„Bis jetzt geschieht nichts“
Klimawandel schreitet voran, Politik bleibt untätig – Ausgetrocknete Stauseen locken Touristen an
Madrid – ck. Vor genau zwei Jahren ist das Klimaschutzabkommen von Paris unterzeichnet worden, und am Montag hat in Bonn die 23. UN-Klimakonferenz begonnen. Darin geht es um konkrete Schritte. Doch schon die EU-interne Zerstrittenheit über die Reduzierung des CO2-Ausstoßes bis 2030 zeigt, wie mühsam der Weg ist. 2016 war der Ausstoß des für den Treibhauseffekt hauptverantwortlichen Kohlendioxids so hoch wie nie zuvor.
Spanien ist da keine Ausnahme. Die Politik wird von Umweltfachleuten als widersprüchlich eingestuft. „Der CO2-Ausstoß nimmt zu, und die Politiker tun nichts“, sagt Teresa Ribera, Leiterin des Instituts für nachhaltige Entwicklung und Internationale Beziehungen (Idris). Vor einem Jahr versprach Umweltministerin Isabel García Tejerína ein Gesetz zum Klimawandel. Ein erster Entwurf dürfte frühestens im Frühjahr 2018 vorliegen. Statt auf Erneuerbare Energien zu setzen, macht das Land seit Jahren Rückschritte.
Energieminister Álvaro Nadal will zwei Kohleheizkraftwerke mit einem Gesetzesdekret vor der Schließung retten. „Dabei brauchen wir ein Gesetz, das eine Marschroute vorgibt, um Kohlendioxid zu reduzieren und bis 2050 auf Kohle verzichten zu können. Bis jetzt geschieht nichts“, sagt Ana Belén Sánchez, Direktorin für Nachhaltigkeit der Fundación Alternativas, der Zeitung „La Vanguardia“.
Der katalanische Vorstoß, ab 2018 eine Steuer auf CO2-Ausstoß zu erheben und damit Erneuerbare Energien zu finanzieren, ist von der PP-Regierung vor dem Verfassungsgericht (TC) wegen Kompetenzüberschreitung angefochten und vom TC für nicht verfassungsmäßig erklärt worden. Der Amadorio 2016.
Wie sehr über die Jahre hinweg die Energiepolitik der Volkspartei zu finanziellen Belastungen führt, zeigt das Beispiel Castor vor der Küste von Tarragona und Castellón. Alle Warnungen vor den negativen Folgen von Fracking wur-
Statt auf Erneuerbare Energien zu setzen, macht das Land seit Jahren Rückschritte
den in den Wind geschlagen, um das gigantische Gaslager zu errichten. Dann machte eine ganze Reihe von See- und Erbeben 2013 den Start zunichte. 1,3 Milliarden Entschädigung an den Betreiber ACS und jährlich 15,7 Millionen Euro kostet der „Winterschlaf“des Giganten im Meer, der nie in Betrieb gehen wird.
Der beschleunigte Klimawandel macht sich in Wüstenbildung, extremer Trockenheit, Waldbränden, schweren Stürmen und Starkregen bemerkbar. Einen Vorteil der Dürre nutzen Gemeinden, deren Stauseen einen so niedrigen Wasserstand haben, dass sie die einst überspülten Dörfer wieder freigeben. Das lockt Touristen an. Die Zeitung „El País“spricht vom Dürre-Tourismus. Mit 1.300 Staudämmen steht Spanien nach China, USA, Japan und Indien an fünfter Stelle weltweit und an erster in Europa. In Mansilla de la Sierra in der Rioja kam die alte Kreishauptstadt zum Vorschein, in Peñarrubia in Málaga die Wallfahrtskirche, in Úbeda in Jaén sind die Brückenbogen und im Stausee von Belesar in Lugo der Friedhof zu sehen.