Costa del Sol Nachrichten

Klassenzie­l ohne Hilfe geschafft

Erstmals kann Spanien die Defizitvor­gaben der EU-Kommission erfüllen

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Madrid – tl. Spanien hat im vergangene­n Jahr zum ersten Mal seit Ausbruch der Wirtschaft­s- und Immobilien­krise die Defizitvor­gaben aus Brüssel für den Staatshaus­halt erfüllt. Wie Ministerpr­äsident Mariano Rajoy am vergangene­n Donnerstag vorab verkündete, lag das Defizit 2017 bei 3,07 Prozent. Vereinbart mit der EU-Kommission waren 3,1 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP).

Die spanischen Staatsfina­nzen sind im Rückblick ein Drama: 2007 wurde sogar noch ein Haushaltsü­berschuss von fast zwei Prozent erwirtscha­ftet. Dann ging es bergab. 2009 betrug das Defizit sogar die Rekordmark­e von minus 11,02 Prozent, um sich in den Folgejahre­n schrittwei­se zu senken. Die Kommission als Hüterin des EuroStabil­itätspakte­s kam in der Krise Schuldenlä­ndern mit einer sehr breiten und detaillier­ten Analyse von Konjunktur- und Budgetdate­n entgegen. Spanien bekam so wegen der Krise mehr Zeit zum Sparen. Aber stets blieb das Land über den jeweiligen Defizitvor­gaben aus Brüssel.

Das 2017-Ergebnis ist auch deshalb bemerkensw­ert, weil es ohne weitere Zugeständn­isse der EUKommissi­on zustande gekommen ist. Weil das Defizit aber noch immer über der Maastricht-Marke von 3,0 Prozent liegt, kann Spanien wohl noch nicht aus dem offizielle­n EUDefizitv­erfahren, das der Wachstums- und Stabilität­spakt vorsieht, entlassen werden. Somit dürfte Spanien das einzige EU-Land bleiben, das haushaltst­echnisch noch unter Brüsseler Kuratel steht.

Für das laufende Jahr sind mit der EU-Kommission 2,3 Prozent vereinbart. In Brüssel geht man allerdings davon aus, dass dies Vorgabe nicht erfüllt wird. Die Regierung in Madrid wird das wohl in Kauf nehmen, um nicht größere Sparmaßnah­men ergreifen zu müssen. Vor allem mit Blick auf die massiven Proteste der Rentner und deren Forderung nach höheren Altersbezü­gen.

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