Costa del Sol
Residentenbüro von Algarrobo Costa hat seinen ersten von drei Ausflügen in dieser Saison zum Caminito del Rey veranstaltet
Beeindruckende Schlucht: Residentenbüro von Algarrobo organisiert einige Ausflüge zum berühmten Wanderweg Caminito del Rey Entspannung im Luxushotel: 200 internationale Reiseagenten aus dem Luxussegment besuchen Provinz Málaga Verkehrs beruhigung kommt: Verkehrs beruhigungs projekt in Vélez Málaga soll zum Jahresende starten Ein Leben für die Musik: Die Musiker Annette Grassi und Peter Schielke begeistern das Publikum rund um Torrox
11.40 Uhr am vergangenen Freitag am Eingangstor zum Caminito del Rey, dem berühmten Weg, der sich auf den Gemeindegebieten von Ardales, Álora und Antequera durch die Schlucht Desfiladero de los Gaitanes bis kurz vor den Weiler El Chorro zieht. Die 51 Deutschen und Deutschsprachigen, die bei dem vom Residentenbüro von Algarrobo Costa veranstalteten Ausflug dabei sind, haben heute schon einiges hinter sich. Erst die Busfahrt von Algarrobo Costa bis zum Restaurant El Kiosko am Stausee Conde del Guadalhorce, dann der 1,7 Kilometer lange Fußweg von dort aus bis zum Eingang des Königswegs und dann noch rund 40 Minuten Wartezeit, weil zwei Reisegruppen vorher eingelassen werden mussten.
„Stöcke dürfen keine mitgenommen werden und auch keine Schirme. Ansonsten wünsche ich uns allen jetzt viel Spaß“, sagt die Leiterin des Residentenbüros von Algarrobo Costa und Organisatorin der Tour Karin Przybylski, dreht sich um und marschiert voraus. Die Reisegruppe, bei der die Rentner in der Mehrzahl sind, aber eigentlich alle Altersjahrzehnte vertreten sind, folgt ihr und Enrique Pérez Gil vom Sportamt von Algarrobo bildet das Schlusslicht, um aufzupassen, dass sich auch keiner verliert.
Gleich am Anfang ist es landschaftlich wunderschön. Unten sieht man links den hier noch schmalen Río Guadalhorce und weiter oben auf beiden Seiten be- eindruckend hohe Felswände, die auf diesem Abschnitt jedoch noch weit auseinanderstehen. Nach rund zehn Minuten auf einem Waldweg ist der erste von zwei direkt an die Felswände gebauten Stegen erreicht.
Mehr als 100 Jahre alt
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs: Der Caminito del Rey wurde zwischen 1901 und 1905 angelegt von der Betreibergesellschaft des Wasserkraftwerkes von El Chorro zum Materialtransport zwischen zwei Staustufen. Seinen Namen hat er erhalten, da er im Jahr 1921 von König Alfonso XIII eingeweiht worden war. Er ist insgesamt 2,9 Kilometer lang, wobei 1,5 Kilometer aus an die Felsen gebauten Stegen in abschnittsweise mehr als hundert Metern Höhe und 1,4 Kilometer aus Waldwegen bestehen.
Über die Jahre hinweg sind die steinernen Stege immer mehr verfallen und haben Löcher und auch größere Lücken bekommen. Da in den Jahren 1999 und 2000 vier Menschen am Caminito del Rey tödlich verunglückt waren, ließ die andalusische Landesregierung 2001 Absperrgitter an den Eingängen errichten und vom südlichen Zugang sogar die ersten dreißig Meter wegsprengen. Wagemutige Sportkletterer turnten jedoch weiterhin sorglos auf den brüchigen Stegen herum, was fast jährlich neue Todesopfer zur Folge hatte.
Nachdem schon seit fast zwanzig Jahren eine Restaurierung des
Königsweges im Gespräch war, setzte die Provinzverwaltung von Málaga das Vorhaben schließlich zwischen März 2014 und März 2015 für rund 5,5 Millionen Euro um und gab danach den Weg wieder für Besucher frei. Genau genommen ist die Bezeichnung Restaurierung nur bedingt zutreffend, denn über die alten Steinstege wurden neue aus Holz mit hohen, sicheren Geländern aus Drahtseilen und -gittern gebaut, von denen aus man den alten Königsweg noch sehen kann.
Viele Anekdoten
„Da kreisen ja schon die Geier, die warten bestimmt auf uns“, sagt ein älterer Herr aus der Reisegruppe mit sächsischem Akzent, was mit vielen Lachern quittiert wird. Aber auch sonst haben die Teilnehmer der Tour großen Spaß auf dem Steg. Immer wieder bleiben sie stehen, schauen in die Tiefe und fotografieren die sich ihnen bietende Aussicht. Karin Pryzybylski hat auch eine Menge Anekdoten für sie parat. Als die Gruppe eine kleine Brücke in Richtung der gegenüber liegenden Gleise der Zugstrecke Málaga-Córdoba passiert hat, erklärt sie beispielsweise: „Diese hat König Alfonso bauen lassen, da er bei der Einweihung nicht den ganzen Weg laufen wollte. An dieser Stelle lief er hinüber zum Zug und fuhr damit einfach wieder weiter.“
Nach etwa einer dreiviertel Stunde seit Beginn der Tour ist der Steg zu Ende. Nun geht es einen guten Kilometer über einen Waldweg, bis der zweite lange Steg beginnt. Dieser ist noch interessanter als der erste, da sich die Schlucht so weit verengt hat, dass die Felsen auf der anderen Seite manchmal nur noch 15 Meter entfernt sind. Von diesem Steg aus sieht man gut die Löcher im alten Königsweg und man kann sich vorstellen, wie riskant es war, diesen zu betreten. Es geht jetzt nur noch langsam voran, denn die Teilnehmer der Reisegruppe schießen ihre Fotos beinahe im Sekundentakt und immer wieder gibt es kleine Staus, da die vorangegangenen Besuchergruppen noch nicht weiter sind.
Wegen Todesfällen gesperrt
Kurz vor Erreichen einer neuen Hängebrücke, über die der Caminito del Rey die Seiten der Schlucht wechselt, ist an einem Felsen eine Gedenktafel mit den Fotos von drei Jugendlichen angebracht. „Die Jungen sind im Jahr 2000 in den Tod gestürzt, als sie sich an einem alten Stahlseil von hier bis zu den Bahngleisen hinüber hangeln wollten“, erklärt Karin Pryzybylski. Mit einem Schaudern blicken die Ausflügler in den Abgrund hinunter und auf den Rest des alten Seiles, dann machen sie sich an das letzte Teilstück. Über die Hängebrücke geht es hinüber auf die andere Seite, dann verläuft der Steg in Treppenform bis zu einem breiten Weg, über den nach rund 15 Minuten und nach rund zwei Stunden nach Passieren des Eingangs der offizielle Ausgang am Campingplatz von El Chorro erreicht ist, an dem man die zu Beginn ausgehändigten Helme wieder abgeben muss.
„Es war prima und auf jeden Fall eine Reise wert“, meint die 70-jährige Schweizerin Mechi Hechler, die sich für den Ausflug extra mit kleineren Wanderungen vorbereitet hatte, worauf sie im Nachhinein allerdings verzichtet hätte. „Der Weg ist sehr gut begehbar und sicher“, sagt sie. „Den alten Weg mit den Löchern und dem verrosteten Zeug, den würde ich aber heute nicht mehr begehen.“