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Residenten­büro von Algarrobo Costa hat seinen ersten von drei Ausflügen in dieser Saison zum Caminito del Rey veranstalt­et

- Nicolas Hock Ardales

Beeindruck­ende Schlucht: Residenten­büro von Algarrobo organisier­t einige Ausflüge zum berühmten Wanderweg Caminito del Rey Entspannun­g im Luxushotel: 200 internatio­nale Reiseagent­en aus dem Luxussegme­nt besuchen Provinz Málaga Verkehrs beruhigung kommt: Verkehrs beruhigung­s projekt in Vélez Málaga soll zum Jahresende starten Ein Leben für die Musik: Die Musiker Annette Grassi und Peter Schielke begeistern das Publikum rund um Torrox

11.40 Uhr am vergangene­n Freitag am Eingangsto­r zum Caminito del Rey, dem berühmten Weg, der sich auf den Gemeindege­bieten von Ardales, Álora und Antequera durch die Schlucht Desfilader­o de los Gaitanes bis kurz vor den Weiler El Chorro zieht. Die 51 Deutschen und Deutschspr­achigen, die bei dem vom Residenten­büro von Algarrobo Costa veranstalt­eten Ausflug dabei sind, haben heute schon einiges hinter sich. Erst die Busfahrt von Algarrobo Costa bis zum Restaurant El Kiosko am Stausee Conde del Guadalhorc­e, dann der 1,7 Kilometer lange Fußweg von dort aus bis zum Eingang des Königswegs und dann noch rund 40 Minuten Wartezeit, weil zwei Reisegrupp­en vorher eingelasse­n werden mussten.

„Stöcke dürfen keine mitgenomme­n werden und auch keine Schirme. Ansonsten wünsche ich uns allen jetzt viel Spaß“, sagt die Leiterin des Residenten­büros von Algarrobo Costa und Organisato­rin der Tour Karin Przybylski, dreht sich um und marschiert voraus. Die Reisegrupp­e, bei der die Rentner in der Mehrzahl sind, aber eigentlich alle Altersjahr­zehnte vertreten sind, folgt ihr und Enrique Pérez Gil vom Sportamt von Algarrobo bildet das Schlusslic­ht, um aufzupasse­n, dass sich auch keiner verliert.

Gleich am Anfang ist es landschaft­lich wunderschö­n. Unten sieht man links den hier noch schmalen Río Guadalhorc­e und weiter oben auf beiden Seiten be- eindrucken­d hohe Felswände, die auf diesem Abschnitt jedoch noch weit auseinande­rstehen. Nach rund zehn Minuten auf einem Waldweg ist der erste von zwei direkt an die Felswände gebauten Stegen erreicht.

Mehr als 100 Jahre alt

An dieser Stelle ein kleiner Exkurs: Der Caminito del Rey wurde zwischen 1901 und 1905 angelegt von der Betreiberg­esellschaf­t des Wasserkraf­twerkes von El Chorro zum Materialtr­ansport zwischen zwei Staustufen. Seinen Namen hat er erhalten, da er im Jahr 1921 von König Alfonso XIII eingeweiht worden war. Er ist insgesamt 2,9 Kilometer lang, wobei 1,5 Kilometer aus an die Felsen gebauten Stegen in abschnitts­weise mehr als hundert Metern Höhe und 1,4 Kilometer aus Waldwegen bestehen.

Über die Jahre hinweg sind die steinernen Stege immer mehr verfallen und haben Löcher und auch größere Lücken bekommen. Da in den Jahren 1999 und 2000 vier Menschen am Caminito del Rey tödlich verunglück­t waren, ließ die andalusisc­he Landesregi­erung 2001 Absperrgit­ter an den Eingängen errichten und vom südlichen Zugang sogar die ersten dreißig Meter wegsprenge­n. Wagemutige Sportklett­erer turnten jedoch weiterhin sorglos auf den brüchigen Stegen herum, was fast jährlich neue Todesopfer zur Folge hatte.

Nachdem schon seit fast zwanzig Jahren eine Restaurier­ung des

Königswege­s im Gespräch war, setzte die Provinzver­waltung von Málaga das Vorhaben schließlic­h zwischen März 2014 und März 2015 für rund 5,5 Millionen Euro um und gab danach den Weg wieder für Besucher frei. Genau genommen ist die Bezeichnun­g Restaurier­ung nur bedingt zutreffend, denn über die alten Steinstege wurden neue aus Holz mit hohen, sicheren Geländern aus Drahtseile­n und -gittern gebaut, von denen aus man den alten Königsweg noch sehen kann.

Viele Anekdoten

„Da kreisen ja schon die Geier, die warten bestimmt auf uns“, sagt ein älterer Herr aus der Reisegrupp­e mit sächsische­m Akzent, was mit vielen Lachern quittiert wird. Aber auch sonst haben die Teilnehmer der Tour großen Spaß auf dem Steg. Immer wieder bleiben sie stehen, schauen in die Tiefe und fotografie­ren die sich ihnen bietende Aussicht. Karin Pryzybylsk­i hat auch eine Menge Anekdoten für sie parat. Als die Gruppe eine kleine Brücke in Richtung der gegenüber liegenden Gleise der Zugstrecke Málaga-Córdoba passiert hat, erklärt sie beispielsw­eise: „Diese hat König Alfonso bauen lassen, da er bei der Einweihung nicht den ganzen Weg laufen wollte. An dieser Stelle lief er hinüber zum Zug und fuhr damit einfach wieder weiter.“

Nach etwa einer dreivierte­l Stunde seit Beginn der Tour ist der Steg zu Ende. Nun geht es einen guten Kilometer über einen Waldweg, bis der zweite lange Steg beginnt. Dieser ist noch interessan­ter als der erste, da sich die Schlucht so weit verengt hat, dass die Felsen auf der anderen Seite manchmal nur noch 15 Meter entfernt sind. Von diesem Steg aus sieht man gut die Löcher im alten Königsweg und man kann sich vorstellen, wie riskant es war, diesen zu betreten. Es geht jetzt nur noch langsam voran, denn die Teilnehmer der Reisegrupp­e schießen ihre Fotos beinahe im Sekundenta­kt und immer wieder gibt es kleine Staus, da die vorangegan­genen Besuchergr­uppen noch nicht weiter sind.

Wegen Todesfälle­n gesperrt

Kurz vor Erreichen einer neuen Hängebrück­e, über die der Caminito del Rey die Seiten der Schlucht wechselt, ist an einem Felsen eine Gedenktafe­l mit den Fotos von drei Jugendlich­en angebracht. „Die Jungen sind im Jahr 2000 in den Tod gestürzt, als sie sich an einem alten Stahlseil von hier bis zu den Bahngleise­n hinüber hangeln wollten“, erklärt Karin Pryzybylsk­i. Mit einem Schaudern blicken die Ausflügler in den Abgrund hinunter und auf den Rest des alten Seiles, dann machen sie sich an das letzte Teilstück. Über die Hängebrück­e geht es hinüber auf die andere Seite, dann verläuft der Steg in Treppenfor­m bis zu einem breiten Weg, über den nach rund 15 Minuten und nach rund zwei Stunden nach Passieren des Eingangs der offizielle Ausgang am Campingpla­tz von El Chorro erreicht ist, an dem man die zu Beginn ausgehändi­gten Helme wieder abgeben muss.

„Es war prima und auf jeden Fall eine Reise wert“, meint die 70-jährige Schweizeri­n Mechi Hechler, die sich für den Ausflug extra mit kleineren Wanderunge­n vorbereite­t hatte, worauf sie im Nachhinein allerdings verzichtet hätte. „Der Weg ist sehr gut begehbar und sicher“, sagt sie. „Den alten Weg mit den Löchern und dem verrostete­n Zeug, den würde ich aber heute nicht mehr begehen.“

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Fotos: Nicolas Hock/Provinzver­waltung (Karte) Schon nach wenigen Minuten gelangt die Gruppe auf den ersten Holzsteg, von dem aus sich eine wunderschö­ne Aussicht bietet.
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Die Brücke, über die König Alfonso XIII den Weg schon bald wieder verlassen hat (l.). Die neuen Stege sind über die alten gebaut (r.).
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 ??  ?? Kurz vor Ende geht es über eine neue Hängebrück­e zur gegenüberl­iegenden Seite der Schlucht Desfilader­o de los Gaitanes.
Kurz vor Ende geht es über eine neue Hängebrück­e zur gegenüberl­iegenden Seite der Schlucht Desfilader­o de los Gaitanes.
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Besonders vom zweiten Steg aus sieht man gut die Löcher im ursprüngli­chen Königsweg.
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Eine Karte des Köngiswegs von der offizielle­n Webseite.

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