Üben und testen
Vier Bundesligisten absolvieren Trainingslager an der Küste
Vier Vereine der deutschen Fußball-Bundesliga bereiteten sich in Andalusien auf die am kommenden Wochenende beginnende Rückrunde vor. Borussia Dortmund trainierte im Stadion von Marbella, und vor allem Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang sorgte im Winterquartier für Schlagzeilen. Nicht weit entfernt, im Marbella Football Center, schufteten und schwitzten die Spieler des VfL Wolfsburg und feilten fleißig an der Taktik. Da der Hamburger SV zur gleichen Zeit in Jerez de la Frontera war und der SC Freiburg in Sotogrande weilte, hatten mitgereiste und hier wohnhafte Fans die Möglichkeit, ihre Vereine bei mehreren Testspielen zu erleben.
Erst drei Tage später als seine Teamkollegen von Borussia Dortmund ist Pierre-Emerick Aubameyang im Trainingslager in Marbella eingetroffen. Dennoch sorgte der gabunische Stürmer schon vor seiner Rückkehr aus Ghanas Hauptstadt Accra, wo er zur Wahl des afrikanischen Fußballers des Jahres eingeladen war und am Ende den dritten Platz belegte, für die meisten Schlagzeilen. Die mehr als ein Dutzend aus Deutschland angereisten Journalisten, darunter Vertreter von ARD, ZDF und Sky, die den BVB bei den täglichen Trainingseinheiten im Stadion von Marbella beobachteten, mussten sich kurz nach ihrer Ankunft mit den Gerüchten über den Wechsel des Stars zum chinesischen Fußballmeister Guangzhou Evergrande beschäftigten, die sowohl vom BVB als auch von dem asiatischen Club heftig dementiert wurden. Als „völlig ohne Grundlage“und „reine Erfindung“bezeichneten die Chinesen die kursierenden Meldungen von der 72-Millionen-Offerte. Mit dem Satz „Wenn es mal so wäre, würden wir das entsprechend vermelden müssen. Dass das nicht passiert ist, sagt doch alles“, hatte zuvor Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc die Gerüchteküche kommentiert.
Als „Auba“dann am Freitag vergangener Woche im Hotel Gran Meliá Don Pepe eintraf, schlugen die Wellen erneut hoch. Der für seine Eskapaden bekannte Angrei- fer hatte doch tatsächlich einen Teil seiner Familie im Mannschaftsquartier untergebracht. Sowohl Vater Pierre als auch seine beiden Brüder Willi und Cati residierten in dem Fünf-Sterne-Hotel an Marbellas Strandpromenade, Fleißig gepostete Fotos auf Instagram beim Entspannen des Clans auf dem Balkon verbreiteten sich schnell und sollen für Missstimmung im Team gesorgt haben. „Es sind für uns so kleine Störfeuer, die einfach, wenn man sie nicht löscht und darüber spricht, zu einem Riesen-Brand werden“, wurde Kapitän Marcel Schmelzer zitiert. Entspannter reagierte BVB-
Wolfsburgs Malli sucht sich den Weg durch St. Paulis Abwehr. Trainer Peter Stöger: „Ich habe die Familie die ganze Zeit nicht gesehen. Ich könnte noch nicht einmal sagen, dass sie wirklich im Hotel waren. Ich habe andere Jungs gesehen, die haben sich mit Leuten irgendwo im Café getroffen. Für mich ist das kein so großes Thema.“
Sportlich ist Pierre-Emerick Aubameyang ohnehin nichts vorzuwerfen. Zum 3:2-Sieg am vergangenen Montag gegen den belgischen Erstligisten Zulte Waregem im Estadio Municipal in Marbella steuerte er nicht nur zwei Tore in der 42. und 54. Minute bei, sondern zeigte in dem Testspiel auch Kampfeslust und Teamgeist. Weil er erst am Vorabend einflog und entsprechenden Trainingsrückstand hatte, war der Ballkünstler beim Testspiel gegen Zweitliga-Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf in La Línea de la Concepción noch nicht auf dem Platz gestanden. Stattdessen verfolgte er von der Bank aus, wie seine Kollegen die Rheinländer in einer schmucklosen Partie mit 2:0 bezwangen.
Wie schon im letzten Jahr wollten die Dortmunder im Trainingslager nichts dem Zufall überlassen und mieteten das Stadion für die komplette Zeit ihres Aufenthalts. Unter zwei Zelten wurden Kraftund Fitnessgeräte installiert sowie Physiotherapie durchgeführt. An mehreren Tagen wurden Fans und Medien vom Training ausgeschlossen, weil sich Peter Stöger fern jeder Beobachtung ein Bild vom Zustand des Teams machen wollte, in das auch die nach Verletzungen genesenen Stammkräfte wie Mario Götze, Lukas Piszceck und Gonzalo Castro wieder zurückgekehrt sind.
„Das ist ein ausgezeichneter Kader. Ich brauche im Grunde nichts dazu“, sagte der österreichische Coach beim abschließenden Pressegespräch in Marbella und zerstreute damit Spekulationen um Wintertransfers. Allerdings muss Stöger hoffen, dass die neun Profis, die sich in Spanien einen Magen-Darm-Virus eingefangen haben und am Dienstag mit sichtlich „Auba“hat alles im Blick. blassen Gesichtern in den Flieger gen Heimat stiegen, bis zum Wochenende wieder gesund sind.
Alles neu ohne Mario Gómez
Ohne den zum VfB zurückgekehrten Mario Gómez bereitete sich der VfL Wolfsburg auf die bevorstehenden Aufgaben der laufenden Saison vor. Im Marbella Football Center in der Urbanisation La Quinta bedauerte Trainer Martin Schmidt den „sportlichen Verlust“, betonte aber gleichzeitig, „dass wir jetzt schwieriger auszurechnen sind, weil unser Spiel ein anderes wird“. Nachfolger des Schwaben mit spanischen Wurzeln soll Divock Origi werden.
Übungsleiter Schmidt, der in der Vergangenheit schon mit anderen Clubs wie Nürnberg in Marbella war, zeigte sich zufrieden mit der Trainingslagerwahl. „Wir hatten viele intensive Einheiten und zwei Siege in Testspielen auf einem guten Niveau. Daher fällt das abschließende Fazit sehr gut aus“, sagte der 50-Jährige. Am 5. Januar hatten die Wölfe im Marbella Football Center zunächst den FC St. Pauli mit 3:1 bezwungen und sich am Dreikönigstag auf dem benachbarten Platz mit 2:1 gegen Dynamo Dresden durchgesetzt. Dass es beim zweiten Spiel zu einem teaminternen Zwist zwischen Daniel Didavi und Nachwuchsspieler Landry Dimate gekommen ist, war eine Anekdote, für Schmidt aber „nicht der Rede wert“.
Der Schweizer und sein Trainerstab feilten mit den Spielern nicht nur an der Taktik und arbeiteten an der Kondition. Nach den erfolgreichen Testspielen stand am Samstag als Teamevent Footgolf auf dem Programm. Eine Mischung aus Fußball und Golf, die wie der gemeinsame Abend mit den Fans vor Ort, eine willkommene Abwechslung der anstrengenden Vorbereitung waren.
„Das ist ein ausgezeichneter Kader. Ich brauche im Grunde nichts dazu.“