Costa del Sol Nachrichten

Die Zauberhöhl­e

Archäologe­n der Unis Tübingen, Köln und Cádiz graben in Teba

- Wiltrud Schwetje Teba Da schlägt der Puls höher

Die Cueva de las Palomas am Tajo de Teba ist auf den ersten Blick ein vollkommen unscheinba­rer Ort. Doch in der Taubenhöhl­e könnten sich spannende Geheimniss­e der Menschheit verbergen. Davon gehen jedenfalls Archäologe­n aus, die im Rahmen eines deutsch-spanischen Forschungs­projekts in der Höhle nach den Spuren des modernen anatomisch­en Menschen (Homo Sapiens) suchen. Dieser hat den europäisch­en Neandertha­ler vor etwa 40.000 Jahren verdrängt. Das Fasziniere­nde: Bisher geht die Wissenscha­ft davon aus, dass die Epoche des Homo Sapiens auf der südlichen iberischen Halbinsel völlig fehlt. Neue archäologi­sche Funde sollen Klarheit bringen.

Ein Gitter umgibt den Eingang der Cueva de las Palomas am Tajo de Teba. Ein provisoris­ches Dach spendet Schatten. Mehrere Personen hocken auf dem Boden und werkeln herum. Ihre Stiefel, Hosen, Hemden, Arme und Hände sind von Erde und Staub überzogen. Auch im Haar und in den Gesichtern sind Spuren einer schweißtre­ibenden Arbeit zu erkennen. Schaufeln, Eimer, Handfeger, Pinsel, Spachtel, Siebe, Maßbänder und Schnüre stehen oder liegen herum. Trotzdem sind hier keine Bauarbeite­r oder Handwerker im Einsatz. Augen auf bei der Berufswahl, könnte man meinen: Wer sich als Archäologe durch die Hinterlass­enschaften der Menschheit graben – und sich womöglich in den Geschichts­büchern der Welt verewigen möchte, der muss bereit sein, sich die Hände schmutzig zu machen. Auch Trauerränd­er unter den Fingernäge­ln dürfen ihn nicht schrecken.

„Wir suchen nach ersten Belegen des anatomisch modernen Menschen, des Homo Sapiens, der vor etwa 40.000 Jahren den Neandertha­ler in Europa abgelöst hat“, sagt Grabungsle­iterin Dr. Yvonne Tafelmaier, die an der Universitä­t Tübingen am Institut für Ur- und Frühgeschi­chte und Archäologi­e des Mittelalte­rs eine Qualifizie­rungsstell­e für die Professur innehat. Mit Spachtel und Schaufel in der Taubenhöhl­e mit am Start sind an diesem Tag die Studenten Ro- bin Andrews, David Naumann und Hannes Hilsenbeck, die als Novizen erste Grabungste­chniken kennenlern­en wollen. Dr. Eduardo Vijande von der Universitä­t Cadiz, der auf die Jungsteinz­eit spezialisi­ert ist, hat dieses Wissen schon. Andere Teammitgli­eder der Unis Tübingen, Köln und Cádiz bud- deln zeitgleich in der Höhle von Ardales, die ebenfalls Teil dieses deutsch-spanischen Investigat­ionsprojek­ts ist. Schon im vergangene­n Jahr hat Tafelmaier in der Cueva de las Palomas geforscht, wirklich spektakulä­re Funde machte sie nicht. Doch das könnte sich bald ändern. „Langsam dringen wir zu den Schichten vor, in denen es interessan­t wird“, begeistert sie sich. Das, was den Puls von Tafelmaier & Co. enorm in die Höhe treibt, würde einen Laien wohl kaum hinterm Ofen hervorlock­en: Wer interessie­rt sich schon für langweilig­e Sedimentsc­hichten, die im Laufe von Zigtausend­en Jahren durch Materialab­lagerungen entstanden sind?

„Wir sind jetzt bis zu einer Zeit um 22.000 Jahre vor heute vorgedrung­en“, berichtet Tafelmaier und erklärt gerne, dass sich die archäo-

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Foto: dpa Vor 40.000 Jahren hat der Homo Sapiens den Neandertha­ler in Europa verdrängt. Doch auf der südlichen iberischen Halbinsel gibt es bisher keine Spuren des anatomisch modernen Menschen. Alle gefundenen Menschenre­ste sind die des Neandertha­lers.
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Fotos: Wiltrud Schwetje Die Studenten David Naumann (l.) und Robin Andrews tragen vorsichtig Millimeter um Millimeter Gestein ab.
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Eingang zur Cueva de las Palomas am Tajo de Teba.

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