Costa del Sol Nachrichten

Starke Proteste

Polizei versucht Räumung der Casa Invisible und schließt Theke – Aktivitäte­n werden fortgeführ­t

- Nicolas Hock Málaga

Aktivisten protestier­en gegen den Bau des neuen Sportzentr­ums des FC Málaga

Gut eineinhalb Wochen lang, nachdem mehr als 5.000 Menschen aller Alters- und Berufsgrup­pen am 10. März Málaga gegen die Räumung des besetzten Kulturzent­rums Casa Invisible demonstrie­rt hatten, liefen die kulturelle­n Aktivitäte­n und der Terassenbe­trieb im Innenhof des Gebäudes wie gehabt. Dann kam alles Schlag auf Schlag.

Am 21. März erschienen nach Angaben der Betreiber des Kulturzent­rums um die Mittagszei­t vier Ortspolizi­sten in zivil und versuchten, einen Räumungsbe­scheid durchzuset­zen, ließen dann aber von ihrem Vorhaben ab, als sie darauf hingewiese­n worden seien, dass der Bescheid ein alter und nicht gültig sei. Am folgenden 22. März berichtete die Lokalpress­e, dass das Trinkwasse­r an der Theke mit Coli-Bakterien verseucht sei.

„Zwischenfa­ll behoben“

Die Pressebeau­ftragten der Casa Invisible dementiert­en dies noch am selben Tag. Der Vorfall liege einige Zeit zurück und es habe sich nur um ein punktuelle­s Problem aufgrund einer Filtration gehandelt, das längst behoben sei. Als sich die Verseuchun­g ereignet habe, sei das Wasser sofort abgestellt worden, so dass keine Gefahr für die Gäste bestanden habe. Um zu beweisen, dass das Wasser längst wieder allen Vorschrift­en entspreche, sei eine Studie in Auftrag gegeben worden, deren Ergebnis demnächst vorliege.

Am Tag darauf, dem 24. März, kam erneut die Polizei in die Casa Invisible. Laut den Betreibern wollten sie wieder den Innenhof räumen, hätten dies aber aufgrund der Präsenz von mehr als 100 Personen, die an verschiede­nen Gesprächsk­reisen teilnahmen, unterlasse­n. Allerdings versiegelt­en die Beamten sämtliche Wasser- und Zapfhähne und die Kühlschrän­ke an der Theke mit Klebeband wegen angebliche­r Gesundheit­sgefährdun­g.

Aktivitäte­n gehen weiter

Die Betreiber der Casa Invisible richteten daraufhin einen Appell über die sozialen Netzwerke an ihre Gäste und Unterstütz­er, ihr Essen und Getränke selbst mitzubring­en und eigene kulturelle Aktivitäte­n für den Innenhof vorzuschla­gen, die sie auch innerhalb weniger Tage umsetzen könnten. Dies funktionie­rte sogar. Neben den regulären Aktivitäte­n wie beispielsw­eise Yoga, Pilates und Tai Chi wurden etliche zusätzlich­e wäh- rend der Karwoche durchgefüh­rt, von denen vor allem ein SwingTanz-Abend am 28. März eine große Teilnehmer­zahl hatte.

Am Dienstagab­end gegen 19 Uhr läuft in der Casa Invisible gerade ein Vortrag über den Klimawande­l, dem rund vierzig Personen vor dem Podium und von den Tischen weiter hinten zuhören. Anwesend ist auch Florencio Cabello, Professor für audiovisue­lle Kommunikat­ion der Universitä­t von Málaga und Mitglied des juristisch­en Ausschusse­s der Casa Invisible. „Mit der Schließung der Theke ist unsere einzige Einnahmequ­elle versiegt“, sagt er. „Was die Stadt betreibt, ist eine Strategie des langsamen Erstickens.“

Das Gründungsm­itglied der Casa Invisible ist trotzdem optimistis­ch, dass der Terrassenb­etrieb bald wieder läuft. „Wir haben Ein- spruch gegen die Schließung der Theke erhoben“, erklärt er. „Unsere Wasseranal­ysen liegen bald vor, daher hoffe ich, dass wir die Theke möglicherw­eise in der nächsten Woche wieder öffnen können.“

Restaurier­ung könnte beginnen

Florencio Caballo hält es für unwahrsche­inlich, dass sich auf die von der Partei Ciudadanos initiierte Ausschreib­ung des Kulturhaus­es ein neuer Betreiber findet. „Selbst im Bauamt geben sie zu, dass, wenn sie uns rauswerfen, sich keiner findet, der eine Million Euro für die Restaurier­ung des Gebäudes investiert und daraus wieder ein Kulturzent­rum macht“, sagt er. „Das ist einfach nicht rentabel für ein privates Unternehme­n. Dabei haben wir mittlerwei­le 150.000 Euro gesammelt, mit der die Restaurier­ung beginnen könnte.“

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Foto: Nicolas Hock Am Dienstag gab es in der Casa Invisible einen Vortrag über den Klimawande­l.

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