Wie im alten Rom
60 Darsteller fünf verschiedener Schauspielgruppen haben El Ejido in das Zeitalter der Antike zurückversetzt
Die heutige Stadt El Ejido war schon zu Zeiten der alten Römer bewohnt. Die antike Siedlung hieß damals Murgi und befand sich wohl in dem als Ciavieja bekannten Gebiet, das seit einigen Jahren als archäologische Stätte unter Schutz steht. Viel mehr weiß man über jene Epoche allerdings nicht, weil eine Ausgrabung und archäologische Erforschung der Überreste bislang noch nicht stattgefunden hat. Mehrere Fundstücke, auf die man in der Vergangenheit durch Zufall gestoßen war, wie etwa ein imposantes Bodenmosaik, lassen indes vermuten, das die Stadt Murgi seinerzeit keine unbedeutende Siedlung gewesen sein muss.
Die römische Vergangenheit El Ejidos dürfte den meisten Einwohnern sicherlich gut bekannt sein, denn die erwähnten antiken Fund- stücke sind seit geraumer Zeit in einem Ausstellungsraum des örtlichen Teatro Auditorio zu bestaunen. Am vergangenen Samstag hatten sie nun auch noch die Möglichkeit zu erleben, wie sich der Alltag im einstigen Murgi in etwa zugetragen haben könnte.
Der städtische Park ist an diesem Tag nämlich in eine Art Amphitheater verwandelt worden, in dem fünf eigens aus Málaga, Sevilla, Córdoba und Madrid angereiste Schauspielgruppen den Zuschauern in verschiedenen Inszenierungen ganz unterschiedliche Aspekte des alten Roms wie etwa die militärischen, religiösen, politischen oder gesellschaftlichen Gepflogenheiten näher brachten.
Rom ist nicht gleich Rom
Die Vielfalt der Themen, die von den einzelnen Gruppen schauspie- lerisch dargestellt wurden, war nur eine Attraktion der Veranstaltung. Eine zweite war, dass sie sich inhaltlich auf verschiedene Epochen des Römischen Reiches bezogen, denn die Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Phasen wie der Römischen Republik, der Rö-
Römische Schwerter wurden länger wegen der germanischen Hünen
mischen Kaiserzeit oder dem Rom der Spätantike sind mitunter doch beträchtlich.
Offenkundig wurde dies zum Beispiel bei den beiden aufeinanderfolgenden, äußerst didaktischen Inszenierungen der Gruppen „Legio XXX“aus Sevilla und „Cohors V Baetica“aus Málaga. Beide präsentierten jeweils die Waffen und die Uniformen der römischen Legionäre, bevor sie deren Kampftechniken in simulierten Schlachten demonstrierten.
Die Ausrüstung der Soldaten und ihre militärischen Strategien hatten sich aber im Zeitraum vom ersten zum vierten Jahrhundert nach Christus gewaltig verändert. Zum einen weil sie von den in der Zwischenzeit eroberten Völkern beeinflusst wurden. Aber auch bedingt durch die neuen Gegner, mit denen sie sich konfrontiert sahen. So nahm zum Beispiel die Länge ihrer Schwerter zu, weil die spätantiken Römer auf dem Schlachtfeld zumeist größer gewachsenen Germanen gegenüberstanden.
Die dritte Attraktion der Veranstaltung lag schließlich darin, dass die Inszenierungen historisch bestens fundiert waren. Die Laiendarsteller gehören nämlich Kulturvereinigungen an, die sich der Gewinnung und Verbreitung von Kenntnissen über das römische Reich verschrieben haben und zwar jeweils spezifischen Aspekten konkreter Zeitabschnitte.
Von Hollywood getäuscht
So trugen die Akteure in El Ejido nicht zuletzt auch dazu bei, mit einigen weit verbreiteten Mythen aufzuräumen. Wie etwa jenem, dass bei Gladiatorenkämpfen über Tod oder Leben eines Kämpfers mit einem nach oben oder unten zeigenden Daumen entschieden wurde. Es ist dies, wie die meisten Irrglauben über das römische Reich, eine Hollywood-Erfindung gewesen und zwar aus der Stummfilmzeit, in der das Urteil über das Schicksal des Gladiators nicht verbal ausgerückt werden konnte.
Dank der gut besuchten, von der Stadt El Ejido in Kooperation mit der Provinzverwaltung Almerías organisierten Veranstaltung dürften sich in El Ejido viele Leute nun in der römischen Geschichte etwas besser auskennen. In absehbarer Zukunft sollen sie auch noch ihr Wissen über ihre eigenen antiken Wurzeln erweitern können, als El Ejido noch Murgi hieß..
Von den zehn Millionen Euro, die El Ejido aus den Strukturfonds der Europäischen Union bewilligt worden sind (die CSN berichtete), sollen nämlich 860.000 Euro in die Inwertsetzung des historischen Erbes investiert werden. Von diesen Mitteln sollen allein 655.000 Euro in die von der Stadt geplante Ausgrabung der archäologischen Stätte Ciavieja und die Dokumentierung ihrer Überreste fließen.