keit vorbei, weil der Linksparte­i Podemos die vereinbart­en 200 Maßnahmen und 200 Millionen Euro pro Jahr nicht ausreichen­d erscheinen.

Nun beginnt eine zweimonati­ge komplizier­te Phase der Umsetzung der Vorschläge. Regionalpa­rlamente, Rathäuser, Gerichte und andere Institutio­nen müssen teilweise sogar Rechtsrefo­rmen durchführe­n, damit der Maßnahmenk­atalog angewendet werden kann. Ein Ausschuss wird den Prozess überwachen.

Ein wichtiger Punkt bei den neuen Maßnahmen ist die Anerkennun­g von Müttern als Opfer häuslicher Gewalt, deren Kinder vom Ehemann getötet wurden. Dafür hatte sich Ruth Ortiz eingesetzt. Ihre beiden kleinen Kinder sind von ihrem rachsüchti­gen ExEhemann José Bretón ermordet worden. Frauen wie Ruth haben mit dem Status als Opfer häuslicher Gewalt Zugang zu Hilfen und Schutz. Gesundheit­sministeri­n Dolors Montserrat sagte, sie wolle im Namen von Ruth mit allen Mitteln gegen diese Verbrechen kämpfen.

Ein zweiter wichtiger Aspekt sind die nötigen Änderungen in der Rechtsprec­hung, wenn es sich um internatio­nale Angelegenh­eiten handelt. So sollen etwa misshandel­te Frauen geschützt werden, falls sie mit ihren Kindern aus dem Ausland nach Spanien flüchten. Im Fall von Juana Rivas hatte der verlassene Vater der Kinder von einem italienisc­hen Gericht das Sorgerecht zugesproch­en bekommen, weil Rivas die Minderjähr­igen nach Spanien seiner Meinung nach „entführt“hatte.

Weitere Maßnahmen sind Protokolle im Gesundheit­swesen, sobald Verletzung­en auf Misshandlu­ng hindeuten könnten. Die Opfer erhalten staatliche Unterstütz­ung. Wer Waisenkind­er häuslicher Gewalt adoptiert, erhält Steuererle­ichterunge­n, die Kinder Renten und Stipendien. Die Gerichte müssen Vorkehrung­en treffen, damit sich Opfer und Täter dort nicht bei Verhandlun­gen begegnen.

Seit Januar 2001 sind mehr als 1.000 Frauen von ihren Männern oder ehemaligen Partnern ermordet worden. Bis zur Verabschie­dung des Paktes am 28. September sind 2017 bereits 37 Frauen und sechs Kinder von Vätern oder Lebenspart­nern der Mütter getötet worden.

Staatspakt­e konnten nur wenige in Spanien verabschie­det werden. 1977 der Moncloa-Pakt, 1995 der Pakt von Toledo, der die Renten schützte. Sowie Pakte gegen ETA und den islamistis­chen Terror.

Opfer häuslicher Gewalt haben Zugang zu Hilfen und Schutz

 ?? Foto: Universitä­t Alicante ?? Demonstrat­ion in Alicante gegen häusliche Gewalt.
Foto: Universitä­t Alicante Demonstrat­ion in Alicante gegen häusliche Gewalt.

Newspapers in German

Newspapers from Spain