Gladiatoren waren auch nur Menschen
Die Feiern und Schauspiele, in denen bestimmte historische Epochen wiederbelebt werden, sind zurzeit eine echte Modeerscheinung. Jedes Jahr werden irgendwo neue aus dem Boden gestampft. Mir soll es recht sein, denn ich finde sie ganz interessant, da zum Unterhaltungsfaktor oftmals auch noch ein Lerneffekt hinzukommt.
Am letzten Wochenende war in El Ejido eine Premiere angesagt, bei der diesmal das antike Rom Thema der Veranstaltung sein sollte. Das Event bot nicht nur sieben abwechslungsreiche Inszenierungen. Obendrein waren die Akteure den ganzen Tag über in einer Art Lager versammelt, wo sie das Alltagsleben der alten Römer simulierten.
Und zwar mit voller Hingabe, denn, die Uniform erst einmal angelegt, fühlt sich der Träger tatsächlich wie ein echter Legionär. Besonders in ihrer Rolle eingelebt hatten sich die Mitglieder der Gladiatorenschule Ludus Vulcanum Gladiatorum aus Madrid. Richtige Freaks scheinen diese zu sein, denn sie liefen den ganzen Tag über in ihren knappen Outfits herum, obwohl die Temperaturen gar nicht mehr sommerlich waren.
Von den angehenden Gladiatoren hatte ich an diesem Tag indes mit am meisten gelernt und zwar nicht nur über die Römer, sondern auch über
Der stilfreie, Ringen und Boxen verbindende Allkampf, war im antiken Griechenland eine olympische Disziplin ge- Und noch eines lernte ich von den kälteresistenten Laiendarstellern, nämlich warum die Gladiatoren irgendwann dazu übergingen, Helme mit Visieren zu tragen. Diese dienten nämlich nicht, wie ich fälschlicherweise annahm, um das Gesicht zu schützen. Vielmehr sollte es den Gladiatoren die Hemmungen nehmen, wenn sie ihren Gegner, mit dem sie zusammen gelebt und trainiert hatten und womöglich sogar befreundet waren, am Ende eines Kampfes töten sollten.
Obwohl der Wert eines Menschenlebens mit dem heutigen nicht zu vergleichen ist, kannten selbst Gladiatoren wohl so etwas wie Skrupel. (jan)