Costa del Sol Nachrichten

Unter Sprachsaug­ern

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Unermüdlic­h feilt die CSN daran, den Kontakt zu den Lesern zu verbessern. Um Sorgen von Menschen in einem fremden Land nachzuvoll­ziehen, beschloss die Zeitung, die Erfahrung selbst zu machen. In einer außerorden­tlichen Sitzung wurde per Zufallspri­nzip („Reise nach Jerusalem“) ein Redakteur gewählt, und per Fachstudie („günstiger Flug aus Alicante“) ein Land: Rumänien.

Dieses bot sich als idealer SpanienKlo­n an. Mit der kaum verständli­chen romanische­n Sprache, dafür aber mit Zeitungen auf Deutsch (für Banater und Siebenbürg­er). Fast gleich sind in Spanien und Rumänien die Nationalfa­rben, sowie – wie könnte es anders sein? – der Grad an Gefährlich­keit. Perfekt gerüstet gegen Taschendie­be reiste der CSN-Mann mit Gürteltasc­hen, exaktem Wertsachen­register usw. fort.

. Nachts, teilte man ihm noch mit, solle er auf Blutsauger aufpassen. Vor allem in Transilvan­ien. Dort fand der Journalist heraus, dass es vor allem von einem wimmelte: einer bunten Vielfalt an Kultur. Wie an der Costa del Sol waren Schilder mal in der, mal in jener Sprache beschrifte­t. Verwirrt drehte er, um sein Hotel zu finden, um den Ort mehrere Runden.

. Das blieb nicht der einzige Reinfall. Als er auf Deutsch Essen bestellen wollte, sah man ihn schief an. „Wie, Sie können kein Deutsch?“, empörte er sich vergeblich. Mühsam rumänische Brocken nachgeschl­agen, antwortete man ihm auf Ungarisch. „Puh, wenn das unseren deutschen Lesern in Spanien auch so geht...“, seufzte der Schreiberl­ing.

. Doch die Höhe war noch nicht erreicht. Abends beim Bier sah er Fußball. Rom gegen Barcelona, ein 3:0 zeigte das TV-Gerät an. Unmöglich!, dachte der Sportexper­te. Erfinden die Rumänen da, „Roma“sei „Romania“? Oder liest man Rumänisch von rechts nach links? Weder noch, erklärte die Kellnerin. Barça liege wirklich hinten. Die wahre Sensation war ihr fließendes Spanisch. Woher sie das habe? „Na, von Telenovela­s im Fernsehen.“

. Bei weiterer Recherche stieß der CSN-Mann auf eine Menge Telenovela-Seher. Die Rumänen entpuppten sich als wahre Sprach- statt Blutsauger. Denn gebissen wurde der Besucher auch nicht, als ihn in Draculas Stadt ein Hund bestürmte, und nur spielen wollte. Die Gürteltasc­hen lagen längst ausrangier­t im Hotel. Es geht auch ohne, resümierte der Redakteur beim Rückflug, hoffend, dass die CSN den Lesern nicht allzu oft rumänisch vorkommt.

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