Ein gnadenloser und gefräßiger Schädling
Anfang der 1990er Jahre zog der Palmrüssler in Spanien ein – Schuld waren ägyptische Palmen
Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Madrid zog die Palmrüssler-Plage 1994 in Spanien ein. Der erste Befall wurde in Almuñécar in der Provinz Granada registriert. Eine Ladung infizierter ägyptischer Palmen, die über den Jemen in den Hafen von Málaga verschifft wurde, soll das Übel ausgelöst haben. Zu Beginn hätten die eingesetzten Schädlingsbekämpfungsmittel sogar noch Erfolge erzielt, ist offiziellen Dokumenten zu entnehmen. Aufhalten ließ sich der gefräßige Krabbler trotzdem nicht: 2005 hatte er sich schon bis zum größten Palmenpark Europas in Elche durchgefressen.
Ausrottung unmöglich
Doch konsequente Maßnahmen seitens der verantwortlichen Behörde ließen auf sich warten. Erst 2010 wurde die Plage durch das Königliche Dekret 77/2010 zum öffentlichen Thema. Dieses Gesetz nimmt übrigens auch Privatpersonen in die Pflicht: Sollte ein Grundstückseigentümer sich nicht um infi- zierte Palmen kümmern, kann die Behörde einschreiten und die Rechnung an die Verursacher weiterleiten. Und damit sind nicht die Palmrüssler gemeint. Von einer vollständigen Ausrottung des Schädlings war bei Inkrafttreten des Dekrets längst nicht mehr die Rede. Die Plage sei nicht mehr zu beseitigen, man müsse mit ihr leben, konstatierten Gervasio Tapia Pérez, Ángeles Ruiz Nieto und Mar Téllez Navarro vom Forschungs- und Ausbildungszentrum „Ifapa-La Mojonera“in der Provinz Almería in einem Maßnahmenkatalog, den sie für die andalusische Landesregierung erstellten. Und eins ist sicher: Die Plage ist zweifellos ein Drama für die Natur und Palmenliebhaber, aber sie ist auch ein Bombengeschäft für Chemiefirmen.
Insektizide und Bienensterben
Denn ohne Insektizide wie Confidor von Bayer Crop Science oder Chlorpyrifos von Dow Chemical können Palmen kaum noch überleben. Diese Mittel werden nicht nur bei einem Befall, sondern auch vorbeugend angewandt. Doch der Einsatz dieser Produkte hat Nebenwirkungen, sie töten nicht nur den Palmrüssler, sondern auch andere Tiere wie Eidechsen oder Bienen. Das bestätigen auch europäische Direktiven: Seit 2013 dürfen Produkte wie Confidor wegen des Bienensterbens nur noch eingeschränkt eingesetzt werden. Bei der Behandlung von Samen, Böden und Pflanzenkulturen ist das Insektizid ganz verboten, nur bei Palmen wurde der Gebrauch unter Einschränkungen erlaubt. Einige umweltorientierte Gärtner empfehlen deshalb alternative Bekämpfungsmittel wie Fadenwürmer (Nematoden), die in die Eier eindringen, oder Pilze wie den Beauveria bassiana, der den Käfer attackiert.
„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Mix aus diversen Maßnahmen die besten Erfolge erzielt“, erklärt José Llorens Molina, der über zwei Jahrzehnte für die Stadtverwaltung von Estepona tätig war und an Testreihen im Palmgarten Elche mitgewirkt hat. Die Wirksamkeit der unterschiedlichen Methoden hinge von verschiedenen Faktoren ab, wie von der Jahreszeit, den Temperaturen, dem Regen oder der Sonneneinstrahlung.
Nach Einschätzung von Llorens Molina wurde die Ausbreitung des Palmrüsslers in Spanien auch durch die Wirtschaftskrise beschleunigt. Denn sowohl für Gemeinden als auch Privatleute stellt die Beseitigung oder Behandlung infizierter Palmen eine finanzielle Belastung dar.