Datenschutz bleibt auf der Strecke
Stiftung-Warentest-Urteil zu Auto-Apps – Nutzerdaten werden an Hersteller und Dritte geschickt
Berlin – dpa. Auto-Apps senden meist ohne Wissen des Nutzers mehr Daten als nötig an den Hersteller selbst und an Dritte. Zu diesem Urteil kommt die Stiftung Warentest, die 13 Anwendungen von Herstellern untersucht hat („test“-Ausgabe 10/17). Was für Daten das sind und was mit ihnen geschieht, bleibe oft weitgehend im Dunkeln. Und: „Klare, verständliche Datenschutzerklärungen liegen für keine der Apps vor“, kritisieren die Experten.
Bei den Datenschutz-Infos stellten sie deutliche oder sehr deutliche Mängel fest. Das Datensendeverhalten wurde bei allen Anwendungen als kritisch eingestuft. Sicher vor der Schnüffelei sei derzeit meist nur, wer auf den Zusatzkomfort der Apps einfach verzichtet – oder inkognito mit einem älteren Wagen unterwegs ist.
Nutzer müssen sich meist mit Namen, der ganzen oder einem Teil der Fahrzeugidentifikationsnummer bei den Apps anmelden, mit der sich der Erstkäufer des Autos ermitteln lässt. Die Warentester schlagen für die Zuordnung einen Zufallscode vor. Oft wurde im Test der Standort des Gerätes an Dritte wie Google, Apple oder andere Kartendienstanbieter geschickt, auch wenn gerade die Ortungs- oder Navigationsfunktion gar nicht genutzt wurde. Auch eindeutige Handy-Kennungen, der Name des Mobilfunkanbieters oder andere Nutzungsstatistiken gingen oft an die Autohersteller oder Drittanbieter von Internetdiensten.
Auch wenn einige Daten für sich genommen harmlos erscheinen mögen: Apps sollten nach dem Prinzip der Datensparsamkeit arbeiten und nur solche Informatio- nen erheben, die für die eigentliche Funktion nötig, sind, kritisieren die Tester. Je mehr Details über einen Nutzer vorliegen, desto präzisere Profile ließen sich daraus erstellen.
Die Apps verbinden sich per Bluetooth oder Mobilfunk mit dem Bordsystem. Insbesondere beim zweiten Übertragungsweg läuft die Kommunikation direkt über die Server des Herstellers, wobei dann besonders viele Daten anfallen. Das Problem: Was Autos mit Mobilfunkmodul tatsächlich übertragen, konnten die Experten nicht prüfen. Allerdings ist ein Mobil- funkmodul mit SIM-Karte an Bord des Wagens derzeit noch eher die Ausnahme und ein Ausstattungsmerkmal, das höchstens in Oberklassewagen zur Serienausstattung gehört.