Die tierisch gute Ecke
Ameisen
Igittigitt, werden Sie jetzt sagen. Aber diese Spezies, die uns jetzt im Spätsommer besonders nervt, ist etwas ganz Besonderes. Nicht drauftreten, heißt es zunächst einmal, denn ein wütender Ameisenteppich geht aggressiv an die Beine. Die Gemeinschaft eines Ameisenhügels scheut sich nicht, den Menschen anzugreifen. Seltsam, meine Dackel können furchtlos und ohne Schaden hindurchspazieren. Obwohl ich meinen Hunden die staatstragenden Tugenden wie Gehorsam, Fleiß, Opferbereitschaft und Anspruchslosigkeit nicht bescheinigen kann. Aber Formica polyctena ist geschützt und muss beim Bau einer Straße umgesiedelt werden. Warum man den besten Freund des Menschen, den Hund, nicht schützt, ist un- verständlich. Hunde und Katzen müssen sich ungeschützt zu uns in den Tierschutzverein durchquälen. Die Wissenschaftlerin Irene Graß hat kürzlich beobachtet, wie ein Ameisenhügel bei Hochwasser überlebt. Alle Tiere verdichten sich zu einem lebenden Klumpen. Die Königinnen und die Babys in der Mitte, drum herum Hunderte von Arbeiterinnen. Sie disku- tieren nicht, sie gehorchen. Auch das kann ich von meinen Hunden nicht behaupten. Sie stellen sich breitbeinig vor mir auf, legen die Köpfe schief und ihr Blick fragt: Sollen wir wirklich aufhören, das Beet mit den Küchenkräutern umzugraben? Das Ameisen-Floß schwimmt bis zum nächsten Hügel, ohne dass es Tote gibt. Viele dumme Ameisen ergeben einen schlauen Haufen, viele schlaue Hunde und Katzen ergeben ein großes Tohuwabohu.