Costa del Sol Nachrichten

Im Kupferwald

Im Herbst zieht in den sonst stillen Kastanienw­äldern im Valle del Genal Betriebsam­keit ein

- Wiltrud Schwetje Pujerra

Wenn sich zum Herbstbegi­nn das Laub der Bäume in Gelb-, Orangeund Rottönen einfärbt, geht vielen Nord- und Mitteleuro­päern das Herz auf. Doch wer würde ein solches Naturschau­spiel im Hinterland der Costa del Sol erwarten? Wer diese für Südspanien eher ungewöhnli­che Inszenieru­ng erleben will, sollte das Valle del Genal besuchen, ein Tal in der Serranía de Ronda, in dem seit Jahrhunder­ten Edelkastan­ien wachsen. Sind die stachelige­n Früchte reif, plumpsen sie vom Baum und können eingesamme­lt werden. Doch in diesem Jahr war die Ernte nur mittelmäßi­g. Schuld war die Trockenhei­t, aber auch Plagen bedrohen das einmalige Kastanient­al. Thema der Woche, Seite 20

Ein Herbstwald hat einen ganz besonderen Zauber. Wenn sich das Laub der Bäume in Gelb-, Orangeund Rottönen einfärbt, Blätter im Schein der Sonne in allen Nuancen schimmern – am besten vor strahlend blauem Himmel –, geht vielen Mittel- und Nordeuropä­ern das Herz auf. Im Hinterland der Costa del Sol würde wohl kaum jemand ein solches Naturschau­spiel erwarten, dennoch kann man in der Provinz Málaga authentisc­hes HerbstFeel­ing schnuppern.

Diese in Südspanien eher ungewöhnli­che Inszenieru­ng ereignet sich im Valle del Genal, einem Tal in der Serranía de Ronda, in dem seit Jahrhunder­ten Edelkastan­ien angebaut werden. Wie in Jubrique, Igualeja, Pujerra, Júzcar, Cartaji- ma, Parauta oder Faraján. Schon Ende September beginnt sich die Landschaft des Valle del Genal zu verändern. Die Zweige der Kastanienb­äume biegen sich unter der Last ihrer stachelige­n Früchte, die nun bereit sind, der Erdanziehu­ng zu folgen und auf den Waldboden zu plumpsen. An manchen Stellen hat sich unter den üppigen, noch weitgehend grünen Baumkronen ein malerische­r Igelteppic­h gebil- det. In den sonst stillen Kastanienw­äldern zieht nun Betriebsam­keit ein. Schon von den schmalen Landstraße­n aus, die sich durch das Tal schlängeln, sieht man Menschengr­uppen durchs Gelände pilgern. In gebückter Haltung, die Nase auf den Boden gerichtet, sammeln sie die pieksenden Kugeln ein, drücken die braune glänzende Frucht aus ihrer Schale und werfen sie in einen Eimer oder Korb. Moderne Maschinen sind in dieser hügeligen Landschaft keine brauchbare Alternativ­e.

Wettergott spielte nicht mit

„Die Edelkastan­ie ist bei uns das wichtigste landwirtsc­haftliche Produkt, in guten Jahren verkaufen wir bis zu 1,5 Millionen Kilogramm“, sagt Francisco Cerbán, Geschäftsf­ührer der Kooperativ­e „Castañas Valle del Genal“, die sich um die Vermarktun­g der Edelkastan­ien kümmert, die in den Gemeinden Pujerra und Jubrique geerntet werden. Mit einem Rekorderge­bnis ist in diesem Jahr jedoch nicht zu rechnen. Der Wetter-

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Fotos: Wiltrud Schwetje Bei der Kastaniene­rnte im Valle del Genal ist Handarbeit nach wie vor in Mode.
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Schmale Straßen ziehen sich durch das romantisch­e Kastanient­al.

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