Herr der Ringe
Der Goldschmied David Gómez Ortega hat sein Handwerk in Córdoba gelernt
Marbella – lk. Vor zehn Jahren um diese Zeit konnte sich David Gómez Ortega vor Aufträgen kaum retten. Ein paar Wochen vor dem Valentinstag boomte das Geschäft. Die Nachfrage nach Ringen, Armbändern und Halsketten war groß. „Heute schenkt der Freund seiner Freundin lieber ein I-Phone für 1.000 Euro“, sagt der Goldschmied und richtet seinen Blick wieder auf sein Arbeitspult.
Es sei gang und gäbe, dass nur sehr Wohlhabende Schmuck kaufen und dann vor allem in hochpreisigen Geschäften wie Cartier oder Bulgari. Kleinere Juweliere könnten da kaum noch mithalten. Aus einem kleinen Radio dudelt „Dust in the wind“der amerikanischen Rockgruppe Kansas aus den 1970ern. Die untere Schublade hat eine Ausbuchtung, sodass sie direkt mit seinem Bauch abschließt. „Schau, das ist Goldstaub“, sagt er und fegt die glitzernden Partikel mit einem buschigen Pinsel zu- sammen. Rechts von ihm steht eine schwere Metallwalze. Gómez Ortega nimmt eine 1-Cent-Münze, legt sie zwischen die beiden Metallscheiben und dreht die Kurbel, zwei-, drei-, vier- und fünfmal. Die 1-Cent-Münze hat nun kein Relief mehr, ist oval und völlig blank.
Faszination für Handwerk
An der Längsseite des Raums steht ein vier Meter langes Gerät aus schwerem Metall, durch das Ketten laufen, die einer Kettensäge gleichen. Es dient dazu, aus Metallplatten dünne Metallstäbe oder -fäden zu formen. Er steckt eine Lupe vor seine Brille und hält ein vierarmiges filigranes Gestell unters Licht.
Zwischen die Metallstäbchen mit einem Durchmesser von etwa einem Zentimeter schiebt er ein Metallstück, das aussieht wie das Gegenstück zu einem Druckknopf. Dieses wird die Diamantimitation Zirkonia halten. „Für dieses Paar Ohrringe und eine Kette bekomme ich 80 Euro, der Juwelier verkauft dies alles für 160 Euro“, erklärt der 55-Jährige. In Córdoba aufgewachsen, hat er dort 1980 im Alter von 17 Jahren mit der Ausbildung zum Goldschmied begonnen. Spezielle Goldschmiedeschulen gab es damals noch nicht in Andalusien.
„Schmuck hatte schon immer eine große Bedeutung in Córdoba. Seit jeher hat mich dieses Handwerk fasziniert.“Einige Jahre hat Gómez Ortega in Madrid gelebt, wo er für verschiedene luxuriöse Juweliergeschäfte Ringe, Armbänder und Halsketten fertigte, die teilweise bis zu 50.000 Euro kosteten. Er trägt mit einem Pinsel aus einer Taubenfeder Goldpartikel auf die Ohrringfassung auf und lötet die Verbindungsstücke mit einem Bunsenbrenner. Dieser ist an einen Blasebalg angeschlossen, den Gómez Ortega vorher aufgepumpt hat. Durch die Luftzufuhr wird die Flamme größer. „Dies ist ein Be- ruf, in dem du jeden Tag etwas Neues dazulernst.“Es dauere etwa 20 Jahre, bis ein Goldschmied von sich behaupten könne, etwas auf dem Kasten zu haben. „Ständig gibt es neue Materialien und Designs und modernere Geräte, sodass du nie auslernst.“
Er verwendet nur Edelmetalle wie Gold, Silber und Platin, die er vom staatlichen spanischen Konsortium für Edelmetalle kauft, fertigt Schmuck nach individuellen Vorstellungen an und repariert Schmuckstücke. Sein Meisterstück ist ein Ring mit einem blauen, 24karätigen Saphir. Auf diesen, 100.000 Euro teuren Ring sei er noch heute stolz.