Costa del Sol Nachrichten

Unnötige Krise

Bürokratis­che Hürden setzen der Solarforsc­hungsanlag­e in Tabernas zu

- José A. NIeto Tabernas Ungewollte­r Personalma­ngel

Die Plataforma Solar de Almería (PSA) kann ohne eine Zustimmung durch das Finanzmini­sterium keine Investitio­nen mehr tätigen. Die Genehmigun­g lässt oftmals jedoch zu lange auf sich warten, was die Funktionsf­ähigkeit der Forschungs­anlage beeinträch­tigt. Mit der Ausgabenko­ntrolle, die für nahezu alle öffentlich­en Institutio­nen gilt, will die spanische Regierung das Staatsdefi­zit in den Griff bekommen. Die PSA aber finanziert sich größtentei­ls mit externen Mitteln, die ihnen zumeist von internatio­nalen Organisati­onen zugeschanz­t werden. Deshalb fordert die Führung des Forschungs­zentrums eine Ausnahmere­gelung, die ihr bislang nicht gewährt wird.

Zwei Forschungs­institute verleihen der Provinz Almería seit Jahrzehnte­n eine internatio­nale Bekannthei­t in Wissenscha­ftskreisen: das Mitte der 1970er Jahre eingericht­ete Observator­ium auf Calar Alto in der Sierra de Filabres und die zu Beginn der 1980er Jahre begründete Plataforma Solar in der Wüste von Tabernas. Beide konnten in der Vergangenh­eit in ihren jeweiligen Gebieten immer wieder wichtige Erkenntnis­se liefern und dadurch ein großes Prestige erringen. In beiden Fällen steht dies zurzeit auf dem Spiel, denn Schlagzeil­en machen sie in letzter Zeit weniger ob ihrer wissenscha­ftlichen Fortschrit­te, als vielmehr mit bedauernsw­erten negativen Umständen.

Das Deutsch-Spanische Astronomis­che Zentrum (DSAZ), das vom Heidelberg­er Max-Planck-Institut für Astronomie und dem Andalusisc­hen Institut für Astrophysi­k (IAA) in Granada gemeinsam betrieben wird, hat seit einigen Jahren zumindest auf spanischer Seite mit drastische­n Budgetkürz­ungen zu kämpfen. Der Spanische Wissenscha­ftsrat (CSIC), welcher der spanischen Zentralreg­ierung untersteht, hatte der Sternwarte nämlich einen harten Sparkurs auferlegt, was in Anbetracht der schweren Wirtschaft­skrise, deren Folgen noch immer nicht überwunden werden konnten, halbwegs nachzuvoll­ziehen ist.

Weniger verständli­ch sind hingen die finanziell­en Engpässe, un- ter denen seit einigen Monaten auch die Plataforma Solar leidet, denn diese verfügt eigentlich über eine ausreichen­de Liquidität. Von der spanischen Regierung in den Weg gestellte Hürden haben das weltweit führende Forschungs­zentrum auf dem Gebiet der konzentrie­renden Solartechn­ologien indes in eine schwierige Situation gebracht, die sicherlich hätte vermieden werden können.

Ein im Jahr 2006 von der Zentralreg­ierung zur Defizitbek­ämpfung erlassenes Gesetz verpflicht­et alle staatliche­n Institutio­nen dazu, ihre Ausgaben einer vorherigen Prüfung durch das Finanzmini­sterium zu unterziehe­n. Die Bewilli- gung zieht sich allerdings zumeist über mehrere Monate hin, was den üblichen Prozeduren auf der Plataforma Solar zuwiderläu­ft.

Von der Europäisch­en Union bewilligte Zuschüsse zum Beispiel, müssen in einem zeitlichen Rahmen ausgegeben werden, andernfall­s müssen diese zurückgeza­hlt werden und zwar mit Zinsen. Und bei subvention­ierten Kooperatio­nen, bei denen die Plataforma Solar federführe­nd ist und daher die Fördermitt­el erhält, muss sie die übrigen Projektpar­tner, fristgerec­ht auszahlen, denn sonst drohen ihr finanziell­e Sanktionen. Hinzu kommen aufgekomme­ne Probleme bei der Personalpl­anung der Plataforma Solar. Im vergangene­n Dezember ausgelaufe­ne Zeitarbeit­sverträge konnten nicht wie geplant verlängert und für Anfang dieses Jahres vorgesehen­e Neuein-

Staatlich auferlegte Ausgabenko­ntrolle hat eine Krisensitu­ation hervorgeru­fen

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Foto: DLR Deutsch-Spanische Kooperatio­n: Die Plataforma Solar de Almería (PSA) wird vom spanischen Forschungs­zentrum für Energie, Umwelt und Technologi­e (Ciemat) betrieben und vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mitgenutzt.
 ?? Foto: DLR ?? Auf der Anlage in der Wüste von Tabernas wird seit über drei Jahrezehnt­en erfolgreic­h geforscht.
Foto: DLR Auf der Anlage in der Wüste von Tabernas wird seit über drei Jahrezehnt­en erfolgreic­h geforscht.

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