Fettiges und ein Fisch aus Pappmaché
Kuriose Karnevalsbräuche in Spanien – Warum die Sardine begraben wird
Offizieller Karnevalsbeginn in Spanien ist traditionell am Jueves Graso, wörtlich als „Fettiger Donnerstag” zu übersetzen. In Deutschland ist er als Weiberfastnacht bekannt. Das Ende des Karnevals markiert der Aschermittwoch, der Miércoles de Ceniza.
Den Weg von Lateinamerika auf die Kanaren fand der Karneval aller Wahrscheinlichkeit nach durch Rückkehrer aus den Kolonien. Die Erinnerung daran hält man auf der Kana- reninsel Las Palmas jeden Rosenmontag wach. Mit Schiffen legen dann Hunderte weiß gekleideter Kolonialherren mit Strohhüten an und stürmen die Insel in Begleitung von Papageien und Afroeuropäerinnen.
Der Fasching war vielen Herrschenden in Spanien ein Dorn im Auge. So verbot ihn König Carlos I. bereits im Jahr 1523 für 200 Jahre und auch Diktator Francisco Franco schaffte das Narrentreiben im ganzen Land ab. In Teneriffa entging man letzterem Verbot aber, indem sich der Karneval hinter der Maske eines „Winterfestes“versteckte.
Auf Gran Canaria wird jedes Jahr eine Drag-Queen gewählt. Diese Show gehört inzwischen zu den Höhepunkten des Inselfaschings.
Im Westen von Navarra, in Nordspanien, wird seit undenklichen Zeiten Fasching gefeiert. Die Bräuche sind dort so alt, dass sie Außenstehenden nicht immer verständlich sind. Die Masken stellen Naturkräfte dar oder man inszeniert auf der Straße die Verfolgung eines bösen, gefährlichen Wesens.
Im Baskenland kommen lärmende „Kesselflicker“oder „Zigeuner“an Fasching in viele Ortschaften. Außerdem tanzt ein Narr im Bärenkostüm auf den Straßen. Er wird oft von einem Tierbändiger begleitet.
In Zalduondo in Álava steht im Zentrum des Festes die Puppe Marquitos, die jedes Jahr erneut vor Gericht gestellt, verurteilt und zerstört wird.
Am Aschermittwoch wird, symbolisiert durch eine Sardine aus Pappmaché, der Karneval zu Grabe getragen. Ursprünglich wurde Fleisch begraben, das für die Sünde und Ausschweifungen in der Karnevalszeit stand. Zur Sardine kam es vermutlich aufgrund eines Missverständnisses: Denn das Fleisch vom Schwein, dem cerdo, wurde in vielen Orten als „cerdina“bezeichnet, woraus schließlich die sardina wurde. Die Beerdigung der Sardine wird sehr unterschiedlich gefeiert – zum Teil wird der Fisch aus Pappe verbrannt – und ist beispielsweise in Murcia sehr bedeutend geworden.