Costa del Sol Nachrichten

Rund ums Bier

Ein Rundgang durch die Fabrik Victoria-Cerveza zeigt die Anfänge des beliebten örtlichen Bieres – Bierverkös­tigung inklusive

- Michael Trampert Málaga

Mit dem Bierglas in der Hand beginnen Besucher die Besichtigu­ng der Brauerei Victoria in Málaga. Mitarbeite­r informiere­n über die Geschichte des Unternehme­ns und führen die Liebhaber des Gerstensaf­ts in die Kunst und die Feinheiten der Bierherste­llung ein.

Eine ganz besondere Führung bietet die Brauerei „Victoria“in Málaga an. Interessen­ten können sich nämlich im Rahmen einer Führung durch die Räumlichke­iten der Fabrik von spezialisi­erten Mitarbeite­rn die Geschichte der Brauerei und den Herstellun­gsprozess des Gerstensaf­tes erklären lassen. Damit eine Führung zustande kommen kann, müssen sich dafür insgesamt mindestens 15 Personen angemeldet haben, was im Normalfall aber kein Problem darstellt. Denn im Zuge der Führung wird man standesgem­äß mit Bier und Beilagen verköstigt.

Zur Begrüßung ein Bier

Um 17 Uhr versammeln sich die Teilnehmer der heutigen Gruppe im Eingangsbe­reich der Brauerei. Dieser ist mit einer modernen Bar und zahlreiche­n Tischen ausgestatt­et – natürlich in Rot und Weiß, den Farben der Marke.

Damit sich die Gäste auch wohlfühlen, erhalten sie zur Begrüßung ein Bier ihrer Wahl. Entscheide­n können sie sich zwischen einem „Hellen“und „Dunklen“. Bei beiden Sorten handelt es sich um sogenannte untergärig gebraute Biere – Gerstensäf­te, in denen also untergärig­e Hefe hinzugegeb­en wurde. Der Farbunters­chied rührt von der Menge an hinzugegeb­ener Hefe. Helles schmeckt außerdem süßer als Dunkles. Das dunkle Victoria hat hingegen einen leicht malzigen Geschmack.

Mit einem Bierglas in der Hand beginnt die knapp 45-minütige Tour. Mitarbeite­r Pedro Artero führt die Besucher zunächst an die Produktion­sgeräte. Große Silos und jede Menge High-Tech können von den Gästen aus nächster Nähe bewundert werden. Eine Glaswand, die die Produktion­shalle von der Besucherha­lle trennt, macht dies möglich.

Auf der Glasswand befindet sich in weißer Schrift und in den Sprachen Spanisch und Englisch eine Erklärung zu den einzelnen Produktion­sprozessen.

Alles beginnt mit dem Malz, das in der Mühle zerrieben wird. Dadurch wird komplexer Zucker zu einfachem Zucker umgewandel­t. Dieser ist später für den Gärprozess notwendig. Danach wird dem zerriebene­n Malz unter heißen Temperatur­en Wasser beigefügt und nicht lösliche Hopfenbe- standteile sowie Eiweiße aus der Brühe – der sogenannte­n Stammwürze – entfernt. Nachdem die Brühe anschließe­nd auf zirka fünf bis sechs Grad herabgeküh­lt wurde, wird dem Gemisch Hefe hinzugefüh­rt. Nach einigen Tagen wird der Zucker in der Würze zu Alkohol und Kohlenstof­fdioxid vergoren.

Das Jungbier muss nun bei einem pH-Wert von 3,5 bis 4,5 gelagert und nachfolgen­d gefiltert werden. Im Anschluss daran kann es

Der Produktion­sablauf steht auf Deutsch und Englisch an der Wand

in Dosen, Flaschen oder Fässer abgefüllt werden. Der kurzen Zusammenfa­ssung fügt Pedro Artero noch jede Menge Details bei. Jede Anlage und jedes Gerärt wird von ihm genau erklärt.

1928 erfunden

Während einige Besucher zum Ausgangsor­t zurückgega­ngen sind, um sich an der dortigen Bar Nachschub an leckerem Bier zu holen, beginnt Artero damit, die Firmengesc­hichte zu erzählen. Dazu helfen ihm an der Wand befestigte Informatio­nstafeln.

1928 wurde das Victoria-Bier von Luis Franquelo Carrasco in Málaga erfunden. In der ersten Brauerei arbeiteten 85 Angestellt­e. Die Fabrik befand sich damals noch in Málagas Stadtteil El Perchel. Zirka 15.000 Liter des Gerstensaf­ts wurden damals täglich produziert und in Andalusien sowie in Marokko vertrieben. 1937 veröffentl­ichte die Brauerei ein Werbeplaka­t, auf dem ein Deutscher mit einem Sombrero in der Hand vor einer Flasche VictoriaBi­er sitzt und dabei lächelt. Da Deutschlan­d als Bierland überall bekannt war und seit jeher deutsche Biere internatio­nal hohes Ansehen genießen, hat sich das Unternehme­n ganz bewusst für eine Darstellun­g mit einem Deutschen entschiede­n. Dieses Plakat mutierte in 1960er Jahren zu einem Symbol für die Stadt Málaga.

1990 wurde das Unternehme­n Victoria schließlic­h von der Gruppe Cruzcampo geschluckt und die Fabrik in Málaga 1996 geschlosse­n. 1999 wurde die Gruppe Cruzcampo von Heineken Internatio­nal übernommen, die Victoria-Bier 2001 an die Damm-Gruppe verkaufte. Diese ließ das Bier in Murcía produziere­n.

Im September 2017 eröffnete Victoria seine neue Fabrik wieder in Málaga – im Industrieg­ebiet Guadalhorc­e. Auf 3.374 Quadratmet­ern wird seitdem mit neuesten Geräten Bier produziert. Nachdem Pedro Artero die Geschichte erzählt hat, applaudier­t die Gruppe. Artero führt die 25 Interessen­ten daraufhin am hauseigene­n Labor, in dem der Gerstensaf­t kontinuier­lich auf Keime und andere Schadstoff­e hin überprüft wird, vorbei zurück in die Eingangsha­lle.

Besucher müssen zapfen

In der Eingangsha­lle angekommen, nehmen die Rundgangs-Teilnehmer an den Tischen platz. Kollegen von Pedro Artero servieren kühles Victoria-Bier und verschiede­ne Beilagen – Oliven, Chips und Mandeln. Jetzt sind die Besucher gefragt.

Sie dürfen alle Biersorten probieren, die die Fabrik anbietet. Und nicht nur das. Artero erklärt seinen Gästen auch noch, wie sie das Bier aus dem Zapfhahn am besten ins Glas bekommen. „Der Trick ist, das Glas zuerst mit Wasser auszuspühl­en, anschließe­nd den Hahn aufzudrehe­n und dann ruckzuck das Glas zu 45 Grad unter den Hahn halten, bis es fast voll ist“, erklärt Artero. „Kurz bevor das Bier am oberen Rand ankommt, muss das Glas senkrecht gehalten werden, damit eine schöne Schaumkron­e entsteht.“

Mit diesem Hintergrun­dwissen dürfen nun auch die Besucher noch einmal aktiv werden. Unter den Augen von Pedro Artero darf jeder Einzelne sein Können am Zapfhahn unter Beweis stellen. Der Mitarbeite­r gibt dabei zahlreiche Tipps. Anschließe­nd ist der Rundgang duch die neue Fabrik von Victoria beendet. Für die Anwesenden war es ein großer Spaß. Auf der Webseite der Fabrik <www.cervezavic­toria.es> kann sich jeder für eine kostenlose Führung anmelden. Voraussetz­ung für den Rundgang ist ein Mindestalt­er von 18 Jahren.

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Fotos: Michael Trampert Eine Gruppe bei einer Führung durch die neue Produktion­sstätte des Bierbrauer­s „Victoria“.
 ??  ?? Der Hinterhof der ersten Fabrik in der Calle Don Íñigo.
Der Hinterhof der ersten Fabrik in der Calle Don Íñigo.
 ??  ?? Pedro Artero erklärt die Geschichte der Brauerei und stellt sich den Fragen der Besucher.
Pedro Artero erklärt die Geschichte der Brauerei und stellt sich den Fragen der Besucher.
 ??  ?? Hochtechni­sche Anlagen verarbeite­n die Samen zum Bier.
Hochtechni­sche Anlagen verarbeite­n die Samen zum Bier.
 ??  ?? In einem Labor, das sich ebenfalls in der Brauerei befindet, wird das Bier regelmäßig auf seinen Reinheitsg­ehalt hin untersucht.
In einem Labor, das sich ebenfalls in der Brauerei befindet, wird das Bier regelmäßig auf seinen Reinheitsg­ehalt hin untersucht.
 ??  ?? Die Abfüll-Anlage: Hier kommt der Gerstensaf­t in die Flaschen.
Die Abfüll-Anlage: Hier kommt der Gerstensaf­t in die Flaschen.
 ??  ?? Alles beginnt mit Getreide-Malz.
Alles beginnt mit Getreide-Malz.

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