Karnevalsstimmung sieht anders aus
Eine Karnevalshochburg ist Almería, anders als etwa Cádiz oder Aguilas, wahrlich nicht. Da man heutzutage aber anscheinend jeden festlichen Anlass feiern und jede Tradition von wo auch immer übernehmen muss (warum eigentlich?) werden die närrischen Tage auch hier zunehmend propagiert. Das Programm wird in der Tat von Jahr zu Jahr breiter und interessanter. Und was anfangs nur wenige eingefleischte Karnevalisten interessierte, lockt allmählich eine immer größere Masse an. Allein es fehlt an der Essenz des Karnevals: der ausgelassenen Stimmung. Am vergangenen Sonntag wohnte ich dem Umzug in Almería bei. Eine sonderbare Mischung aus andalusischem und kanarischem Karneval, als ob man sich nicht so recht entscheiden könnte. Vorneweg die lustig verkleideten Gesangsgruppen, gefolgt von fantasievoll kostümierten Tanzgruppen. Die Verkleidungen der Gesangsgruppen waren tatsächlich recht belusti- gend. Deren Träger aber marschierten größtenteils den Paseo de Almería hinauf, ohne die Umstehenden überhaupt wahrzunehmen. Eiligen Schrittes, wie wenn sie zu einem wichtigen Termin hasten würden, sich untereinander unterhaltend oder gar mit dem Handy telefonierend. Eine Interaktion mit dem Publikum glänzte, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, eher durch ihre Abwesenheit. Wofür die völlig passiven Zuschauer aber auch mitverantwortlich sind.
Trotz der im Februar oftmals eisigen Temperaturen. Oder gerade deswegen? Musste man sich nicht zwangsläufig mehr bewegen, um nicht zu erfrieren? Und dann trug wohl auch der Glühwein sein Scherflein dazu bei, der Menge einzuheizen und den Stimmungspegel anzuheben... (jan)