Rund ums Bier
Ein Rundgang durch die Fabrik Victoria-Cerveza zeigt die Anfänge des beliebten örtlichen Bieres – Bierverköstigung inklusive
Mit dem Bierglas in der Hand beginnen Besucher die Besichtigung der Brauerei Victoria in Málaga. Mitarbeiter informieren über die Geschichte des Unternehmens und führen die Liebhaber des Gerstensafts in die Kunst und die Feinheiten der Bierherstellung ein.
Eine ganz besondere Führung bietet die Brauerei „Victoria“in Málaga an. Interessenten können sich nämlich im Rahmen einer Führung durch die Räumlichkeiten der Fabrik von spezialisierten Mitarbeitern die Geschichte der Brauerei und den Herstellungsprozess des Gerstensaftes erklären lassen. Damit eine Führung zustande kommen kann, müssen sich dafür insgesamt mindestens 15 Personen angemeldet haben, was im Normalfall aber kein Problem darstellt. Denn im Zuge der Führung wird man standesgemäß mit Bier und Beilagen verköstigt.
Zur Begrüßung ein Bier
Um 17 Uhr versammeln sich die Teilnehmer der heutigen Gruppe im Eingangsbereich der Brauerei. Dieser ist mit einer modernen Bar und zahlreichen Tischen ausgestattet – natürlich in Rot und Weiß, den Farben der Marke.
Damit sich die Gäste auch wohlfühlen, erhalten sie zur Begrüßung ein Bier ihrer Wahl. Entscheiden können sie sich zwischen einem „Hellen“und „Dunklen“. Bei beiden Sorten handelt es sich um sogenannte untergärig gebraute Biere – Gerstensäfte, in denen also untergärige Hefe hinzugegeben wurde. Der Farbunterschied rührt von der Menge an hinzugegebener Hefe. Helles schmeckt außerdem süßer als Dunkles. Das dunkle Victoria hat hingegen einen leicht malzigen Geschmack.
Mit einem Bierglas in der Hand beginnt die knapp 45-minütige Tour. Mitarbeiter Pedro Artero führt die Besucher zunächst an die Produktionsgeräte. Große Silos und jede Menge High-Tech können von den Gästen aus nächster Nähe bewundert werden. Eine Glaswand, die die Produktionshalle von der Besucherhalle trennt, macht dies möglich.
Auf der Glasswand befindet sich in weißer Schrift und in den Sprachen Spanisch und Englisch eine Erklärung zu den einzelnen Produktionsprozessen.
Alles beginnt mit dem Malz, das in der Mühle zerrieben wird. Dadurch wird komplexer Zucker zu einfachem Zucker umgewandelt. Dieser ist später für den Gärprozess notwendig. Danach wird dem zerriebenen Malz unter heißen Temperaturen Wasser beigefügt und nicht lösliche Hopfenbe- standteile sowie Eiweiße aus der Brühe – der sogenannten Stammwürze – entfernt. Nachdem die Brühe anschließend auf zirka fünf bis sechs Grad herabgekühlt wurde, wird dem Gemisch Hefe hinzugeführt. Nach einigen Tagen wird der Zucker in der Würze zu Alkohol und Kohlenstoffdioxid vergoren.
Das Jungbier muss nun bei einem pH-Wert von 3,5 bis 4,5 gelagert und nachfolgend gefiltert werden. Im Anschluss daran kann es
Der Produktionsablauf steht auf Deutsch und Englisch an der Wand
in Dosen, Flaschen oder Fässer abgefüllt werden. Der kurzen Zusammenfassung fügt Pedro Artero noch jede Menge Details bei. Jede Anlage und jedes Gerärt wird von ihm genau erklärt.
1928 erfunden
Während einige Besucher zum Ausgangsort zurückgegangen sind, um sich an der dortigen Bar Nachschub an leckerem Bier zu holen, beginnt Artero damit, die Firmengeschichte zu erzählen. Dazu helfen ihm an der Wand befestigte Informationstafeln.
1928 wurde das Victoria-Bier von Luis Franquelo Carrasco in Málaga erfunden. In der ersten Brauerei arbeiteten 85 Angestellte. Die Fabrik befand sich damals noch in Málagas Stadtteil El Perchel. Zirka 15.000 Liter des Gerstensafts wurden damals täglich produziert und in Andalusien sowie in Marokko vertrieben. 1937 veröffentlichte die Brauerei ein Werbeplakat, auf dem ein Deutscher mit einem Sombrero in der Hand vor einer Flasche VictoriaBier sitzt und dabei lächelt. Da Deutschland als Bierland überall bekannt war und seit jeher deutsche Biere international hohes Ansehen genießen, hat sich das Unternehmen ganz bewusst für eine Darstellung mit einem Deutschen entschieden. Dieses Plakat mutierte in 1960er Jahren zu einem Symbol für die Stadt Málaga.
1990 wurde das Unternehmen Victoria schließlich von der Gruppe Cruzcampo geschluckt und die Fabrik in Málaga 1996 geschlossen. 1999 wurde die Gruppe Cruzcampo von Heineken International übernommen, die Victoria-Bier 2001 an die Damm-Gruppe verkaufte. Diese ließ das Bier in Murcía produzieren.
Im September 2017 eröffnete Victoria seine neue Fabrik wieder in Málaga – im Industriegebiet Guadalhorce. Auf 3.374 Quadratmetern wird seitdem mit neuesten Geräten Bier produziert. Nachdem Pedro Artero die Geschichte erzählt hat, applaudiert die Gruppe. Artero führt die 25 Interessenten daraufhin am hauseigenen Labor, in dem der Gerstensaft kontinuierlich auf Keime und andere Schadstoffe hin überprüft wird, vorbei zurück in die Eingangshalle.
Besucher müssen zapfen
In der Eingangshalle angekommen, nehmen die Rundgangs-Teilnehmer an den Tischen platz. Kollegen von Pedro Artero servieren kühles Victoria-Bier und verschiedene Beilagen – Oliven, Chips und Mandeln. Jetzt sind die Besucher gefragt.
Sie dürfen alle Biersorten probieren, die die Fabrik anbietet. Und nicht nur das. Artero erklärt seinen Gästen auch noch, wie sie das Bier aus dem Zapfhahn am besten ins Glas bekommen. „Der Trick ist, das Glas zuerst mit Wasser auszuspühlen, anschließend den Hahn aufzudrehen und dann ruckzuck das Glas zu 45 Grad unter den Hahn halten, bis es fast voll ist“, erklärt Artero. „Kurz bevor das Bier am oberen Rand ankommt, muss das Glas senkrecht gehalten werden, damit eine schöne Schaumkrone entsteht.“
Mit diesem Hintergrundwissen dürfen nun auch die Besucher noch einmal aktiv werden. Unter den Augen von Pedro Artero darf jeder Einzelne sein Können am Zapfhahn unter Beweis stellen. Der Mitarbeiter gibt dabei zahlreiche Tipps. Anschließend ist der Rundgang duch die neue Fabrik von Victoria beendet. Für die Anwesenden war es ein großer Spaß. Auf der Webseite der Fabrik <www.cervezavictoria.es> kann sich jeder für eine kostenlose Führung anmelden. Voraussetzung für den Rundgang ist ein Mindestalter von 18 Jahren.