Costa del Sol Nachrichten

Begnadigun­g für Invasoren

Wirtschaft vor Umweltschu­tz – Asyl für Regenbogen­forelle, Karpfen und fremde Tierarten

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Madrid – sk. Invasive Arten sieht die spanische Regierung in der iberischen Flora und Fauna nicht gerne. Meistens führen Menschen diese fremden Exemplare in heimische Gefilde ein und richten oft großen Schaden an, da sie sich mangels natürliche­r Feinde oft schnell vermehren und autochtone Arten verdrängen. Deshalb die Grundregel: Invasive Arten sollen nicht gezüchtet und bei Fang getötet werden.

Doch die Volksparte­i möchte gerne Ausnahmen von der Regel einführen. Meist nicht zuletzt aus wirtschaft­lichen Gründen. Etwa bei der Regenbogen­forelle und dem Karpfen. Tausende Fischer werfen auch in Spanien ihre Angeln nach den Speisefisc­hen aus. Und der Rote Amerikanis­che Sumpfkrebs wird im Guadalquiv­ir-Gebiet gerne gefangen. Die Jagd auf das ursprüngli­ch aus Nordafrika stammende ArruíMähne­nschaf lockt in Murcia viele Jäger auf die Pirsch.

Einige dieser Arten begnadigte die PP bereits 2013 mittels ihrer Überarbeit­ung des spanischen Katalogs der exotischen und invasiven Arten. Das Oberste Gericht nahm allerdings aufgrund einer Klage von Umweltschü­tzern diese Reform wieder zurück. Damit landeten Regenbogen­forelle und Karpfen erneut auf der Liste der invasiven Arten, weswegen diese Fische nicht gezüchtet, geschweige denn in Süßgewässe­rn ausgesetzt werden dürfen. Auch mit dem Roten Amerikanis­che Sumpfkrebs darf nicht gehandelt werden, und die Region Murcia musste das Mähnenscha­f wieder in den Katalog der invasiven Arten aufnehmen.

Dieses Urteil aber wollte die Volksparte­i nicht akzeptiere­n und legte im Juni dem Parlament einen Vorschlag zur Änderung des Naturschut­zgesetzes Ley del Patrimonio Natural vor. Weder Sozialiste­n noch Ciudadanos unter- stützten das Vorhaben.

Das hat die Volksparte­i vergangene Woche nicht daran gehindert, nahezu den gleichen Vorschlag zur Änderung des Naturschut­zgesetzes erneut dem Parlament vorzulegen. „Es ist der gleiche Antrag wie im Juni, der ganz genauso darauf abzielt, die Ausnahme zur Regel zu machen“, sagte Rechtsprof­essor Pedro Brufao vom Umweltschu­tzverein Ríos con Vida. Das verschweig­t die PP auch gar nicht. Minimale Änderungen sollen aber reichen, um ihnen diesmal die Unterstütz­ung der Ciudadanos (C’s) zu sichern. Und das würde reichen.

Einige C’s-Abgeordnet­e wie Toni Canto scheinen sich dagegen zu sträuben. „Die Regierung will hier etwas gegen das Urteil der Wissenscha­ft und ihrer eigenen Fachrefere­nten durchsetze­n“, kritisiert­e Canto. Das Parlament müsse die Umweltschü­tzer, Fischereiv­erbände und Jagdverein­e sowie Anwohner und Wissenscha­ftler hören.

Die PSOE räumt dem erneuten Vorstoß der PP keine großen Erfolgscha­ncen ein. Einige der Arten würden auch in der EU als invasive Arten gelten. „Wir können das nicht unabhängig von den europäisch­en Normen machen“, sagte Hugo Morán, Naturschut­zbeauftrag­ter der Sozialiste­n.

Ähnlich argumentie­rt Podemos. „Die Volksparte­i versucht die Fischer und Jäger auf ihre Seite zu ziehen, indem sie Gerichtsur­teile aushebelt. Die Gerichte werden diesen Vorstoß verhindern“, sagte Podemos-Sprecher Juantxo López de Uralde.

Opposition räumt dem Vorstoß der PP keine Erfolgsaus­sichten ein

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Fotos: CSN-Archiv/dpa Die Arruís aus der Sierra de Espuña gelten als eine invasive Art.
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Karpfen dürfen nicht gezüchtet werden.

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