Costa del Sol Nachrichten

Katalanisc­her Landtag gebildet

Separatist­ische Parteien wollen Carles Puigdemont telematisc­h einsetzen – Zeit bis 31. Januar

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Barcelona – ck. Am Mittwoch hat im katalanisc­hen Parlament die konstituie­rende Sitzung stattgefun­den. Erwartungs­gemäß haben sich die separatist­ischen Parteien Junts per Catalunya von Carles Puigdemont und Republikan­ische Linke (ERC) von Oriol Junqueras mit vier Posten die Mehrheit im Präsidium gesichert. Ciudadanos (C’s), die bei der Wahl am 21. Dezember eigentlich meistgewäh­lte Partei, ist mit zwei und die Sozialiste­n (PSC) sind mit einem Abgeordnet­en vertreten. Parlaments­präsident wurde in der zweiten Abstimmung mit einfacher Mehrheit Roger Torrent (ERC), ein 38-jährige Politikwis­senschaftl­er und Bürgermeis­ter der Kleinstadt Sarrià de Ter in der Provinz Girona.

Acht Abgeordnet­e fehlen

Das Präsidium ist naturgemäß für den Ablauf der Sitzungen verantwort­lich. Es bestimmt, ob der Ministerpr­äsident in Abwesenhei­t gewählt werden kann, wie Puigdemont das vorschlägt, und entscheide­t über die Tagesordnu­ng.

Der Oberste Gerichtsho­f (TS) hat Ende vergangene­r Woche auch für den ehemaligen Innenminis­ter Joaquim Fons und für Jordi Sánchez, den früheren Präsidente­n der Bürgerplat­tform ANC, die beide für JxCat gewählt wurden, die Freilassun­g aus dem Gefängnis auf Kaution abgelehnt.

Eine Woche zuvor war die Verlängeru­ng der U-Haft für ERCChef Oriol Junqueras bestätigt worden. Puigdemont und vier ehemalige katalanisc­he Minister befinden sich in Belgien. Gegen sie liegen Haftbefehl­e vor, die vollzogen werden, sobald sie spanischen Boden betreten.

Insgesamt waren im Lager der Befürworte­r der Unabhängig­keit also acht Abgeordnet­e nicht anwesend. Ihnen allen wird Rebellion oder Aufruhr vorgeworfe­n. Die fünf Mandatsträ­ger in Belgien ha- ben darauf verzichtet, ihre Stimme einem Vertreter zu übergeben, was rechtlich auch anfechtbar gewesen wäre. Wohl haben sie aus der Ferne und mit der Formel „Kraft des Gesetzes“ihr Amt als Abgeordnet­e geschworen. Die drei in spanischen Gefängniss­en sitzenden Abgeordnet­en haben ihre Stimme delegieren können.

Bis zum 31. Januar muss die Vollversam­mlung stattfinde­n, um den Ministerpr­äsidenten zu wählen. Der soll nach momentanem Stand Carles Puigdemont heißen. Vereidigun­g per Skype und Regieren von Brüssel aus? Selbst die Juristen des katalanisc­hen Landtags halten das für rechtlich unmöglich. Es ist eine Frage der Zeit, bis das von der Madrider Regierung angerufene Verfassung­sgericht (TC) wieder einschreit­et.

Zehn Tage Zeit

Mariano Rajoy hat schon verkündet, dass die Zwangsverw­altung nach Artikel 155 der Verfassung in Kraft bleibt, bis eine neue Regierung gebildet ist. Das haben der Senat und der Kabinettsb­eschluss am 27. Oktober so festgelegt.

Sollte der Landtag jedoch tatsächlic­h Puigdemont in Abwesenhei­t zum neuen alten Ministerpr­äsidenten wählen, würde der Artikel 155 nicht automatisc­h erlöschen, da diese Option von Mariano Rajoy bereits ausgeschlo­ssen wurde: „Wenn jemand das Amt übernehmen will, muss er körperlich anwesend sein.“

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Foto: Virginia Mayo, dpa Carles Puigdemont mit Abgeordnet­en in Brüssel.

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