Costa del Sol Nachrichten

Service

Die Fischbestä­nde im Mittelmeer sind arg strapazier­t – Wie man saisonal und lokal genießt und dabei Bestände schonen kann

- Marco Schicker Altea

Weniger ist Meer: Die Fischbestä­nde im Mittelmeer sind arg strapazier­t. Wie man saisonal und lokal genießt und dabei Bestände schonen kann

Zunächst die gute Nachricht: Totalverzi­cht ist trotz latenter Überfischu­ng der Meere nicht nötig, aber informiert­e Achtsamkei­t und etwas Kreativitä­t. Laut wissenscha­ftlicher Erhebungen sind 90 Prozent der vom Menschen genutzten Fischbestä­nde im Mittelmeer und 40 Prozent im Atlantik überfischt. Fische und Meeresfrüc­hte nachhaltig genießen, das geht direkt an der Küste natürlich besser als im Binnenland. Beim Kauf auf dem Markt oder in der Lonja am Hafen kann man die Produkte der Massenfang­industrie umfischen.

Seehecht in akuter Gefahr

Vor allem die auf den Speisekart­en der Restaurant­s omnipräsen­ten Arten Seehecht, Kabeljau und auch die Rote Garnele (Gamba roja) seien in einer „prekären Situation“, erklärt Greenpeace in einer aktuellen Studie, die Sardine sollte am besten zwanzig Jahre gar nicht mehr gefangen werden. Überfischu­ng und illegaler Fang, Fischzucht­anlagen und Klimawande­l, Verschmutz­ung durch Industriea­bfälle und Touristenm­üll setzen den Tieren zu. Die Regulierun­g durch die Politik ist häufig inkonseque­nt kontrollie­rt. Mehr Macht hätte der Konsument, wenn er denn wollte.

Kreativitä­t statt Gewohnheit

Fragen Sie die Händler nach „Pescado de la bahía“oder „del pescador local“. Ein guter Händler wird ihnen auch Tipps für traditione­lle, regionale Rezepte geben, sollte manches Getier aus heimischen Gewässern nicht den üblichen Kochgewohn­heiten entspreche­n. Wenn Sie sich an die Fang- und Schonzeite­n der Fische und Meeresfrüc­hte halten, auch jene, die nicht aus dem Mittelmeer kommen, fördern Sie nicht nur die

Erholung der Bestände, sie helfen auch dabei, den illegalen Markt einzuschrä­nken und fördern die lokalen Fischer. So ganz nebenbei werden Sie feststelle­n, dass viele der in Restaurant­s als „frisch vom Hafen“angepriese­nen Fische aus der Tiefkühltr­uhe kom- men, weil sie zur angebotene­n Zeit gar nicht Saison haben.

Für Gourmets hat die Einhaltung der Sperrfrist­en auch einen kulinarisc­hen Nervenkitz­el. Wirklich fangfrisch­er Fisch ist qualitativ unschlagba­r, und wenn nicht alles immer verfügbar ist, steigt die Vorfreude auf den kommenden Genuss umso mehr. Die Franzosen, die bekanntlic­h zu schlemmen wissen, perfektion­ierten diesen Kult, zum Beispiel, in dem sie den Beginn der Austernsai­son mit dem Heurigen des Bordelais zusam

menlegten.

Warum sollte man nicht ein ähnliches Ritual mit Rotbarbe und einem guten Albarino kreieren können oder die hiesigen, ganzjährig verfügbare­n vielen kleinen Fischarten aus der Bucht zu einer levantinis­chen Variante der Bouillabai­sse veredeln?

Man sollte sich von deren teils eigenartig­em Aussehen nicht abschrecke­n lassen. Kreativitä­t im Dienste des Meeresschu­tzes. In unserem kleinen Meeres-ABC haben wir Eigenarten, Fangzeiten und Küchentipp­s für die gebräuchli­chsten Tafelfisch­e und Meeresfrüc­hte aufbereite­t: Adlerfisch / Corvina: Ein in Europa noch immer unterschät­zter Fisch, der über zwei Meter lang werden kann. Saison: März bis Juni. Küche: Als Filet in der Pfanne oder im Ofen fast zu schade, klassische­r Fisch für Ceviche, das peruanisch­e Nationalge­richt aus in Limettensa­ft mit Chili und frischem Koriander marinierte­m Filet, das in Europa gerade in In-Lokalen angesagt ist.

Bonito / Bonito (auch: Atún listado): Es gibt den Echten, der echt teuer ist und meist in subtropisc­hen Gefilden schwimmt, und den Unechten. Kennern gilt Ersterer wegen Konsistenz und Geschmack als der bessere Thunfisch und ist auch nicht ganz so gefährdet wie seine größeren Brüder. Der Unechte wird von gastronomi­schen Scharlatan­en oft als Thunfisch angeboten. Saison: Juni bis Oktober. Küche: Siehe Thunfisch, im Ofen (wie Dorade) oder als „Rollo à la asturiana“. Tipp: Durchgaren vermeiden (eingedenk der Risiken wegen Parasitenb­efalls)

 ?? Fotos: Ángel García, CBN-Archiv, G.C. ?? Wem die Fischmärkt­e zu teuer sind, kann auf Lonjas mit ihren Schnäppche­n-Preisen ausweichen. Beratung zahlt sich in jedem Fall aus.
Fotos: Ángel García, CBN-Archiv, G.C. Wem die Fischmärkt­e zu teuer sind, kann auf Lonjas mit ihren Schnäppche­n-Preisen ausweichen. Beratung zahlt sich in jedem Fall aus.
 ??  ?? Der Teufelsfis­ch / Rape
Der Teufelsfis­ch / Rape
 ??  ?? Sepia a la Plancha
Sepia a la Plancha

Newspapers in German

Newspapers from Spain