Arbeiten allein reicht oft nicht mehr
Löhne sinken und Ausgaben steigen – Viele Spanier entkommen trotz Job nicht mehr der Armut
Madrid – sk. Die Löhne in Spanien fallen. Erstmals seit zehn Jahren sinkt das Durchschnittsgehalt. Wie das Nationale Institut für Statistik (INE) berichtet, lag das Bruttodurchschnittsgehalt Ende 2016 bei 1.878,09 Euro, 0,8 Prozent weniger als 2015. Hinter den statistischen Zahlen verbirgt sich eine harsche Realität: Immer mehr Spanier kommen trotz Beschäftigung kaum mehr über die Runden. „Wenn Arbeit dich nicht mehr vor der Armut schützt“, gab die Zeitung „El País“dieser Tendenz eine Überschrift.
Rund 30 Prozent der Beschäftigten verdienten 2016 weniger als 1.229 Euro brutto im Monat, bei 40 Prozent lag das Salär zwischen 1.229 und 2.137 Euro und nur bei 30 Prozent darüber.
Viele Familien müssen mit einem regulären Nettoverdienst von um die 1.000 Euro auskommen, dazu kommen vielleicht noch unregelmäßigen Einnahmen aus Neben- oder Teilzeitverdiensten. Die Mieten steigen stetig und liegen bisweilen über 500, mancherorts bis 750 Euro für Drei- bis Vierzimmerwohnungen.
Nach einer Eurostat-Studie nehmen 13,1 Prozent aller spanischen Haushalte nur 60 Prozent ihrer durchschnittlichen Ausgaben ein, nur Rumänien und Griechenland stehen in der EU hier schlechter da. „Die Beschäftigung hat die Funktion der sozialen Integration verloren, die sie früher hatte“, sagte die Sozialwissenschaftlerin Lucía Martínez von der Universität Navarra.
Des weiteren verdient man in Spanien im öffentlichen Dienst besser als in der Privatwirtschaft. Dort liegt das Durchschnittsgehalt bei 2.623 Euro, in der Privatwirtschaft bei 1.694 Euro. Was damit zusammenhängt, dass Angestellte im öffentlichen Dienst besser qualifiziert sind, weniger oft in Teilzeit arbeiten und länger beschäftigt sind.
Gravierend sind auch die Unterschiede bei den Verdiensten zwischen Frauen und Männern. So verdienen 1,1 Millionen Frauen in Spanien weniger als 710 Euro im Monat, bei den Männern erreicht die Zahl gerademal 400.000. Viele der armen Arbeiter kommen kaum über Teilzeitverhältnisse hinaus und sind im Gastgewerbe, Bausektor oder als Reinigungskräfte tätig.