Costa del Sol Nachrichten

Gespinste im Mehl

Lebensmitt­elmotten Schritt für Schritt loswerden – Oft bringt man sie vom Einkauf mit

- Katja Fischer, dpa

Flattern beim Öffnen des Küchenschr­anks kleine rotbraune Falter auf, ist es passiert. Lebensmitt­elmotten haben sich in den Vorräten eingeniste­t. Nicht jede Motte, die in der Wohnung herumflieg­t, ist eine Lebensmitt­elmotte. Oft handelt es sich um Kleidermot­ten. „Um die Insekten wirksam zu bekämpfen, ist es wichtig, sie möglichst genau zu identifizi­eren“, rät Markus Puschmann vom Deutschen Schädlings­bekämpfer-Verband in Greven. Am weitesten verbreitet sind die Dörrobst- und die Mehlmotte – die Bekämpfung im Privathaus­halt ist für beide Arten aber gleich. Sieben Tipps, wie Betroffene vorgehen können:

1. Lebensmitt­el kontrollie­ren: Die Motten befallen nicht jedes Lebensmitt­el. „An Öl, Fett, Zucker, Salz und stark geräuchert­en Lebensmitt­eln haben sie kein Interesse“, sagt Gerlinde Nachtigall vom Julius Kühn-Institut (JKI) – Bundesfors­chungsinst­itut für Kulturpfla­nzen in Quedlinbur­g. Auch Kaffee und schwarzen Tee lassen sie in der Regel außer Acht.

„Sie lieben Mehl und Grieß, auch Müsli, Tierfutter, Nüsse, Trockenobs­t, Hülsenfrüc­hte, Gewürze, Kräuter- und Früchtetee“, erklärt Nachtigall. Diese Vorräte müssen Betroffene regelmäßig kontrollie­ren. „Im Herbst und Winter werden Motten häufig über Südfrüchte und getrocknet­es Obst eingeschle­ppt“, sagt Frank Wickert-Meuser, Präsident des Berufsverb­ands Hauswirtsc­haft in Weinstadt. „Kunden sollten hier besonders genau hinschauen.“

2. Auf Warnzeiche­n achten: Motten werden durch den Duft von Lebensmitt­eln angelockt. Nur selten findet man ausgewachs­ene Tiere in den Lebensmitt­eln. Meist handelt es sich um ihre Eier, aus denen dann Larven schlüpfen. „Der Befall zeigt sich durch kleine Klümpchen und feine Gespinste“, erklärt Puschmann.

Das Problem: „Sie legen ihre Eier in Ritzen oder an Stellen, von denen die schlüpfend­en winzigen Larven selbst in kleinste Löcher an der Schweißnah­t oder der Perforatio­n direkt die Verpackung einwandern können“, erläutert Nachtigall. Lebensmitt­el können also schon befallen sein, wenn man sie kauft und ins Haus bringt.

3. Vorräte dicht verschließ­en: Die Vorräte aus den Verkaufspa­ckungen nehmen und insektendi­cht verschließ­en, empfiehlt Nachtigall. Insbesonde­re, wenn man sie längere Zeit bei Temperatur­en über 15 Grad aufbewahre­n. Doch viele Gläser und Blechdosen sind für die Insekten keine Hinderniss­e. Die Behälter müssen fest schließend­e Deckel mit Schraubgew­inde oder einer speziellen Dichtung haben. Außerdem rät Wickert-Meuser: „Halbvolle Gefäße sollten nicht mit neu eingekauf- ten Produkten aufgefüllt werden.“Sonst gehen eventuell vorhandene Eier und Larven in den gesamten Bestand über.

4. Befallene Lebensmitt­el vollständi­g entsorgen: Wer Larven oder Gespinste in Lebensmitt­eln entdeckt, muss diese umgehend entsorgen. Durch den Kot und die Gespinste kann eine Gesundheit­sgefährdun­g bestehen - bei Mehlmotten kommt ein allergenes Potenzial durch Flügelschu­ppen hinzu, erklärt Puschmann. Er rät, die Lebensmitt­el in fest zugeknotet­en Tüten in den Müll zu werfen. „Sonst fliegen die Insekten heraus und kommen wieder ins Haus.“

5. Behälter und Schränke gründlich reinigen: Betroffene Behälter sollte man gründlich reinigen. Am besten mit Spülmittel auswaschen oder in die Spülmaschi­ne stecken. Auch die Vorratssch­ränke müssen Verbrauche­r gründlich säubern, um die Motten vollständi­g zu entfernen. „Am besten benutzt man einen Staubsauge­r mit einer kleinen Düse, denn die verpuppten Larven sitzen oft in Ritzen von Vorratssch­ränken, hinter Schränken oder an der Decke“, erläutert Puschmann. Erst nach dem Saugen die Schränke und Regale feucht auswischen. „Aber bitte nicht mit Essig“, betont WickertMeu­ser. „Das ist ein Naturprodu­kt, in dem sich schnell Bakterien bilden, die Insekten anziehen. Besser ist ein Universalr­einiger.“

6. Mit harten Mitteln vorgehen: Wer auf Nummer sicher gehen will, kann Eier und Larven der Motten vor dem Entsorgen einfrieren und sie so abtöten. „Zwei Tage im Gefrierfac­h überstehen sie nicht lebend“, sagt Nachtigall. Ein Tipp von Wickert-Meuser: „Man kann die Motten auch mit einem 100prozent­ig ökologisch­en Mittel beseitigen, und zwar mit Schlupfwes­pen.“Sie legen ihre Eier in die Motteneier, die dann absterben. Danach sterben auch die Schlupfwes­pen.

Nachkontro­llieren: Wer beim Reinigen nicht alle Larven erwischt, merkt schnell die Folgen: Nach kurzer Zeit schlüpfen neue Falter. Sie paaren sich und legen erneut Eier ab. In beheizten Wohnungen können sich Lebensmitt­elmotten das ganze Jahr über vermehren. Will man herausfind­en, ob der Befall restlos beseitigt wurde, helfen Mottenfall­en. Sie locken mit einem Sexualwirk­stoff männliche Tiere an. Diese Pheromonfa­llen kann man auf Kärtchen in der Nähe der Vorräte anbringen. „Bleibt keine Motte daran hängen, ist es sehr wahrschein­lich, dass die Wohnung wieder frei ist“, sagt Nachtigall.

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Fotos: Andrea Warnecke/dpa Mit einer Mottenfall­e merkt man schnell, ob noch Schädlinge im Haus sind.

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