Eine kleine Zeitgeschichte
Die Spanier, so heißt es, essen zu spät zu Abend, sehen zu spät Fernsehen und schlafen deshalb zu wenig, was ungesund ist und schlechte Laune macht. Schuld daran soll sein, dass sich die Spanier in der falschen Zeit befinden. Zwar schon in der Gegenwart. Aber dass das, was die Uhr sagt, hierzulande nicht mit dem natürlichen Ablauf von Tag und Nacht übereinstimmt. Und dass die Sommerzeit jetzt alles nur noch viel schlimmer macht. Bevor wir in großes Bedauern verfallen, erinnern wir uns daran, was wir schon als Kind gelernt haben. Die Sonne steht mittags um zwölf an ihrem höchsten Punkt am Himmel. High Noon sozusagen. In Spanien aber wäre Gary Cooper zu spät zum Duell gekommen. Um zwei Stunden. Denn hierzulande steht die Sonne im Sommer erst um 14 Uhr am höchsten. Wie kann das sein? Seit 1940 befindet sich Spanien in der gleichen Zeitzone wie Deutschland. Der sogenannten Mitteleuropäischen Zeit. Zuvor war es die Westeuropäische Zeit. Die Legende besagt, Diktator Franco habe mit dem Wechsel Hitler einen Gefallen tun wollen. Denn die Westeuropäische Zeit hieß auch Greenwich Mean Time. Womit die mittlere Sonnenzeit am Nullmeridian gemeint war. GMN war lange Vielleicht ist die ganze Diskussion aber auch nur Zeitverschwendung: „Wir folgen in unseren Gewohnheiten dem Lauf der Sonne, völlig unabhängig davon, was die Uhr sagt“, meint José María Martín Olalla, Physikprofessor in Sevilla. Oder anders gesagt: Der Glückliche hat keine Uhr.