Seltene Einblicke
Buchautorin Felicia Hall im Interview mit der CSN
CSN: Was waren die ersten Eindrücke, als Sie nach Spanien kamen?
Felicia Hall: Als wir 1969 nach Madrid gekommen sind, waren wir sehr aufgeregt. Alles war neu und spannend, wir kannten das Essen nicht und wir hatten zuvor nie in einer Großstadt gelebt. Wir sahen die ersten Frauen, die als Polizistinnen gearbeitet hatten. Kurzum: Es war ein Erlebnis.
Hatten sie nie Angst, ins damals noch diktatorische Spanien zu kommen?
Das Leben für uns als Ausländer war sehr angenehm. Es war günstig, elegant und ziemlich sicher, abgesehen von dem Vorfall, dass eines unserer Kinder einmal vor unserem Haus ausgeraubt wurde. Wir hatten aber überhaupt keine Angst, hierher zu kommen.
Wann haben Sie damit begonnen, zu schreiben?
Ich habe mein ganzes Leben lang schon geschrieben. Ich habe für einen amerikanischen Verlag spanische Kinderbücher ins Englische übersetzt, Newsletter verfasst und Abhandlungen für ein englisches Kunstmagazin geschrieben – ich hatte damals selbst eine Kunstgalerie in La Herradura geführt.
Was für ein Verhältnis haben sie zu den Menschen in La Herradura?
Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu den Menschen dort. Einige von ihnen haben damals bei uns gearbeitet, waren Reinigungskräfte oder Gärtner. Mittlerweile gehören sie und ihre Familien zu unserer Familie.
Wie kam es zu dem Buch „Verschwunden ist der Maulbeerbaum“?
Die Idee entstand nach einigen Unterhaltungen mit den Einheimischen in La Herradura. Anfangs stellte ich mir die Frage, warum mir die Leute das alles erzählen. Dann kam ich auf die Idee, 2011 die Geschichten aufzuschreiben.
Was können die Leser ihres Buches erwarten?
Der Leser erfährt, wie es vor ein, zwei Generationen tatsächlich war, in La Herradura zu leben. Die Menschen waren praktischen Sklaven. Einige wenige kontrollierten den Rest. Das Buch ist eine Zeitreise durch La Herradura vom zweiten Weltkrieg bis in die heutige Zeit.