„Fähigkeit zum Dialog weckt Neid“
Spanische Medien feiern Vereinbarung zu großer Koalition von Angela Merkel und Martin Schulz
Madrid – ck. Die spanische Presse hat die Ankündigung, die große Koalition in Deutschland neuaufzulegen, gefeiert. Keine Tageszeitung, die nicht auf die Einigung von Horst Seehofer, Angela Merkel und Martin Schulz eingeht und sicher ist, das im pragmatischen Deutschland die Parteibasis der SPD zustimmen wird.
„La Vanguardia“freut sich für Europa: „Dass Berlin über eine stabile Regierung und über einen konkreten und machbaren Fahrplan verfügt, ist gut für alle, für die Deutschen und auch für die Europäer.“Die Zeitung „El País“hebt hervor, dass die Bundesregierung vier Jahre vor sich hat, um der AfD den Wind aus den Segeln zu nehmen. Und zusammen mit Frankreich die EU in Zeiten des Brexit zu steuern.
Die Zeitung „El Mundo“stellt den Spanienbezug heraus und kommentiert unter dem Titel „Es wird weißen Rauch geben“: „Spanien ist das einzige große Land Westeuropas, das nie eine Koalitionsregierung gehabt hat. Und das, obwohl die zunehmende Zersplitterung im Parlament bei uns dazu geführt hat, dass wir fast ein Jahr lang keine Regierung hatten und man deshalb Neuwahlen abhalten musste. Die Fähigkeit von Mächten wie Deutschland, Dialog zu führen und Mehrparteienregierungen zu bilden, weckt daher Neid.“
Auch die konservative Zeitung „ABC“freut sich über die „hervorragende Nachricht“und das „Gro- ße Beispiel“, das Deutschland gibt. Merkel und Schulz „haben ihre eigenen Interessen zugunsten des Allgemeininteresses zurückgestellt. Eine Geste, die an anderen Orten und in anderen Augenblicken leider nicht verbreitet ist“, ur- teilt das Blatt. Eine Anspielung auf den Generalsekretär der PSOE, Pedro Sánchez, der mit seiner Weigerung zu paktieren, im Juni 2016 Neuwahlen verursacht habe. „ABC“weiter: „Das deutsche Beispiel zeigt, dass Konsens nicht unmöglich, sondern manchmal sogar notwendig ist. Aber dafür braucht es einen Sinn für das Staatswohl.“
Genau den will CiudadanosChef Albert Rivera an den Tag legen. In einem Interview in „El País“(Sonntag) versichert er, wenn die Spanier ihm bei der nächsten Parlamentswahl die Chance zum Regieren gäben, „sähe ich mich in der Lage, mit PP und PSOE zusammenzuarbeiten“.
Die katalanische Zeitung „El Periódico“sieht einen schwierigen Weg bis zur neuen Regierungsbildung in Deutschland voraus. Die ohnehin nicht schnelle deutsche Politik bewege sich im Schildkrötentempo, hieß es dort.
„Das deutsche Beispiel zeigt, dass Konsens nicht unmöglich ist“(„ABC“)