Costa del Sol Nachrichten

Folgen des Manada-Urteils

Kommission soll Sexualdeli­kte im Strafgeset­z unter die Lupe nehmen

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Madrid – ck. Die Empörung über das Urteil im Manada-Prozess geht weiter. Die Einschätzu­ng der Richter, bei dem sexuellen Übergriff auf eine junge Frau durch fünf Männer in Pamplona habe es sich nicht um eine Vergewalti­gung, sondern um Missbrauch gehandelt, ruft vor allem die Frauen auf die Straßen.

Auch werden weitere skandalöse Fälle bekannt, in denen Täter mit deutlich geringeren Strafen davonkamen, weil das Opfer sich nicht wehrte und die Richter deshalb keine Vergewalti­gung geltend machten. Das betraf auch Minderjähr­ige, die unter Schock standen.

Die Justiz ihrerseits versucht ihre Unabhängig­keit zu behaupten und verteidigt die Richter und ihre Urteilsfin­dung. Verschiede­ne Juristen-Vereinigun­gen fordern den Rücktritt von Justizmini­ster Rafael Catalá, der einem der Richter im Manada-Prozess offen kritisiert­e und ihm ein „spezielles Problem“unterstell­te. Auch warnen sie davor, das Strafgeset­z wegen eines einzigen Urteils zu reformiere­n, gegen das zudem Berufung einge- legt werden kann. Die Rechtsprec­hung dürfe nicht zum Spielball von Zorn und Empörung der Bevölkerun­g werden.

Am Freitag hat Catalás Ministeriu­m dennoch eine Kommission einberufen, die das Strafgeset­z im Hinblick auf Sexualstra­ftaten analysiere­n soll, um sie gegebenenf­alls zu reformiere­n. Dieser Kommission gehören 20 Strafrecht­ler an, alle sind Männer, keine Frau dabei. Erst, nach Protesten von vielen Seiten entschied Catalá, auch sechs Juristinne­n aufzunehme­n, aber nur in dieser Anhörung. Nichts gesagt zur Polemik um das Urteil hat die Ministerin für Gleichstel­lung, Dolors Montserrat.

Zur Unzufriede­nheit über die öffentlich­en Angriffe kommen Streiks hinzu. Die Justiz protestier­t gegen die Überlastun­g und die Arbeitsbed­ingungen. „Wir können noch immer keine sichere E-Mail von einer Region in die andere schicken, weil die Systeme unterschie­dlich sind“, schimpft ein Justizvert­reter. Seit der Justizrefo­rm des Ministers Alberto Ruiz-Gallardón 2013 bestimmt der Präsident des Obersten Justizrats die zwölf Räte, und der wird von der Regierung vorgeschla­gen. Die Einflussna­hme sei also garantiert, kritisiert die Vereinigun­g Francisco de Vitoria gegenüber der Zeitung „El País“.

Zur Unzufriede­nheit über die öffentlich­en Angriffe kommen Streiks der Justiz hinzu

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