Rajoy gerät parteiintern unter Druck
Für ein schärferes Profil: Vom Regierungschef werden neue Gesichter im Kabinett erwartet
Madrid – tl. Die Volkspartei hat das Trauma der Katalonienwahl, bei der die konservativen Wähler in Scharen zu Ciudadanos überliefen und die PP in der Bedeutungslosigkeit versank, noch nicht überwunden. Mit Blick auf die Regional- und Kommunalwahlen in einem Jahr werden die Stimmen lauter, die von Partei- und Regierungschef Mariano Rajoy verlangen, der PP ein schärferes Profil zu geben.
Noch widersteht Rajoy dem Druck: „In Katalonien hat die Re- gierung ihre Pflicht erfüllt und alles richtig gemacht.“Die Partei dagegen habe in Katalonien versagt und das müsse analysiert werden. Gleichwohl meinen führende Parteimitglieder aus den Regionen gegenüber der Zeitung „El País“, dass die Regierung sich nicht aus der Verantwortung stehlen könne, wenn es darum gehe, das Image der PP zu stärken.
Gedacht ist vor allem an neue Gesichter im Kabinett. Die aktuellen Mitglieder würden sich auf ih- ren Job als Minister konzentrieren und seien in der öffentlichen Wahrnehmung kaum präsent. Nach der Kabinettssitzung am Freitag sei für die meisten Schluss, Arbeit für die Partei an den Wochenende finde nicht statt, lauten die Vorwürfe. Für die Kritiker stellt der mögliche Wechsel von Wirtschaftsminister Luis de Guindos ins Direktorium der Europäischen Zentralbank im Mai einen idealen Zeitpunkt dar, eine Kabinettsumbildung vorzunehmen.
In die Schusslinie der Bedenkenträger gerät auch Generalsekretärin María Dolores de Cospedal. Dass die Nummer zwei der PP neben ihren Jobs in der Partei und als Verteidigungsministerin im kommenden Jahr obendrein als Spitzenkandidatin in Castilla-La Mancha antreten will, sei zu viel des Guten. Allerdings wird schon erwartet, dass sich bekannte Namen aus dem Kabinett für eine Kandidatur in wichtigen Regionen oder Städten zur Verfügung stellen.