Meister der (Post-)Moderne
Kunstmuseum in Almería präsentiert in Kooperation mit dem Osthaus Museum Hagen deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts
„Das Museo de Arte Reina Sofia hatte im Jahr 2000 eine große Exposition über den deutschen NeoExpressionismus organisiert“, erinnert sich der Direktor des Museo
de Arte Espacio Dos in Almería, José Manuel Martín. „Seither ist in Spanien keine Ausstellung mehr veranstaltet worden, die Werke so vieler und zugleich so bedeutender Künstler der deutschen Moderne beinhaltet, wie die jetzige in Almería, ist Martín überzeugt. Die vergangene Woche eingeweihte und noch bis zum 3. Dezember andauernde Schau umfasst insgesamt 48 Kreationen 15 verschiedener Autoren, die zu den herausragendsten deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts gehören. Die Exponate stammen mehrheitlich aus dem Osthaus Museum Hagen, zum Teil aber auch aus der privaten Kollektion des in Galicien beheimateten und in Nordrhein- Westfalen wohnhaften Kunstsammlers Manuel Alonso.
In Almerías Kunstmuseum werden vor allem Ölgemälde, daneben aber auch einige Zeichnungen und Aquarelle gezeigt, die alle im Zeitraum von 1870 bis 2015 entstanden sind. Wobei die Exponate die verschiedenen Stilrichtungen repräsentieren, die während der fast eineinhalb Jahrhunderte eine dominante Rolle in der deutschen Kunstszene spielten.
Die Ausstellung beginnt mit der zum Ende des 19. Jahrhunderts von Paris nach Deutschland importierten Kunstbewegung des Im- pressionismus, die im Museo de
Arte Espacio Dos unter anderem mit Werken von Max Liebermann (1847-1935) sowie von Max Slevogt (1868-1932) vertreten ist.
Räumlich folgt auf der Ausstellung der Expressionismus, der auch chronologisch den Impressionismus zur Zeit des Ersten Weltkriegs als vorherrschende Kunstströmung ablöste. Stellvertretend für den deutschen Expressionismus werden unter anderem Gemälde von Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976), einer der Mitbegründer der Dresdner Künstlergruppe „Brücke“gezeigt, oder von Alexej von Jawlensky (1864-1941), Mitglied der Münchner Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“. Daneben findet aber auch der so genannte Post-Expressionismus mit Beiträgen von Christian Rohlfs (18491938) Berücksichtigung. Einen Schwerpunkt nimmt auf der Exposition indes die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von
Exponate decken die wichtigsten Strömungen des 20. Jahrhunderts ab
Berlin ausgehende Bewegung des Neoexpressionismus ein. Dieser ist in Almerías Kunstmuseum mit so namhaften Vertretern wie etwa Markus Lüpertz, Sigmar Polke oder Ralf Winkler alias A. R. Penck bestens repräsentiert.
In quantitativer Hinsicht stehen aufgrund der Anzahl der Exponate zwei andere Künstler bei der Ausstellung im Vordergrund: der vor zehn Jahren verstorbene Jörg Immendorf sowie sein noch aktiver Künstlerkollege Bernd Schwarzer, zwei der sicherlich bekanntesten deutschen Künstler der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart.
Beide Maler eint außerdem, dass sie an der Kunstakademie Düsseldorf Schüler von Jospeh Beys waren. Der in Weimar geboren Bernd Schwarzer, der als kleiner Junge mit seiner Familie nach Düsseldorf zog, lehrt inzwischen selbst als Gastprofessor an der Kölner Fachhochschule Kunst.
In seinen Werken beschäftigt er sich insbesondere mit den Themen Europa und deutsche Wiedervereinigung. Wobei Schwarzer die deutsche Zeitgeschichte und den europäischen Gedanken bevorzugt mit dem Stilmittel des abstrakten Expressionismus verarbeitet. Die Lehrtätigkeit hat Bernd Schwarzer ebenfalls mit Jörg Im- mendorf gemeinsam, der zu Lebzeiten in Düsseldorf als Kunstprofessor tätig war. Ebenso wie die politische Ausrichtung vieler seiner Kreationen. Immendorf engagierte sich schon in jungen Jahren politisch in der außerparlamentari- schen Opposition wie auch in der Umweltbewegung.
Die deutsch-deutsche Frage beschäftigte ihn schon lange vor der Wiedervereinigung, wie seine wohl bekannteste, von 1979 bis 1982 entstandene Bilderserie „Café Deutschland“belegt. Eines der Gemälde aus der aus 19 großformatigen Bildern bestehenden Serie ist auch auf der aktuellen Ausstellung in Almería zu sehen.
Dass Immendorf auf der Exposition quantitativ so stark vertreten ist, verdankt das Museum in Almería dem Kunstsammler Manuel Alonso, ein großer Anhänger seiner Kunst, der zudem persönlich mit dem Maler befreundet war. „Für die Zusammenstellung der Schau durften wir uns in seiner privaten Kollektion bedienen“bemerkt der Museumsdirektor José Manuel Martin dankbar.
Bernd Schwarzer und Jörg Immendorf stellen die meisten Exponate Kunstsammler stellte für die Ausstellung seine Kollektion zur Verfügung