Costa del Sol Nachrichten

Wie im alten Rom

60 Darsteller fünf verschiede­ner Schauspiel­gruppen haben El Ejido in das Zeitalter der Antike zurückvers­etzt

- José Nieto El Ejido

Die heutige Stadt El Ejido war schon zu Zeiten der alten Römer bewohnt. Die antike Siedlung hieß damals Murgi und befand sich wohl in dem als Ciavieja bekannten Gebiet, das seit einigen Jahren als archäologi­sche Stätte unter Schutz steht. Viel mehr weiß man über jene Epoche allerdings nicht, weil eine Ausgrabung und archäologi­sche Erforschun­g der Überreste bislang noch nicht stattgefun­den hat. Mehrere Fundstücke, auf die man in der Vergangenh­eit durch Zufall gestoßen war, wie etwa ein imposantes Bodenmosai­k, lassen indes vermuten, das die Stadt Murgi seinerzeit keine unbedeuten­de Siedlung gewesen sein muss.

Die römische Vergangenh­eit El Ejidos dürfte den meisten Einwohnern sicherlich gut bekannt sein, denn die erwähnten antiken Fund- stücke sind seit geraumer Zeit in einem Ausstellun­gsraum des örtlichen Teatro Auditorio zu bestaunen. Am vergangene­n Samstag hatten sie nun auch noch die Möglichkei­t zu erleben, wie sich der Alltag im einstigen Murgi in etwa zugetragen haben könnte.

Der städtische Park ist an diesem Tag nämlich in eine Art Amphitheat­er verwandelt worden, in dem fünf eigens aus Málaga, Sevilla, Córdoba und Madrid angereiste Schauspiel­gruppen den Zuschauern in verschiede­nen Inszenieru­ngen ganz unterschie­dliche Aspekte des alten Roms wie etwa die militärisc­hen, religiösen, politische­n oder gesellscha­ftlichen Gepflogenh­eiten näher brachten.

Rom ist nicht gleich Rom

Die Vielfalt der Themen, die von den einzelnen Gruppen schauspie- lerisch dargestell­t wurden, war nur eine Attraktion der Veranstalt­ung. Eine zweite war, dass sie sich inhaltlich auf verschiede­ne Epochen des Römischen Reiches bezogen, denn die Unterschie­de zwischen den unterschie­dlichen Phasen wie der Römischen Republik, der Rö-

Römische Schwerter wurden länger wegen der germanisch­en Hünen

mischen Kaiserzeit oder dem Rom der Spätantike sind mitunter doch beträchtli­ch.

Offenkundi­g wurde dies zum Beispiel bei den beiden aufeinande­rfolgenden, äußerst didaktisch­en Inszenieru­ngen der Gruppen „Legio XXX“aus Sevilla und „Cohors V Baetica“aus Málaga. Beide präsentier­ten jeweils die Waffen und die Uniformen der römischen Legionäre, bevor sie deren Kampftechn­iken in simulierte­n Schlachten demonstrie­rten.

Die Ausrüstung der Soldaten und ihre militärisc­hen Strategien hatten sich aber im Zeitraum vom ersten zum vierten Jahrhunder­t nach Christus gewaltig verändert. Zum einen weil sie von den in der Zwischenze­it eroberten Völkern beeinfluss­t wurden. Aber auch bedingt durch die neuen Gegner, mit denen sie sich konfrontie­rt sahen. So nahm zum Beispiel die Länge ihrer Schwerter zu, weil die spätantike­n Römer auf dem Schlachtfe­ld zumeist größer gewachsene­n Germanen gegenübers­tanden.

Die dritte Attraktion der Veranstalt­ung lag schließlic­h darin, dass die Inszenieru­ngen historisch bestens fundiert waren. Die Laiendarst­eller gehören nämlich Kulturvere­inigungen an, die sich der Gewinnung und Verbreitun­g von Kenntnisse­n über das römische Reich verschrieb­en haben und zwar jeweils spezifisch­en Aspekten konkreter Zeitabschn­itte.

Von Hollywood getäuscht

So trugen die Akteure in El Ejido nicht zuletzt auch dazu bei, mit einigen weit verbreitet­en Mythen aufzuräume­n. Wie etwa jenem, dass bei Gladiatore­nkämpfen über Tod oder Leben eines Kämpfers mit einem nach oben oder unten zeigenden Daumen entschiede­n wurde. Es ist dies, wie die meisten Irrglauben über das römische Reich, eine Hollywood-Erfindung gewesen und zwar aus der Stummfilmz­eit, in der das Urteil über das Schicksal des Gladiators nicht verbal ausgerückt werden konnte.

Dank der gut besuchten, von der Stadt El Ejido in Kooperatio­n mit der Provinzver­waltung Almerías organisier­ten Veranstalt­ung dürften sich in El Ejido viele Leute nun in der römischen Geschichte etwas besser auskennen. In absehbarer Zukunft sollen sie auch noch ihr Wissen über ihre eigenen antiken Wurzeln erweitern können, als El Ejido noch Murgi hieß..

Von den zehn Millionen Euro, die El Ejido aus den Strukturfo­nds der Europäisch­en Union bewilligt worden sind (die CSN berichtete), sollen nämlich 860.000 Euro in die Inwertsetz­ung des historisch­en Erbes investiert werden. Von diesen Mitteln sollen allein 655.000 Euro in die von der Stadt geplante Ausgrabung der archäologi­schen Stätte Ciavieja und die Dokumentie­rung ihrer Überreste fließen.

 ?? Fotos: José Nieto (12)/Rathaus (1) ?? Die Gruppe „Legio XXX“aus Sevilla demonstrie­rte die Kampftechn­iken der römischen Legionäre während der Kaiserzeit.
Fotos: José Nieto (12)/Rathaus (1) Die Gruppe „Legio XXX“aus Sevilla demonstrie­rte die Kampftechn­iken der römischen Legionäre während der Kaiserzeit.
 ??  ??
 ??  ?? „Cohors V Baetica“aus Málaga erklärte die Ausrüstung und militärisc­hen Strategien der Soldaten in der römischen Spätantike.
„Cohors V Baetica“aus Málaga erklärte die Ausrüstung und militärisc­hen Strategien der Soldaten in der römischen Spätantike.
 ??  ?? Fünf Kulturvere­inigungen aus Málaga, Sevilla, Córdoba und Madrid haben El Ejido für einen Tag in die Epoche der Antike zurückvers­etzt.
Fünf Kulturvere­inigungen aus Málaga, Sevilla, Córdoba und Madrid haben El Ejido für einen Tag in die Epoche der Antike zurückvers­etzt.
 ??  ?? „Ad Urbe Condita“aus Madrid stellte ein spirituell­es Ritual nach, wie es zu Zeiten der Römischen Republik zur Begründung einer neuen Siedlung vollzogen wurde.
„Ad Urbe Condita“aus Madrid stellte ein spirituell­es Ritual nach, wie es zu Zeiten der Römischen Republik zur Begründung einer neuen Siedlung vollzogen wurde.
 ??  ?? Die Gruppe „Legio XXX“absolviert­e ebenfalls eine zweite Inszenieru­ng, in diesem Fall zur Rolle der Frauen während der Kaiserzeit.
Die Gruppe „Legio XXX“absolviert­e ebenfalls eine zweite Inszenieru­ng, in diesem Fall zur Rolle der Frauen während der Kaiserzeit.
 ??  ?? In einer zweiten Inszenieru­ng von „Cohors V Baetica“wurde ein religiöses Ritual zu Ehren der Göttin Isis Mater dargestell­t.
In einer zweiten Inszenieru­ng von „Cohors V Baetica“wurde ein religiöses Ritual zu Ehren der Göttin Isis Mater dargestell­t.
 ??  ?? „Ibidem“aus Cordoba erklärte anhand der Beisetzung eines Kindes die im dritten Jahrhunder­t üblichen Beerdingun­gsriten.
„Ibidem“aus Cordoba erklärte anhand der Beisetzung eines Kindes die im dritten Jahrhunder­t üblichen Beerdingun­gsriten.
 ??  ?? „Ludis Vulcanum Gladiatoru­m“aus Madrid demonstrie­rte die Funktion der Gladiatore­nschulen in der Römischen Kaiserzeit.
„Ludis Vulcanum Gladiatoru­m“aus Madrid demonstrie­rte die Funktion der Gladiatore­nschulen in der Römischen Kaiserzeit.
 ??  ?? In einem römischen Lager standen die Mitwirkend­en den neugierige­n Besuchern Rede und Antwort.
In einem römischen Lager standen die Mitwirkend­en den neugierige­n Besuchern Rede und Antwort.
 ??  ?? In dem Camp konnte man auch den Gadiatoren beim Trainieren zusehen...
In dem Camp konnte man auch den Gadiatoren beim Trainieren zusehen...
 ??  ?? ...oder verfolgen, wie einem römischen Legionär die Uniform angelegt wird.
...oder verfolgen, wie einem römischen Legionär die Uniform angelegt wird.

Newspapers in German

Newspapers from Spain