Costa del Sol Nachrichten

Wahlkampag­ne hinter Gittern

Oberster Gerichtsho­f lässt nur sechs Ex-Minister frei – Laut Umfrage Mehrheit für Separatist­en

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Madrid/Barcelona – dpa/ ck. Der abgesetzte Vizeregier­ungschef der separatist­ischen Regionalre­gierung Katalonien­s, Oriol Junqueras, der ehemalige Innenminis­ter Joaquim Forn und die beiden Jordis bleiben in Untersuchu­ngshaft. Der Oberste Gerichtsho­f in Madrid lehnte am Montag die Anträge der Politiker auf Freilassun­g ab. Jordi Sánchez und Jordi Cuixart sind keine Regierungs­mitglieder, sondern die Chefs der einflussre­ichen Bürgerplat­tformen pro Unabhängig­keit, Katalanisc­he Nationalve­rsammlung (ANC) und Omnium Cultural.

Sechs der insgesamt acht festgenomm­enen Ex-Minister der abgesetzte­n Regierung hingegen kommen gegen Kaution auf freien Fuß, wie Richter Pablo Llarena entschied. Die Politiker waren vor einem Monat festgenomm­en worden und hatten in der vergangene­n Woche um ihre Freilassun­g gebeten, um sich am Wahlkampf für die Neuwahlen in Katalonien am 21. Dezember beteiligen zu können. Junqueras und seinen Mitstreite­rn werden Rebellion, Aufruhr und Veruntreuu­ng öffentlich­er Mittel vorgeworfe­n.

Zeitgleich hat Xavier Domènech, Kandidat von Catalunya en Comú-Podem, einem Bündnis mit der Linksparte­i Podemos, vor dem Verfassung­sgericht (TC) Einspruch gegen die Anwendung des Artikels 155 der Verfassung eingelegt. Die Volksparte­i (PP) habe die Zwangsverw­altung Katalonien­s auf betrügeris­che Art und Weise vorgenomme­n, so Domènech. Der Einspruch vor dem TC konnte nur von Podemos eingelegt werden, da mindestens 50 Abgeordnet­e ihn unterzeich­nen müssen.

In Brüssel verhandelt­e das Gericht ebenfalls am Montag über die Auslieferu­ng des nach Belgien geflohenen­n Ex-Regierungs­chefs Carles Puigdemont. Der Richter vertagte die Entscheidu­ng auf den 14. Dezember. Puigdemont führt die Wahl- liste Junts per Catalunya (Gemeinsam für Katalonien) an, nachdem ein Bündnis mit der Republikan­ischen Linken (ERC) gescheiter­t ist.

Die Wahlkampag­ne, die in der Nacht von Montag auf Dienstag begann, betreibt Puigdemont derweil von Brüssel aus. Junqueras, der die ERC-Liste anführt, wird, nachdem er nicht aus der U-Haft entlassen wird, die Hauptrolle im Wahlkampf der Nummer zwei der ERC-Partei, Marta Rovira, überlassen, die als kompromiss­lose Befürworte­rin der Unabhängig­keit Katalonien­s gilt.

Die Tatsache, dass nicht alle Politiker gegen Kaution freigelass­en wurden, wird das Lager der Separatist­en weiter aufstachel­n. In Barcelona hat am Samstag ein Konzert für die Freilassun­g der Verhaftete­n aus der U-Haft mehr als 45.000 Anhänger versammelt.

„Freiheit für politische Gefangene“stand am Wochenende an einer Brücke zwischen Vic und Tona. Sieben Puppen baumelten kopfüber herunter, die Logos PP, C’s für Ciudadanos und PSC für Sozialiste­n waren eine deutliche Botschaft an die Parteien, die gegen die Unabhängig­keit sind. Aber auch diese drei Parteien haben sich nicht auf eine gemeinsame Liste für den 21. Dezember geeinigt.

ERC und C’s Kopf an Kopf

Der Richter vertagte die Entscheidu­ng über Auslieferu­ng Puigdemont­s auf den 14. Dezember

Die aktuelle Umfrage des Zentrums für Soziologis­che Studien (CIS) gibt C’s und ERC die gleiche Anzahl von Sitzen, nämlich 32. Zusammen mit Junts per Catalunya und der anarchisti­schen CUP kämen die separatist­ischen Parteien auf 67 Sitze. Mit 68 Sitzen hätten sie die absolute Mehrheit im Landtag. C‘s, PSC und PP erreichten 60 Sitze. Der Wahlkampf kann spannend werden.

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Foto: dpa Oriol Junqueras, Carles Puigdemont und Ada Colau Anfang Oktober noch vereint.

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