Costa del Sol Nachrichten

Von Vorahnunge­n und netten Grúa-Fahrern

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Zugegeben, es ist nicht gerade die beste Idee, an einem Sonntagnac­hmittag auf der A-7 an der Küste entlang Richtung Marbella zu fahren. Die Zeit war eh schon knapp und ich dachte noch, dass es besser wäre, stattdesse­n die kostenpfli­chtige Autobahn zu nehmen. Ich hatte ein mulmiges Gefühl. Sonntagsfa­hrer mit Schirmkapp­en und Sonntagsfa­hrerinnen mit der Nase an der Windschutz­scheibe waren unterwegs, dazwischen einige Raser, die wohl seit Samstagnac­ht nicht ins Bett gefunden haben. Es war wie auf einer Straße in Neu-Delhi zwischen Rikschas und Mofas, die im Zick-Zack fahren. In einer Kurve kurz vor Benahavís lag ein Metallteil auf der Straße, so groß wie ein Autoreifen. Es flog mit solch einer Wucht gegen den Unterboden, dass ich dachte, jemand hätte einen Molotowcoc­ktail auf uns geworfen. Wie in einer Geisterbah­n wurde es dunkel, die seitlichen Airbags platzten auf, ein Metallgest­änge schleifte auf der Straße. Mein Freund fuhr im Schnecken- tempo rechts ran. Benommen stiegen wir aus und sahen das Malheur. Öl floss auf die Straße, die Achse des Unterboden­s war anscheinen­d zerbrochen. Wie in einem Albtraum torkelte ich an die Leitplanke und musste mich erst einmal sortieren. Ich sah meinen Freund an: Beine, Arme, Nase und Hände waren dran und ich konnte auch kein Blut sehen, na immerhin. Ich schaute an mir herunter: Auch alles heil! Kurze Zeit später kam der Grúa-Fahrer und ein Mann von der Straßenwac­ht, der hastig das Metall- teil einsammelt­e, bevor ich es noch fotografie­ren konnte. Er fuchtelte mit seinen Händen in der Luft, schaute mich durch seine dunkle Sonnenbril­le an und erklärte mir, dass, ich das Kennzeiche­n des Lkws hätte aufschreib­en sollen. Dafür sei er nicht zuständig. Mit gerunzelte­r Stirn hievte der Grúa-Fahrer das Auto auf den Abschleppw­agen und gab mir Tipps, wie ich den Wagen noch retten könnte, wenn nur nicht die Achse gebrochen wäre, doch das war sie. Mein Auto, das mich treu durch Spanien kutschiert hat, war tot. Der Grúa-Mann sah meinen verzweifel­ten Gesichtsau­sdruck und ohne eine Miene zu verziehen half er uns, unsere Pflanzen, Kleidung und Schuhe, die im Kofferraum waren, auf die Ladefläche zu packen und uns nach Hause zu fahren. Vom Schock erholt, fiel mir ein, dass das Auto vollkaskov­ersichert war. Es gab als etwas Geld von der Versicheru­ng. Das war noch nicht einmal das Wichtigste, denn der Unfall hätte auch viel schlimmer ausgehen können. (lk)

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