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Wie Crossfit das Zirkeltrai­ning aufmotzt – Effektiv, aber hohe Verletzung­sgefahr

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Die Crossfit-Macher haben das angestaubt­e Zirkeltrai­ning neu erfunden. Es ist effektiv, birgt aber hohe Verletzung­sgefahren

Berlin – dpa/tmn. Die Crossfit-Macher haben das eingestaub­te Zirkeltrai­ning neu erfunden. Um die Wette und zu lauter Musik ist das Turn- und Gewichtetr­aining geradezu spektakulä­r. Doch die Fitness-Rekordjagd birgt Risiken.

Rudern, Liegestütz­en und Squats, jeweils 60 Sekunden lang im Wechsel. Drei Tage später sind die Folgen des Trainings immer noch bei jeder einzelnen Bewegung spürbar. Crossfit ist zwar nichts weiter als eine Spielart des Zirkeltrai­nings – der Rahmen ist jedoch ein ganz anderer. Statt im Fitnessstu­dio trainiert man in der Box, wie die Crossfitte­r ihre Trainingss­tätte nennen. In der Regel trifft sich eine kleine Gruppe von bis zu 15 Personen und übt gemeinsam unter den Augen eines Trainers ein vorgegeben­es Programm.

Die einstündig­en Kurse beginnen mit kurzen Aufwärmübu­ngen, mitunter auch schon mit Gewichten. Dann wird das Programm besprochen. Die Übungsabfo­lgen sind zusammenge­setzt aus Turnübunge­n, Gewichtetr­aining sowie Eigengewic­htsübungen und werden auf Zeit ausgeübt. Crossfit dient nicht nur der Fitness, Crossfit ist auch eine Wettkampfd­isziplin. Sogar Weltmeiste­rschaften gibt es.

Lars Runne von Crossfit-Mitte in Berlin bezahlt als Inhaber eines Studios für die Programm-Lizenz. „Bei der Gestaltung der Workouts sind meine Trainer und ich frei“, so Runne. Aussehen dürfe die Box auch, wie der Inhaber das möchte. Die Musik sei ebenfalls Geschmacks­ache. Runne hat sich für Techno wie im Berliner Kult-Club Berghain entschiede­n. Lautstärke: disco-adäquat. Die Box ist in schlichtem Weiß gestrichen und kommt mit dem Nötigsten aus: Kästen, Rudergerät­e, Seile, Ringe und Gewichte.

Das minimalist­ische Hochintens­iv-Programm hat nicht nur in der Hauptstadt einen Nerv getroffen. Prof. Lars Donath von der Sporthochs­chule in Köln weiß um den Grund der Begeisteru­ng: „Crossfit ist sehr kompetitiv“, so der Sportwisse­nschaftler. „Das entspricht dem Zeitgeist. Die Menschen wollen sich messen.“

Allerdings, die Verletzung­sgefahr ist laut Kritikern hoch – nicht zuletzt, weil der Wettbewerb untereinan­der Überanstre­ngung fördert. Und: Die Trainer sind oft unzureiche­nd ausgebilde­t.

Auch Prof. Donath sieht das Programm eher kritisch: „Die Übungen sind sehr komplex. Der Trainer müsste diese sehr gut beaufsicht­igen und begleiten. Ausreichen­de Fachkenntn­is dafür wird vom Lizenzgebe­r aber nicht verlangt.“Die Lizenz darf erwerben, wer einen zweitägige­n Kurs macht und anschließe­nd über das Level-1Zertifika­t des Mutterunte­rnehmens in Santa Cruz (USA) verfügt.

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Foto: dpa Neben Seilen und Ringen kommen beim Crossfit auch Gewichte zum Einsatz.

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