Feine Spürnase er spielt, benimmt er sich auch so. Wie ein Wirbelwind fegt er durchs Gelände. Doch sobald sein Trainer Andrés Moreno Sánchez ihn zur Arbeit ruft, zeigt der vierbeinige Schnüffler seine wahren Talente. Mit ungemeiner Tatkraft und Ziel-
Ein Spezialhund der Ortspolizei von Torremolinos sucht nach Schädlingen
Blaky ist ein waschechter Polizeihund, obwohl er nicht im Geringsten danach aussieht. Stattdessen kommt der Spanische Wasserhund mit seiner schwarzweißen Dreadlock-Mähne wie ein etwas durchgeknallter Hippie daher. Und wenn strebigkeit rückt er einem fiesen Schädling auf die Pelle: Dem Palmrüssler, der nicht nur in Spanien, sondern auch in Portugal, Frankreich, Italien und Griechenland sein Unwesen treibt.
Blaky ist ein waschechter Polizeihund, obwohl er nicht im Geringsten danach aussieht. Eher kommt der Spanische Wasserhund wie ein etwas durchgeknallter Hippie daher. Eine lange, schwarzweißgescheckte Mähne mit DreadlockTendenz wirbelt auf und ab, während er wie ein wildgewordener Flummi durch die Gegend springt, wobei er häufiger mit allen Vieren frei in der Luft schwebt, als mit ihnen auf der Erde zu stehen.
Dieses Energiebündel, das zur Hundestaffel der Ortspolizei von Torremolinos gehört, ist zweifelsohne ein Artist. Gleichzeitig ist der vierjährige Rüde auch Spezialist und Pionier. Er sucht nicht nach Schmuggelware, nicht nach Waffen oder Sprengstoff, nicht nach Täter- oder Vermisstenfährten, Blaky kann etwas ganz Besonde- res: Mit ungemeiner Tatkraft und Zielstrebigkeit rückt er dem Palmrüssler auf die Pelle, einem äußerst gefräßigen und gnadenlosen Schädling, der Institutionen und Privatleute gleichermaßen in Atem hält und dem schon Tausende von Palmen zum Opfer gefallen sind.
„Er ist einer der wenigen Hunde in Europa, die auf den Palm- rüssler abgerichtet sind. Die Suche nach dem Schädling mit Hilfe eines Spürhunds ist praktisch und wirtschaftlich“, erklärt Rafael Fontalba, Chef der Ortspolizei von Torremolinos. Ein Techniker müsse verschiedene Untersuchungen durchführen, um den Befall einer Palme zu erkennen und dessen Ausmaß zu ermitteln. Das brauche Zeit und koste pro Palme zwischen 20 und 25 Euro, Blaky dagegen erledige das in drei Minuten und er mache das sozusagen gratis. Denn er gehöre der Stadt und sei festes Mitglied der Ortspolizei. „Und sein Trainer ist einer der besten“, fügt der Chefinspektor hinzu.
Ein mutiger Tausendsassa
Frisch gekämmt und mit verwegenem Gesichtsausdruck tobt Blaky durch den Garten des Kulturzentrums Pablo Ruíz Picasso in Torremolinos, während seine zweibeinigen Kollegen von der Hundestaffel arbeiten und seine Übung vorbereiten müssen. Dass auf den Rasenflächen einige Schilder mit „Perros no“rumstehen, interessiert ihn nicht: Er hat von höchster Stel-
le die Lizenz, diese Ordnungswidrigkeit zu begehen. Und das lässt er sich nicht zweimal sagen. Wie ein Wirbelwind fegt er durchs Gelände, begrüßt Menschen, die herumstehen, erkundet das Terrain und stellt unter Beweis, dass sein Spiel- und Beutetrieb einwandfrei funktionieren. Noch mehr in Verzückung gerät der Spanische Wasserhund, wenn sein Trainer Andrés Moreno ihm zwischendrin sein Beißspielzeug vor die Nase hält – weiß er doch, das wird sein Preis sein, sobald er seinen Job erfolgreich erledigt hat. Das hat er als Welpe während seiner Ausbildung zum Spürhund gelernt. Wer Blaky beim Herumtollen beobachtet, kann es erahnen: Die Palmrüssler sind geliefert, noch bevor die Suche begonnen hat!
Sehr sozial und instinktiv
Blaky, den die Ortspolizei von einer Familie geschenkt bekam und der einer Rasse angehört, die von andalusischen Schäfern, Fischern oder Jägern ganz traditionell als Hüte- oder Apportierhund eingesetzt wird, bringt alle Qualitäten mit, die ein Spezialhund braucht. „Er ist sehr sozial, sehr instinktiv, sehr mutig und lernbereit“, weiß Moreno, der die Hunde der Ortspolizei seit 1995 auf Linie bringt. Gleichzeitig ist Moreno Präsident des andalusischen SchäferhundClubs „Real Ceppa“und sammelte in den USA, in Russland, Frankreich, Belgien, Holland oder Deutschland internationale Wettkampferfahrung – sowohl als Führer als auch als Wettkampfrichter. Er ist Züchter von Arbeitsschäferhunden und bildet in der Hundeschule von Torremolinos private Vierbeiner und deren Herrchen oder Frauchen aus.
Auch andere zweibeinige Kollegen haben Lob für Blaky übrig. „Esta más loco que una cabra“, sagt der Verantwortliche der Hundestaffel, Paco Pérez, und lacht. Diese spanische Redensart ließe sich laut Übersetzungsplattformen mit „er hat nicht alle Tassen im Schrank“oder „er ist total durchgeknallt“interpretieren. Doch eigentlich will Pérez damit nur ausdrücken, dass Blaky überdurchschnittlich aktiv und arbeitsfreudig ist: „Der wird nie müde, wenn andere Hunde sich schon langweilen, sucht er immer noch.“
Blaky rettet Kulturgut
Die schwarzweiße Wundertüte hat also alle Voraussetzungen, um es mit dem Palmrüssler aufzunehmen. Den erschnüffele er schon im Frühstadium, hat sein Trainer versprochen. Also nicht erst, wenn sich fiese dicke Larven und elegante rote Krabbelkäfer in aller Heimlichkeit durch den gesamten Stamm gefressen haben – und die Palme meist dem Tod geweiht ist. Damit spart Blaky der Stadt und dem Steuerzahler tatsächlich viel Geld, denn ausgewachsene Palmen sind teuer. Ganz nebenbei profiliert sich der sympathische Wasserhund in gewisser Weise auch als Kulturgut-Retter: Palmen gehören schließlich zum Mittelmeerraum wie der Eiffelturm zu Paris. Für viele internationale Urlauber sind sie der Inbegriff mediterranen Lebensgefühls. Welcher kälte- und regengeplagte Mittel- oder Nordeuropäer wünscht sich nicht, mal irgendwann, irgendwo im sonnigen Süden unter schattigen Palmen zu sitzen?
Doch dieser Urlaubstraum könnte zu einem seltenen Luxus werden, sollte sich die Plage noch weiter ausbreiten. Schon heute präsentiert sich an vielen Plätzen im Mittelmeerraum das gleiche Bild: Traurig herabhängende, vertrocknete Palmwedel oder gekappte Stämme zeugen von einer Plage, die nach Angaben des spanischen Landwirtschaftsministeriums 1994 in Andalusien Einzug hielt (siehe Kasten, Seite 22). Auch auf den Kanaren, den Balearen und in Galicien wütet der zerstörerische Schädling, obendrein ist er längst auf Vernichtungsmission in Portugal, Frankreich, Italien und Griechenland unterwegs. „Aus“, ruft Moreno, „ahora trabajamos“. Bei dieser Aufforderung, in den Arbeitsmodus umzuschalten, zeigt Blaky gleich zwei weitere Talente: Er versteht mehrere Sprachen und er ist gehorsam. Es ist, als habe der Trainer mit seinen Worten einen Schalter im Kopf des Hundes umgelegt. Schnell sitzt Blaky bei Fuß und ist startklar.
Was bleibt noch zu sagen? Natürlich findet Blaky im Handumdrehen die toten PalmrüsslerExemplare, die sein Kollege Álva-
Blaky ortet den Palmrüssler bereits im Frühstadium, dadurch spart die Stadt viel Geld