50 Jahre in Nerja
Luxemburgerin erinnert sich an die Anfänge des Baubooms in der Stadt
José Gubbini aus Luxemburg erinnert sich noch gut an die Anfänge des Tourismus
Gemütlich sitzt die Luxemburgerin Josée Gubbini auf dem Balkon ihres Hauses in der Urbanisation Chimenea in Nerja. Der Blick reicht über viele niedrig gebaute Häuser hinweg bis zum Strand. Es herrscht eine entspannte Ruhe. In der Hand hält die 83-jährige eine DIN-A4-Mappe, in der sich Bilder befinden. Bilder von Nerja aus den 1960er und 1970er Jahren. Denn damals hatte Josée Gubbini zusammen mit ihrem Mann das Haus gekauft. In der Luxemburger Zeitung entdeckte Gubbini eine Anzeige von einem Belgier, der Interessenten für Immobilien in Nerja gesucht hat.
„Daraufhin bin ich an die Costa del Sol gefolgen und habe mir die Wohnungen angesehen, die von dem Belgier beworben wurden. Außerdem habe ich viele Fotos und Notizen gemacht, die ich nach meiner Rückkehr nach Luxemburg meinem Mann zeigte“, erklärt Gubbini. „Sechs Monate später sind wir dann zusammen nach Nerja geflogen und haben die Wohnung gekauft.“
Einige Zeit später verkaufte das Paar die Wohnung und leistete sich ein Haus. Entscheidend für Josée Gubbini und ihren Mann war damals wie heute die Lage der Immobilie. „Man hat Sonne von morgens bis abends und dabei einen wunderbaren Blick aufs Meer“, sagt sie.
Den Bauboom, der ab Mitte der 1970er Jahre einsetzte, hat Gubbini hautnah miterlebt. Richtig gestört hat er sie aber nicht. „Dass soviel gebaut wurde, hat Vor- und Nachteile“, meint sie. „Früher musste man alles selbst mitbringen. Heute gibt es zahlreiche Geschäfte, in denen man notwendige Waren kaufen kann. Ein weiterer Vorteil ist die Verkehrsanbindung, die heute viel besser ist als damals, sowie zahlreiche Ärzte und Unterhaltungsangebote.“
Auch hat Gubbini die Sicht auf das Meer nie verloren. „Wir hatten da wirklich Glück. Denn in den vorderen Strandreihen wurden ruckzuck mehrstöckige Gebäude hochgezogen, so dass die Bewohner der dahinterliegenden Häuser plötzlich keinen direkten Meerblick mehr hatten“, erzählt die Luxemburgerin, während sie die Bilder aus der Mappe packt.
Die Fotos zeigen Nerja, wie es damals aussah. Die gesamte Häuserfront in erster Reihe entlang den Stränden gab es noch nicht. Dafür wuchsen jede Menge verschiedener Pflanzen. Pflanzen, die man jetzt nur noch im Naturschutzgebiet Maro-Cerro Gordo oder in der Sierra Tejeda, Almijara y Alhama sieht. Francine Tussaint, die Schwester von Josée, die gerade vom Kochen aus der Küche kommt, verdeutlicht, wie unbebaut Nerja vor 40 bis 50 Jahren war. „Ich war 1974 zum ersten Mal am Burriana-Strand. Damals gab es nur ein kleinen Strandkiosk. Nichts weiter“, sagt sie.
Nach der Frage, wo Josée Gubbini Nerja in 40 Jahren sehe, antwort sie: „Ich weiß es nicht. Noch mehr bauen geht auf jeden Fall nicht, da kein Platz mehr da ist.“