Wirtschaft
Unternehmer ringen Verkehrsminister de la Serna Bekenntnis zur schnellen Fertigstellung ab
Mittelmeer-Korridor bis 2023: Ab 2023 sollen Güter vom Hafen Algeciras bis in den Norden und Osten Europas rollen – dafür muss die Bahnlinie vom Süden Spaniens bis Frankreich ausgebaut werden
Madrid – tl. Welche große wirtschaftliche Bedeutung eine durchgehende Eisenbahnverbindung von der französischen Grenze bis nach Algeciras, dem wichtigsten Handelshafen des Landes, für Spanien habe würde, ist unbestritten. Umso mehr wundert man sich, dass es diesen sogenannten Mittelmeer-Korridor für den Güter- und Personenverkehr nicht schon längst gibt.
Um nicht noch länger warten zu müssen, hat die Valencianische Unternehmervereinigung (AVE) 2.000 Wirtschaftsführer – mit Mercadona-Chef Juan Roig an der Spitze – zusammengetrommelt und in der vergangenen Woche nach Madrid geschickt, um Verkehrsminister Íñigo de la Serna das Bekenntnis zur schnellen Fertigstellung abzuringen. Denn bei Planung, Bau und Finanzausstattung der einzelnen Abschnitte der ins- gesamt fast 1.300 Kilometer langen Strecke hatte es zuletzt immer wieder Verzögerungen gegeben,
Die gute Nachricht für die Unternehmer: Verkehrsminister de la Serna äußerte, die Finanzierung aller Abschnitte mit staatlichen als auch mit EU-Mitteln sei gesichert. „Es wird keinen einzigen Schienenmeter geben, der sich auch nur um einen Tag verzögert, weil Gelder fehlen“, sagt der Minister. Der Mittelmeer-Korridor sei eine soziale, wirtschaftliche und politische Priorität für die Regierung.
Hält der Minister Wort, dann dürfte bis 2020 die Verbindung bis Almería stehen. Bis 2023 soll dann das Schlussstück bis Algeciras fertig sein. Gerade der Abschnitt, der durch Andalusien führt, hinkt hinterher. Auch der Abschnitt von Vandellós nach Castellón befindet sich erst im Planungsstadium und bereitet zusätzlich Sorgen, weil er bislang nur eingleisig konzipiert ist. Bleibt es dabei, hätte der Korridor hier seinen Flaschenhals.
Von den Gesamtkosten in Höhe von 21,2 Milliarden Euro für den Korridor, sind aber bereits 63 Prozent ausgeführt worden. Viele Abschnitte sind inzwischen fertiggestellt, befinden sich im Probebetrieb oder sind in Bau. Ausgerechnet in der Krisenregion Katalonien ist der Korridor zwischen der französischen Grenze und Tarragona längst in Betrieb.
Die Idee einer durchgehenden Eisenbahnverbindung von Nordeu- ropa über Frankreich bis in den südlichsten Zipfel Spaniens ist schon alt. Doch erst 2011 existierten erstmals konkrete Vorstellungen über einen Streckenverlauf hierzulande. So gab es die zentrale Variante über Madrid – von der Volkspartei bevorzugt – und den Mittelmeer-Korridor. Nach heftigem politischen Tauziehen wurden der EU schließlich beide Varianten präsentiert. Die Verbindung über Madrid befindet sich in fortgeschrittenem Bauzustand.
Dass der Mittelmeer-Korridor mehr Sinn hat, zeigen allein diese Daten: In den Regionen Katalonien, Valencia, Murcia und Andalusien, durch die der Korridor verläuft, werden 40 Prozent des spanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) erwirtschaftet und leben 50 Prozent der Bevölkerung. 60 Prozent der spanischen Exporte kommen aus diesen vier Regionen.
„Es wird keinen einzigen Schienenmeter geben, der sich auch nur um einen Tag verzögert“