Costa del Sol Nachrichten

Nichts geht voran

Arbeiten an der Kläranlage von Nerja stehen seit bereits acht Monaten still

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Nerja – mit. Das Jahr 2017 ist für Nerjas Urlauber und Residenten wahrlich kein Zuckerschl­ecken gewesen. Zahlreiche Wasserprob­leme verursacht­en bei Badegästen Hautaussch­läge und Ekzeme. Und so wie es 2017 war, werde es wohl auch in diesem Jahr weitergehe­n, vermutet Regina Kassler. „Es ist für mich völlig unbegreifl­ich, wie man nur grob oder sogar komplett ungeklärte­s Wasser einfach im Meer entsorgen kann“, schimpfte die 68-jährige Hamburgeri­n wild gestikulie­rend. Seit Jahren kommt die allein lebende Frau immer wieder über die Wintermona­te nach Nerja. „Es kann doch nicht so schwierig sein, eine ordentlich­es Klärwerk zu bauen.“

Doch genau das scheint aber das Hauptprobl­em zu sein. Bis jetzt ist Nerja die einzige Küstengeme­inde an der Costa del Sol, die keine funktionie­rende Kläranlage hat. Dabei sollte das Klärwerk bereits seit über einem Jahr in Betrieb sein. Finanziell­e Probleme der Baufirma Isolux-Corsán-Corviam waren letztlich dafür verantwort­lich, dass es immer wieder Verzögerun­gen während der Bauarbeite­n gab. Die letzte „große“Arbeit, die von Angestellt­en der Firma verrichtet wurde, war die Installati­on eines 300 Meter langen Kollektora­bschnitts am BurrianaSt­rand im April 2017. 200 noch fehlende Meter wurden erst gar nicht mehr in Angriff genommen, da die Firma im Juni des gleichen Jahres Konkurs anmeldete.

Im Oktober hieß es dann, dass das Umweltmini­sterium eine neue Abmachung mit der Pleite gegangenen Firma getroffen habe und die Arbeiten wieder aufgenomme­n worden seien. Das Umweltmini­sterium bestätigte außerdem, das die gesamte Anlage bis November 2018 fertiggest­ellt sein werde und die ersten Tests dann anlaufen werden. Doch bereits einen Monat nach der Wiederaufn­ahme der Arbeiten wurden diese eingestell­t.

Nerjas Bürgermeis­terin Rosa Arrabal (PSOE) erklärte in einem Interview mit spanischen Medien, dass die Ortsregier­ung in Nerja wegen der Kläranlage sehr besorgt sei. Mit dem Amtsantrit­t sei der Regierungs­koalition aus PSOE, IU und EVA-Podemos klar gewesen, dass dieses Projekt eine reine Katastroph­e sei.

Die Kosten der Anlage wurden auf 23,2 Millionen Euro und die Bauzeit auf 30 Monate festgelegt. Im Januar 2014 begannen die Arbeiten an dem Werk, das nach der Fertigstel­lung die Kapazität haben soll, täglich bis zu 25.000 Kubikmeter Abwasser zu klären, was der Fäkalien-Filterung von 125.000 Menschen entspreche. Für die Deutschen, die regelmäßig Zeit in Nerja verbringen und die sich intensiv mit diesem Thema auseinande­rgesetzt haben, ist klar, dass vor dem Baubeginn die Sachlage nicht gut genug überprüft wurde. „Wenn ich einen Arbeitsauf­trag für über 23 Millionen Euro vergebe, dann erkundige ich mich doch vorher über die Liquidität der entspreche­nden Firma“, sagte Thomas Niedecker. Der Deutsche ver- bringt viel Zeit in Nerja und fährt regelmäßig an der unfertigen Kläranlage vorbei. „Dass sich niemand dafür zuständig fühlt, gegebenenf­alls Firmen, deren Arbeit oder auch die Bauwerke zu prüfen, ist schon krass. Bereits 2015 wurden zahlreiche Baumängel wie minderwert­iges Material und zu kleine Kanalrohre von Seiten der Ortsregier­ung moniert.“

Es kommt noch dunkler

Ebenfalls wenig hat man sich bis März 2017 um die alte Kanal-Infrastruk­tur gekümmert. Ein 50Meter langes Abwasser-Rohr, das unterhalb der Wasserober­fläche im Meer auf Höhe der Flussmündu­ng des Río Chillar gelegen ist, wies zahlreiche Löcher auf. Die ungefilter­ten Abwässer färbten die Strände wochenlang braun-grau. Die Arbeiten zur Erneuerung des 1,6 Kilometer langen Rohres dauerten fast zwei Monate. Kurz danach attestiert­en Biologen der Gemeinde sauberes Wasser. Doch schon wenige Tage später beklagten zahlreiche Urlauber erneut Fäkalien an den Stränden Nerjas.

Die Kosten der Kläranlage belaufen sich auf rund 23 Millionen Euro

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Fotos: Michael Trampert Hin und wieder sind Arbeiter auf dem neuen Kläranlage­n-Gelände zu sehen. Doch vorwärts scheint trotzdem nichts zu gehen.
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Nachdem Unmengen an Fäkalien durch ein defektes Abwasserro­hr ins Meer gelangt waren, verfärbte sich das Wasser rund um Nerjas Strände braun-grau.

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