Erlebnisse im Spanischen Bürgerkrieg
Am 25. April 1938 veröffentlichte George Orwell seine „Homage to Catalonia“, das in Deutschland 1964 als „Mein Katalonien“erschien. In dem Buch schilderte der englische Journalist und Schriftsteller in Ich-Form seine persönlichen Erlebnisse als Soldat im Spanischen Bürgerkrieg.
Im Dezember 1936 kam Orwell als Reporter nach Barcelona. Dort schloss er sich, begeistert von der sozialen, antibürgerlichen Revolution, den bewaffneten Einheiten der kleinen marxistischen Arbeiterpartei Poum an. Erst als einfacher Soldat und später als Offizier wurde er an die katalanische sowie an die aragonesische Front gesandt.
Als er im Mai 1937 verwundet und wieder nach Barcelona zurückgebracht wurde, musste Orwell mitansehen, wie stalinistische Kräfte im antifaschistischen Lager andere linke Bewegungen wie den Anarchismus oder den Trotzkismus verfolgten und diese zum Teil mit Waffengewalt ausschalteten. Während deren Milizen gegen Francos Truppen kämpften, wurden ihre Anführer im Hinterland festgenommen oder ermordet.
Nachdem auch die Poum von der unter sowjetischem Einfluss stehenden Regierung der Spanischen Republik verboten wurde, tauchte Orwell unter. Um sein Leben fürchtend, floh er im Juni 1937 schließlich außer Landes. Orwell wandelte sich ob seiner Erfahrungen in der Folge vom überzeugten Kommunisten zum Verfechter eines demokratischen Sozialismus.
Nach seiner Heimkehr nach England hatte ein Londoner Verlag seine Spanien-Erinnerungen herausgebracht, die als Grundlage von Orwells Totalitarismuskritik gesehen wird, die in seinen Meisterwerken „Farm der Tiere“und „1984“gipfelte. Seine Kritik am spanischen Kommunismus brachte ihm indes einige Probleme ein: Intellektuelle, die Stalin unkritisch gegenüberstanden, warfen Orwell Verrat an der linken Sache vor. (jan)