Energie-Mix im Jahr 2030:
Expertengruppe legt 500-Seiten-Dokument zum Klimawandelgesetz vor – Kernenergie als Knackpunkt
Expertengruppe legt ein 500 Seiten starkes Dokument zum Klimawandelgesetz vor
Madrid – tl. Spaniens EnergieSituation im Jahre 2030: Die Kohle ist so gut wie verschwunden, die Kernkraft aber bleibt bestehen. So lautet das Grundszenario der Expertengruppe für das künftige Klimawandelgesetz, das Energieminister Álvaro Nadal vorbereitet. Am Montag konnte Nadal das 500 Seiten starke Werk, an dem die Experten acht Monate gearbeitet hatten, entgegennehmen.
Die Expertengruppe wurde im Juli vergangenen Jahres vom Energieministerium ins Leben gerufen. Die Mitglieder wurden von der Regierung, den im Parlament vertretenenen Parteien sowie von den Gewerkschaften und den Arbeitgebern in das Gremium berufen. Die Aufgabe: Vorschläge zu unterbreiten für ein künftiges Klimawandelgesetz, mit dem Spanien die im Klimaschutzabkommen von Paris beschlossenen Ziele erfüllen soll.
Zusammenfassend ergibt sich für 2030 folgende Situation: Die Kohle als Energieträger zur Stromproduktion hat ausgedient. Allerdings bleibt ein einziges Kohlekraftwerk in Betrieb. Derzeit sind es 15 in ganz Spanien. Zahlenmäßig auf dem gleichen Stand wie zur Zeit bleiben die mit Gas betriebenen Kraftwerke im kombiniertem Zyklus. Sie übernehmen vor allem die Funktion der Kohlekraftwerke.
Die Erneuerbaren Energien sind laut Experten-Szenario 2030 erheblich ausgebaut worden. Die Windkraft um rund 35 Prozent im Vergleich zu heute. Den größten Sprung aber macht die Photovoltaik. Die verzehnfacht sich. Von 4.431 Megawatt auf über 47.000. Das setzt auch entsprechende Spei- cherkapazitäten voraus. 62 Prozent des in Spanien produzierten Stroms würden 2030 dann aus Erneuerbaren Energien stammen.
Die Experten setzen aber auch weiterhin auf die Kernkraft – und zwar in der bestehenden Kapazität. Anders lasse sich der Ausstoß an Treibhausgasen nicht entsprechend einschränken. Dazu allerdings bedarf es eine Verlängerung der Be- triebsdauer über die bisher geltenden 40 Jahre hinaus. Eine Abschaltung der Kernkraftwerke sie nicht nur mit höheren Kosten verbunden, „sondern wird den CO2-Ausstoß auch verdoppeln“, heißt es.
Doch der politische Widerstand gegen eine Verlängerung der KKW-Lebensdauer ist erheblich. Wegen der ungeklärten Frage der Entsorgung radioaktiver Abfälle – weder gibt es ein Zwischenlager für schwachradioaktive Abfälle noch ein Endlager für hochradioaktives Material – ist die PSOE dafür, dass die spanischen Meiler nach 40 Jahren vom Netz gehen. Das letzte KKW müsste demnach 2028 abge- schaltet werden. Die Linkspartei Podemos ist für einen Ausstieg aus der Kernkraft bereits 2024.
Die Expertengruppe spricht sich ferner für eine „auf Umweltzielen basierende Steuerreform“aus. Das beinhaltet etwa die Einführung einer CO2-Steuer sowie eine höhere Besteuerung von Benzin und Diesel. Auf diese Weise ließe sich die Stromrechnung von den Bestandteilen bereinigen, die nichts mit der Stromproduktion zu tun haben. Auch die umstrittene „Sonnen-Steuer“auf private Photovoltaik-Anlagen, die ins Netz einspeisen, gehört nach Meinung der Experten abgeschafft.
Der Widerstand gegen eine Verlängerung der KKW-Lebensdauer ist erheblich