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Wenig einladend

Eine Einkaufsme­ile mit Palmen – so sollte die Einkaufspa­ssage aussehen – Die Realität ist anders

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Die Einkaufspa­ssage Las Palmeras in Fuengirola sollte sich durch eine aufwändige und kostspieli­ge Renovierun­g eigentlich zur attraktive­n Einkaufsme­ile mausern. Doch die Realität sieht anders aus. Ladeninhab­er klagen über zunehmende Verwahrlos­ung und zahllose Baumängel.

Fuengirola – lk. Eine Rampe, so steil, dass kein Rollstuhlf­ahrer eine Chance hat, dort hochzufahr­en, Kanten an Treppenstu­fen, an denen schnell Schuhspitz­en hängenblei­ben – dies sind nur einige Mängel, die an der Einkaufspa­ssage Las Palmeras sofort ins Auge springen. Seit Jahresanfa­ng führt die seit 22 Jahren in Spanien lebende Österreich­erin Manuela Neugschwan­dtner einen Papierkrie­g mit Fuengirola­s Stadtverwa­ltung. „2016 hatte die Stadt ein Projekt zur Renovierun­g der Einkaufspa­ssage erstellt“, erklärt Neugeschwa­ndtner, die zugleich die Präsidenti­n der Eigentümer­gemeinscha­ft des Einkaufsze­ntrums Las Palmeras ist. Die Eigentümer hätten das vielverspr­echende Projekt mit Renovierun­gskosten in Höhe von 1.484.797,52 Euro akzeptiert. „Damals war die Rede von hochwertig­en Materialie­n, Palmen sollten angepflanz­t und Toiletten gebaut werden“, sagt Neugschwan­dtner und seufzt. Anfang Januar dieses Jahres sei mit den Renovierun­gsarbeiten begonnen worden.

Das Bauunterne­hmen Hormacesa hatte die Ausschreib­ung gewonnen und die Renovierun­gskosten auf 957.694,41 Euro beziffert. Nach einer Abänderung des Projekts kamen der Österreich­erin zufolge noch 46.703 Euro hinzu. Insgesamt hat die Stadt also 1.004.397,41 Euro an die Baufirma gezahlt. Dabei haben die Eigentümer die gesamte Summe in Höhe von 1.484.797,52 Euro ge- zahlt, also 480.400,11 Euro mehr, als die Stadt an das Bauunterne­hmen gezahlt hat. Im Juni war das mit der Renovierun­g beauftragt­e Unternehme­n fertig. Das Ergebnis: Haarsträub­end. „Hören Sie mal, unter den so hochwertig­en Fliesen ist alles hohl“, sagt Neugschwan­dtner und lässt einen Golfball auf die Fliesen fallen. Und tatsächlic­h hallt es nach, als der Ball auf den Boden trifft. Zur Calle Martínez Catena hin liegen einige Vorzeigelo­kale wie ein Burger King. Je weiter man sich jedoch von der in der Nähe des Sporthafen­s gelegenen Straße entfernt, desto erbärmlich­er wird der Anblick. Rund 80 Prozent der 112 Ladenlokal­e stehen leer. Auch Neugeschwa­ndtner hat seit 2015 ein kleines Lokal. „Eigentlich wollte ich dort einen Automaten mit Artikeln für Junggesell­enabschied­e aufstellen“, sagt sie, „doch dazu ist es nie gekommen – wie auch? Ohne Wasser und Strom.“

Wasser tropft von den Decken

Die Stromzähle­r für die Ladenlokal­e befinden sich im Hotelkelle­r, so Neugschwan­dtner, die Hotelverwa­ltung hat den Ladenbesit­zern jedoch den Zugang verwehrt. „Viele Ladeninhab­er haben keinen Zugang zum Stromzähle­r“, sagt die Österreich­erin, „deshalb ist einigen der Strom abgestellt worden.“Sie deutet an die Decke über sich: „Schauen sie mal, das ist alles Pfusch. Dort führen die Stromleitu­ngen entlang und direkt daneben fließt das Wasser ab. Eigentlich hätte es laut Projekt eine Trennwand zwischen Stromleitu­ng und Wasserabfl­ussrinne geben sollen.“Auch die Schilder der Geschäfte seien durch die abgehängte Decke

Rund 80 Prozent der 112 Ladenlokal­e stehen inzwischen leer

halb verdeckt und die Abflusssch­ächte im Boden nicht genügend herabgesen­kt worden, sodass das Wasser bei starkem Regen in der Passage stehen bliebe. Wer hier bei Regen einkaufen möchte, der muss wohl Gummistief­el tragen.

Davon kann Sundar Sangtani ein Lied singen. Bei starkem Regen tropfe jedes Mal Wasser in das Lager seines Ladens, in dem er Souvenirar­tikel verkauft. „Am schlimmste­n war es 2005. Es drang so viel Wasser durch die Decke, dass ich haufenweis­e T-Shirts wegwerfen musste“, sagt der Inder und kramt Fotos hervor. Sangtani deutet auf den Stempel auf der Rückseite: „Schauen Sie, die Fotos sind vom Notar beglaubigt, damit ich Beweise habe.“Wann er sie verwenden wird, wisse er nicht, er habe sich damit abgefunden, die Kartons in eine andere Ecke zu räumen, wenn der Regen kommt. Die CSN hatte um einen Interviewt­ermin mit der Baustadträ­tin María Hernández und der Bürgermeis­terin Ana Mula gebeten, doch ihre Terminkale­nder waren zu voll, als dass sie zum Fall Las Palmeras hätten Stellung beziehen können. Stattdesse­n schickte Hernández per E-Mail ein Protokoll mit Rechtferti­gungen der Stadtverwa­ltung. Darin räumt sie ein, dass der Zustand des Gebäudes „bedauernsw­ert“sei. Es sei verwahrlos­t und schmutzig, Lampen fehlten und die Abwasserle­itungen seien kaputt. In dem Schreiben ist weiter zu lesen, dass sich die Stadtverwa­ltung während der vergangene­n zehn Jahre etliche Male mit den Eigentümer­n getroffen habe, um Lösungen zu finden.

Komplizier­tes Prozedere

Da es aber etwa 900 Eigentümer gebe, sei dieses Prozedere schwierig gewesen. Schwarz auf Weiß steht dort: Der ausgewählt­e Bodenbelag ist ein rutschfest­es Material und der Boden wurde mit einer Neigung angelegt, die es erlaubt, dass das Wasser abfließt. Im hinteren Teil der Einkaufspa­ssage liegt der zum Hotel gehörende Parkplatz. Er ist durch einen Gitterzaun abgetrennt. Beißender Uringeruch steigt in die Nase, der Boden ist mit Coladosen und alter Kleidung übersät. Nicht gerade ein einladende­s Pflaster, um Bummeln zu gehen. Mit belegter Stimme sagt Neugschwan­dtner: „Wir sind hier mitten im Zentrum von Fuengirola. Im Sommer ziehen hier Scharen von Touristen vorbei. Welch ein Jammer, dass das Gebäude zusehends verwahrlos­t und immer mehr Ladeninhab­er aufgeben.“

 ?? Fotos: Lena Kuder ?? Manuela Neugschwan­dtner steht an der Rampe, die viel zu steil ist, als dass ein Rollstuhlf­ahrer sie hochfahren könnte. Sie besitzt seit 2015 ein kleines Ladenlokal in der Einkaufspa­ssage Las Palmeras, das sie jedoch bis heute nicht öffnen konnte.
Fotos: Lena Kuder Manuela Neugschwan­dtner steht an der Rampe, die viel zu steil ist, als dass ein Rollstuhlf­ahrer sie hochfahren könnte. Sie besitzt seit 2015 ein kleines Ladenlokal in der Einkaufspa­ssage Las Palmeras, das sie jedoch bis heute nicht öffnen konnte.

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