Starke Proteste
Polizei versucht Räumung der Casa Invisible und schließt Theke – Aktivitäten werden fortgeführt
Aktivisten protestieren gegen den Bau des neuen Sportzentrums des FC Málaga
Gut eineinhalb Wochen lang, nachdem mehr als 5.000 Menschen aller Alters- und Berufsgruppen am 10. März Málaga gegen die Räumung des besetzten Kulturzentrums Casa Invisible demonstriert hatten, liefen die kulturellen Aktivitäten und der Terassenbetrieb im Innenhof des Gebäudes wie gehabt. Dann kam alles Schlag auf Schlag.
Am 21. März erschienen nach Angaben der Betreiber des Kulturzentrums um die Mittagszeit vier Ortspolizisten in zivil und versuchten, einen Räumungsbescheid durchzusetzen, ließen dann aber von ihrem Vorhaben ab, als sie darauf hingewiesen worden seien, dass der Bescheid ein alter und nicht gültig sei. Am folgenden 22. März berichtete die Lokalpresse, dass das Trinkwasser an der Theke mit Coli-Bakterien verseucht sei.
„Zwischenfall behoben“
Die Pressebeauftragten der Casa Invisible dementierten dies noch am selben Tag. Der Vorfall liege einige Zeit zurück und es habe sich nur um ein punktuelles Problem aufgrund einer Filtration gehandelt, das längst behoben sei. Als sich die Verseuchung ereignet habe, sei das Wasser sofort abgestellt worden, so dass keine Gefahr für die Gäste bestanden habe. Um zu beweisen, dass das Wasser längst wieder allen Vorschriften entspreche, sei eine Studie in Auftrag gegeben worden, deren Ergebnis demnächst vorliege.
Am Tag darauf, dem 24. März, kam erneut die Polizei in die Casa Invisible. Laut den Betreibern wollten sie wieder den Innenhof räumen, hätten dies aber aufgrund der Präsenz von mehr als 100 Personen, die an verschiedenen Gesprächskreisen teilnahmen, unterlassen. Allerdings versiegelten die Beamten sämtliche Wasser- und Zapfhähne und die Kühlschränke an der Theke mit Klebeband wegen angeblicher Gesundheitsgefährdung.
Aktivitäten gehen weiter
Die Betreiber der Casa Invisible richteten daraufhin einen Appell über die sozialen Netzwerke an ihre Gäste und Unterstützer, ihr Essen und Getränke selbst mitzubringen und eigene kulturelle Aktivitäten für den Innenhof vorzuschlagen, die sie auch innerhalb weniger Tage umsetzen könnten. Dies funktionierte sogar. Neben den regulären Aktivitäten wie beispielsweise Yoga, Pilates und Tai Chi wurden etliche zusätzliche wäh- rend der Karwoche durchgeführt, von denen vor allem ein SwingTanz-Abend am 28. März eine große Teilnehmerzahl hatte.
Am Dienstagabend gegen 19 Uhr läuft in der Casa Invisible gerade ein Vortrag über den Klimawandel, dem rund vierzig Personen vor dem Podium und von den Tischen weiter hinten zuhören. Anwesend ist auch Florencio Cabello, Professor für audiovisuelle Kommunikation der Universität von Málaga und Mitglied des juristischen Ausschusses der Casa Invisible. „Mit der Schließung der Theke ist unsere einzige Einnahmequelle versiegt“, sagt er. „Was die Stadt betreibt, ist eine Strategie des langsamen Erstickens.“
Das Gründungsmitglied der Casa Invisible ist trotzdem optimistisch, dass der Terrassenbetrieb bald wieder läuft. „Wir haben Ein- spruch gegen die Schließung der Theke erhoben“, erklärt er. „Unsere Wasseranalysen liegen bald vor, daher hoffe ich, dass wir die Theke möglicherweise in der nächsten Woche wieder öffnen können.“
Restaurierung könnte beginnen
Florencio Caballo hält es für unwahrscheinlich, dass sich auf die von der Partei Ciudadanos initiierte Ausschreibung des Kulturhauses ein neuer Betreiber findet. „Selbst im Bauamt geben sie zu, dass, wenn sie uns rauswerfen, sich keiner findet, der eine Million Euro für die Restaurierung des Gebäudes investiert und daraus wieder ein Kulturzentrum macht“, sagt er. „Das ist einfach nicht rentabel für ein privates Unternehmen. Dabei haben wir mittlerweile 150.000 Euro gesammelt, mit der die Restaurierung beginnen könnte.“